Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte dem Handelsblatt, derzeit gehe die Regierung noch von 1,2 Prozent Wachstum aus. Die Arbeiten an der nächsten Projektion, die am 27. Januar vorgelegt wird, seien noch nicht abgeschlossen. «Man kann aber davon ausgehen, dass der Wert höher liegen wird», sagte Brüderle. «Ich warne allerdings vor Euphorie. Wir haben noch einen steinigen Weg vor uns und dürfen die Risiken nicht vergessen.»
BDI: «Zwei Prozent Wachstum sind machbar»
Mit ihrer Wachstumserwartung befindet sich die Regierung im unteren Bereich der Expertenprognosen. Nur das Institut für Weltwirtschaft ist mit 1,2 Prozent noch vorsichtiger. BDI-Präsident Hans-Peter Keitel betonte gestern: «Zwei Prozent Wachstum sind machbar.» Einige Bankvolkswirte halten gar bis zu drei Prozent in diesem Jahr für möglich. Angesichts der stagnierenden Wirtschaftsleistung im vierten Quartal wurden solche Erwartungen in Regierungskreisen jedoch als unrealistisch zurückgewiesen.
Grosshandelspreise sinken 2009 mit 23-Jahre-Rekord
In Deutschland sind die Grosshandelspreise im vergangenen Jahr so stark wie seit 23 Jahren nicht mehr gesunken. Zum Vorjahr sei das Preisniveau auf Grosshandelsebene um 7,0 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt mit. Einen stärkeren Rückgang hatte es letztmalig 1986 mit minus 7,4 Prozent gegeben. Im Dezember sind die Grosshandelspreise indes erstmals seit vielen Monaten wieder gestiegen. Die Jahresrate lag ebenso wie die Monatsrate bei 0,2 Prozent.
Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe sinkt weiter
In Deutschland ist die Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe erneut deutlich gesunken. Auf Jahressicht sei die Beschäftigung im November um 4,6 Prozent oder 239.000 Personen auf fünf Millionen gesunken, teilte das Statistische Bundesamt weiter mit. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden sank ebenfalls weiter um 4,5 Prozent auf 649 Millionen. Grund dürfte vor allem die starke Nutzung der Kurzarbeit sein. Die Entgelte (Bruttolohn- und -gehaltsumme) sanken um 7,7 Prozent auf 21,0 Milliarden Euro.
Keine Pläne für Sonderabgabe von Banken
Die Bundesregierung hält sich auch nach einem Vorstoss von US-Präsident Barack Obama bedeckt über eine Sonderabgabe von Banken zur Beteiligung an den Krisenlasten. «Es gibt keine Pläne, eine solche Sonderabgabe zu erheben», sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Michael Offer, am Freitag in Berlin. Vorrangiges Ziel sei eine international abgestimmte Lösung. Dazu würden zunächst die für April erwarteten Vorschläge des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie die weiteren Beratungen der wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20) im Sommer abgewartet. Sollte es keine internationale Vereinbarung geben, könne sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auch eine europäische Lösung vorstellen. (awp/mc/ps/03)