Der frühere Personalvorstand der Deutschen Telekom, Heinz Klinkhammer, sagte der Zeitung (Mittwoch): «Dieser Auftrag, die Lücken für die Indiskretionen zu finden und zu schliessen, ist an mir sowie am Chef der Konzernsicherheit vorbei aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt worden. Der Mann, der diesen Auftrag hatte, durfte weder mit mir noch mit seinem Chef darüber sprechen.» Klinkhammer war von 1996 bis 2006 als Personalvorstand auch für die Konzernsicherheit verantwortlich. Ein Mitarbeiter dieser Abteilung sollte vor drei Jahren offenbar herausfinden, wie interne Unterlagen und Daten an die Presse gelangt sind und ob Mitglieder des Aufsichtsrats vertrauliche Informationen weitergereicht haben.
Ricke weist Vorwürfe zurück
Ricke wies die Behauptungen seines ehemaligen Vorstandskollegen zurück: «Diese Vorwürfe sind unwahr und haltlos», sagte er dem «Handelsblatt». Ein Sprecher von Zumwinkel erklärte: «Herr Zumwinkel hat keinen persönlichen Auftrag erteilt. Die Geschäfte eines Unternehmens führt der Vorstand.» Die Deutsche Telekom wollte sich laut Bericht nicht zu diesem Thema äussern. Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom will sich an diesem Mittwoch in einer ausserordentlichen Sitzung mit dem Thema beschäftigen. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums sollen über den Stand der Dinge informiert werden und das weitere Vorgehen beraten.
Laut Telekom-Datenspion kam Auftrag «von ganz oben»
Der Chef des von der Telekom engagierten Recherchediensts network.deutschland GmbH in Berlin hat nach Angaben des «Handelsblatts» eingeräumt, über Monate hinweg systematisch Hunderttausende Verbindungsdaten ausgewertet zu haben. Damit sollten telefonische Kontakte zwischen Journalisten und Mitarbeitern des Unternehmens nachgewiesen werden. «Der Auftrag kam von ganz oben und ist mit dem Telekom-Vorstand abgestimmt worden», sagte Ralph Kühn, Chef von network.deutschland, dem «Handelsblatt». Die Telekom wollte wegen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dazu keine Stellungnahme abgeben, schrieb das Blatt weiter.
Per Fax «mit Konsequenzen» gedroht
Der Kontakt zur Telekom sei über über die Abteilung Konzernsicherheit gelaufen, sagte Kühn dem «Handelsblatt». Die erste Ausspähaktion habe im Jahre 2005 stattgefunden. Als Ende 2006 der Wechsel von Kai-Uwe Ricke zu René Obermann an der Telekomspitze vollzogen wurde, seien neue Aufträge ausgeblieben. Da Kühn nach eigenen Angaben noch Forderungen von über 400 000 Euro gegen die Telekom hatte, drohte er dem Konzern per Fax «mit Konsequenzen». Sein Fax sei später zum Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» gelangt. «Ich war sauer und habe es dabei sicher etwas übertrieben», bedauerte Kühn im «Handelsblatt». (awp/mc/ps)