Deutsche Telekom plant Sparkurs

Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland , die sich auf Quellen aus Unternehmenskreisen beruft, plant die Telekom bis 2010 rund 5 Mrd. Euro einzusparen. Dies soll durch ein umfangreiches Kostenssenkungsprogramm erreicht werden, betroffen seien vor allem die Bereiche Vertrieb, IT-Systeme und Verwaltung. «Die Höhe dieser Einsparungen wäre nicht ganz unrealistisch, die Frage ist jedoch, wie schnell die Kostensenkungsprogramme greifen», beurteilt Erste Bank-Analyst Alexander Sikora-Sickl die Berichterstattung im Gespräch mit pressetext.


Kostensenkungsprogramm nach angekündigten Tarifsenkungen
Grund für die geplanten Einsparungen seien unter anderem die vergangene Woche angekündigten Tarifsenkungen in Höhe von 20 Prozent, mit denen das Unternehmen auf den verschärften Wettbewerbsdruck reagierte. Um negative Auswirkungen der dadurch entstehenden Umsatzeinbussen auf den Cashflow zu verhindern, müssten in anderen Bereichen Kosten gesenkt werden. Während die Tarifsenkungen jedoch sofort in der Bilanz sichtbar werden, sind die Einsparungen langfristig ausgelegt, so dass zumindest in den nächsten Jahren weiterhin mit einer Belastung der Ergebnisse zu rechnen ist, meint Sikora-Sickl. «Selbst wenn alle Tarife um 20 Prozent gesenkt werden, würde dies ein Umsatzminus von ungefähr vier Mrd. Euro ausmachen. Demgegenüber würden die eingesparten Kosten von fünf Mrd. Euro stehen», so Sikora-Sickl. Wahrscheinlich sei jedoch, dass die Tarife unterschiedlich verringert werden, wobei 20 Prozent die Obergrenze darstellen. Ob die Tarifsenkung tatsächlich der effizienteste Weg ist, um den Schwund an Marktanteilen langfristig aufzuhalten, sei eine andere Frage.


Skepsis gegenüber Kostensenkungen im IT-Bereich
Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick habe erst die Hälfte der Posten benannt, die von den Kostensenkungen betroffen sein werden, so der Bericht. Wo die weiteren 2,5 Mrd. Euro eingespart werden sollen, sei vorerst noch offen. Die angesprochenen Einsparungen im Verwaltungsbereich sind auch für Sikora-Sickl vorstellbar, Kostensenkungen im IT-Bereich stehe er jedoch skeptisch gegenüber. «Bei der rasanten Entwicklung dieses Sektors ist eher anzunehmen, dass hier weitere Investitionen getätigt werden», erläutert er. Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte die Deutsche Telekom im Sinne von Ausgabensenkungen angekündigt, die aktuelle Mitarbeiterzahl von rund 168.000 in Deutschland zu senken. Bis Ende 2008 sollen insgesamt 32.000 Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden, gleichzeitig will man 6.000 Stellen neu besetzen. Nach Einschätzung des Analysten wäre es vorstellbar, dass vor allem durch die geplanten Einsparungen im Verwaltungsbereich weitere Stellen abgebaut werden.


Prognosen für 2006 und 2007 gesenkt
Erst Anfang August hatte das Unternehmen bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen die Prognosen für Umsatz und Ergebnis deutlich gesenkt . Zu Ende des laufenden Geschäftsjahres solle der Umsatz demnach um 600 Mio. Euro weniger ausmachen und nur noch bei 61,5 Mrd. bis 62,1 Mrd. Euro liegen, der Ausblick auf das EBITDA wurde um eine Mrd. Euro gesenkt und werde sich nur noch auf 19,2 Mrd. bis 19,7 Mrd. Euro belaufen. Auch 2007, so der Vorstand Kai-Uwe Ricke, werde das Ergebnis unter den Prognosen liegen. (pte/mc/pg)

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