Deutsche Telekom soll neues Glasfasernetz für Konkurrenz öffnen
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, forderte den Bonner Konzern auf, sein geplantes Glasfasernetz für Wettbewerber zu öffnen. «Da ist die Telekom am Zuge, mit anderen Marktteilnehmern zu reden, bevor wir uns damit befassen», sagte Kurth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Telekom gegen eine Regulierung
Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke sprach sich hingegen gegen eine Regulierung des neuen Netzes aus. Mit dem Bau des Glasfasernetzes schaffe das Unternehmen eine technische Infrastruktur für einen neuen Markt, sagte der Vorstandsvorsitzende dem «Handelsblatt» (Montag). «Und mit Verlaub wollen auch wir darüber entscheiden, ob und zu welchen Konditionen ein anderer Anbieter diese Infrastruktur nutzen kann und nicht der Regulierer.»
«Triple-Play»-Angebote
Mit dem Glasfasernetz will Europas grösster Telekomkonzern die Voraussetzung für «Triple-Play»-Angebote schaffen, welche Internetzug ang, Sprache und Fernsehen umfassen sollen. Die ersten Städte sollen bereits Mitte kommenden Jahres angeschlossen werden. Dem geplanten Glasfasernetz könnte eine Schlüsselrolle bei der Versorgung Deutschlands mit schnellen Internetanschlüssen zukommen. Laut Studien ist Deutschland nur Mittelmass bei der Versorgung mit DSL-Anschlüssen.
Rahmenbedingungen für Investitionen
Kurth plädierte für eine Lösung innerhalb der Branche: «Es wäre gut, wenn die Telekom derartige Pläne mit den Wettbewerbern (…) transparent diskutiert». Einige Konkurrenten hatten den Bau des Netzes kritisiert, da sie Wettbewerbsnachteile befürchten. Vorstandschef Ricke hingegen befürchtet, dass Wettbewerber die neue Infrastruktur günstig nutzen könnten und damit der Telekom Konkurrenz machten. «Wir brauchen Rahmenbedingungen, die uns Investitionen ermöglichen, ohne dass andere Trittbrett fahren, weil sie unsere Innovationen einfach mitnutzen», sagte er. Andernfalls könnte die Telekom auch ausserhalb von Deutschland investieren. «Wir werden diese Investitionen nur machen, wenn wir klare Rahmenbedingungen haben, also die Sicherheit, dass wir diese Investitionen auch für Pioniergewinne nutzen können.»
Höhere Gebühren zubilligen
Behördenchef Kurth will der Telekom höhere Gebühren für eine Nutzung des neuen Netzes zubilligen. «Ich habe durchaus Verständnis, dass man für das erheblich höhere Risiko einer solchen Investition einen höheren Ertrag haben will, und dass Wettbewerber auch an diesen höheren Aufwendungen und Risiken entsprechend beteiligt werden.»
Bundesnetzagentur will Marktanalyse machen
Die Bundesnetzagentur will nach dem Start des neuen Netzes eine so genannte Marktanalyse machen, um eine Grundlage für die weitere Vorgehensweise zu schaffen. «Wir können nur etwas regulieren, was im Markt sichtbar ist», sagte Kurth. Einen Ausschluss von Wettbewerbern will er offensichtlich nicht akzeptieren: «Den im Markt geäusserten Verdacht, dass hier ein neuer Monopolsektor geschaffen werden soll, sollte die Telekom im eigenen Interesse schnell ausräumen». (awp/mc/gh)