Die Telekom müsse eine langfristig ausgerichtete Markt- und Wettbewerbsstrategie formulieren, sagte der neue Vorstandschef René Obermann am Donnerstagabend in Berlin. «Diese werden wir in den kommenden Wochen und Monaten erarbeiten.»
Präsentation der neuen Strategie am 5. Dezember
Obermann will laut Konzernkreisen am 5. Dezember dem Aufsichtsrat der Telekom Teile seiner neuen Strategie präsentieren. Im Gespräch ist etwa eine engere Zusammenarbeit der Festnetz- und Mobilfunksparte, um besser auf die Nachfrage von Privatkunden reagieren zu können. Auf der Sitzung des Aufsichtsrats sollen dem Vernehmen nach auch Veränderungen im Vorstand beschlossen werden. Als Wackelkandidat gilt T-Com-Chef Walter Raizner, dem der massive Rückgang bei den Kundenzahlen angelastet wird. Zudem wolle Personalvorstand Heinz Klinkhammer freiwillig sein Amt vor Ablauf seines Vertrags niederlegen. Diese Personalie sei bereits vor dem Rücktritt von Kai-Uwe Ricke als Telekom-Chef geplant gewesen.
Grosse Bedeutung des Heimatmarktes
Obermann wies auf die Bedeutung des deutschen Markts für den Bonner Konzern hin. Kein internationaler Spieler sei ohne einen starken Heimatmarkt erfolgreich. Die Telekom erwirtschaftet bereits jeden zweiten Euro im Ausland, wobei die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile USA den grössten Umsatzanteil beisteuert. Neben einem besseren Service seien Einsparungen nötig, sagte Obermann. Konkrete Angaben machte er dazu nicht. Sein Amtsvorgänger Ricke hatte bereits Einsparungen in Höhe von fünf Milliarden Euro jährlich angekündigt.
In allen Sparten unter Konkurrenzdruck
Der Bonner Konzern steht in Deutschland in allen drei Sparten (Festnetz, Mobilfunk, Geschäftskunden) unter immensem Konkurrenzdruck. Die Festnetzsparte T-Com verlor in den ersten neun Monaten dieses Jahres 1,5 Millionen Kunden. Nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft Solon werden im laufenden Quartal weitere 500.000 Menschen ihren Anschluss bei der Telekom kündigen und zur Konkurrenz wechseln. (awp/mc/ar)