Deutsche Post mit Problemen – Zumwinkel weiter Vorstandschef

Aber zugleich dürfte der Druck steigen, in der Führung für klare Verhältnisse zu sorgen, da wichtige Entscheidungen anstehen. In drei Wochen steht ausserdem die Bilanzpressekonferenz des Unternehmens auf dem Plan. Regulär läuft der Vertrag des 64-Jährigen erst Ende des Jahres aus, über seine Nachfolge und eine mögliche Interimslösung wird aber nun noch heftiger spekuliert.


Vernehmung durch Staatsanwaltschaft Bochum
Bei einer Razzia waren am Donnerstagmorgen das Privathaus Zumwinkels in Köln und dessen Büro in der Bonner Konzernzentrale durchsucht worden. Anschliessend war der Manager in einem Polizeiwagen zur Vernehmung zur Staatsanwaltschaft Bochum gebracht worden. Gegen eine Kaution wurde ein Haftbefehl gegen ihn ausser Kraft gesetzt. Zumwinkel sei wieder zu Hause, hiess es später in einer Erklärung der Post.


Zehn Millionen Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein gebracht
Das ZDF hatte berichtet, Zumwinkel solle zehn Millionen Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein gebracht haben. Weil er die Kapitalerträge daraus nicht versteuert haben soll, liege der Steuerschaden bei rund einer Million Euro. Wie die «Süddeutsche Zeitung» (Freitag) berichtet, hatte der BND Amtshilfe geleistet und einen Informanten, der im vergangenen Jahr Interna über den Post-Chef anbot, an die Wuppertaler Steuerfahndung vermittelt.


Auftakt für eine ganze Serie von Ermittlungen
Nach Informationen des «Handelsblatts» ist dies nur der Auftakt für eine ganze Serie von Ermittlungen. In den nächsten Tagen würden in ganz Deutschland Razzien anlaufen, hiess es laut «Handelsblatt» in Ermittlerkreisen. Hunderte von Tätern seien bereits enttarnt. Die Fahnder haben nach diesen Informationen offenbar massenhaft Unterlagen aus der LGT-Bank, der Bank der liechtensteinischen Fürstenfamilie, erhalten. «Wir haben die ganze Bank geknackt», sagte ein Ermittler laut «Handelsblatt». Mit diesen Informationen konfrontiert, habe LGT-Sprecher Bernd Junkers mit dem Satz reagiert: «Wir kommentieren das im Moment nicht.» Woher die Datensätze stammen, sei noch nicht klar. Bei den Steuersündern handele es sich meist um reiche und prominente Deutsche. Namen seien noch nicht bekannt, schreibt das «Handelsblatt».


Finanzmarktkrise trotz eines Gewinneinbruchs im Schlussquartal gut weggesteckt
Die Postbank hat die Finanzmarktkrise trotz eines Gewinneinbruchs im Schlussquartal bislang besser weggesteckt als mancher Wettbewerber und 2007 deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Der Überschuss sei dank eines starken Zinsgeschäfts, aber auch dank positiver Effekte aus der Unternehmenssteuerreform von 695 Millionen Euro auf 870 Millionen Euro gestiegen, teilte die Post-Tochter am Freitag in Bonn mit. Im Zusammenhang mit der Subprime-Krise verzeichnete das Institut vergleichsweise geringe Wertminderungen in Höhe von insgesamt 112 Millionen Euro – 61 Millionen davon waren bereits im dritten Quartal angefallen. Die zusätzlichen Belastungen machten sich im vierten Quartal bemerkbar: Hier fiel der Überschuss um knapp 39 Prozent auf 169 Millionen Euro. Vor Steuern sank der Gewinn um knapp ein Drittel auf 198 Millionen Euro.


Erstmals Milliardengrenze überschritten
Im Gesamtjahr überschritt die Postbank allerdings vor Steuern wie bereits vorab bekannt gegeben erstmals die Milliardengrenze und steigerte den Gewinn um 6,7 Prozent auf 1,004 Milliarden Euro. Bereinigt um Sondereffekte lag das Plus bei 9,8 Prozent auf 1,029 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg auf 19,3 (VJ: 18,9) Prozent, das Kosten-Ertragsverhältnis (CIR) verbesserte sich im klassischen Bankgeschäft auf 64,8 (66,7) Prozent.


2008 Gewinn von 1,22 Milliarden Euro angestrebt
Für das Jahr 2008 peilt die Postbank vor Steuern unverändert einen Gewinn von 1,22 Milliarden Euro an. Im operativen Geschäft – also vor Sondereffekten – ist ein Vorsteuerergebnis von 1,10 bis 1,20 Milliarden Euro geplant. Das Institut stellte zudem nach wie vor eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von mehr als 20 Prozent in Aussicht, die CIR soll sich auf unter 63 Prozent verbessern. Auch ihre mittelfristigen Ziele bekräftigte die Bank. In den Gesamterträgen schlugen sich im abgelaufenen Jahr neben den Belastungen auch der Veräusserungsgewinn aus dem Versicherungsgeschäft nieder: Sie stiegen um 3,3 Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. Überraschend stark verbesserte sich trotz des harten Wettbewerbs im Privatkundengeschäft der Zinsüberschuss mit einem Plus von vier Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten mit 2,19 Milliarden Euro gerechnet.


Rückstellungen im Kreditgeschäft
Niedriger als erwartet waren die Rückstellungen im Kreditgeschäft: Die Risikovorsorge blieb trotz eines um 12,8 Prozent höheren Kundenkreditbestands mit 338 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, die Experten hatten einen Anstieg um knapp sieben Prozent prognostiziert. Die Gesamtkosten der Bank stiegen gegenüber 2006 nur leicht um 1,6 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro.


Provisionsgeschäft
Im Provisionsgeschäft legte die Postbank um 1,6 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro zu. Hier zeigte laut Mitteilung die zur Jahresmitte eingeleitete Vertriebsoffensive erste Wirkung. Belastend habe sich unter anderem nach wie vor das Geschäft mit Postdienstleistungen ausgewirkt. Das Handelsergebnis lag mit 290 Millionen 9,8 Prozent über dem Vorjahreswert – hier hatten die Experten allerdings im von der Krise belasteten Schlussquartal einen geringeren Einbruch erwartet als eingetreten und waren daher für das Gesamtjahr von 342 Millionen Euro ausgegangen. Im Ergebnis aus Finanzanlagen spiegeln sich die Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der Krise wider, aber auch Verkaufsgewinne: Es blieb mit 294 (292) Millionen Euro auf Vorjahreshöhe. (awp/mc/gh)

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