Deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal geschrumpft

Dies teilte das Finanzministerium am Montag in seinem Monatsbericht mit. Vor allem die Industrieproduktion sei im Mai stark zurückgegangen. Auch sei der private Konsum nicht wie erhofft angesprungen. Die Bundesbank rechnet ebenfalls mit einer Konjunkturdelle. Im zweiten Quartal habe die Wirtschaft das hohe Wachstumstempo vom Jahresbeginn mit dem kräftigen Zuwachs von 1,5 Prozent nicht halten können. Die Bundesbank nannte keine Prognose, hatte zuletzt aber von einem «leichten Rückgang» des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal geschrieben. Volkswirte gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal zwischen 0,7 und 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist. Der hohe Ölpreis, die Euro- Stärke und die weltweite Konjunkturabkühlung machen der Wirtschaft zu schaffen.


Kein Grund zur Schwarzmalerei
Nach Angaben des Finanzministeriums besteht kein Grund zur Schwarzmalerei. «Die Konjunkturdaten zeigen zwar eine Abschwächung, nicht aber einen Abbruch der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung an», heisst es. Der Auftragsbestand der Industrie-Unternehmen liege noch immer deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. «Trotz dieser gedämpften Konjunkturaussichten hält die Bundesregierung an ihrem Ziel fest, bis 2011 einen Bundeshaushalt ohne Neuverschuldung vorzulegen», schrieb Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Die Regierung erwartet im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent, die Bundesbank sogar von 2,3 Prozent. Für 2009 sagt die Regierung nur noch 1,2 Prozent voraus. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Zahlen zum zweiten Quartal am 14. August.


Auch Bundesbank nicht übermässig besorgt
Auch die Bundesbank zeigt sich nicht übermässig besorgt über die Konjunkturschwäche im zweiten Quartal. «Ausschlaggebend hierfür waren zunächst die erwarteten, eher technischen Gegenreaktionen auf Sonderfaktoren im ersten Quartal», schreibt die Bundesbank. Zu Jahresanfang hatte der ungewöhnlich milde Winter der Bauindustrie einen Boom beschert – diese Aufträge fehlten im Frühjahr. Die Firmeninvestitionen fielen im ersten Quartal hoch aus, weil nach Auslaufen von steuerlichen Vorteilen zum Jahresende nicht alle Aufträge abgearbeitet werden konnten – danach wurden im Frühjahr weniger Industrieerzeugnisse produziert. Das zweite Quartal wird von diesen Faktoren negativ nach unten verzerrt.


Mehr Anzeichen für eine Flaute
Die Bundesbank sieht aber noch mehr Anzeichen für eine Flaute. Die Exporte liefen wegen der Folgen der Finanzkrise und der weltwirtschaftlichen Abschwächung nicht mehr so gut. «Die Ausfuhren haben im Frühjahr an Schwung verloren», heisst es im Monatsbericht. Der Aussenhandel habe dennoch zum Wachstum beigetragen, weil die Importe ebenfalls sanken. Die Hoffnungen für den privaten Konsum als Antriebsmotor für die Wirtschaft haben sich nach Ansicht der Bundesbank zerschlagen. «Der private Konsum hat in den Frühjahrsmonaten wiederum einen empfindlichen Dämpfer bekommen», schreibt die Bundesbank. Trotz der besseren Lage am Arbeitsmarkt und den höheren Tarifabschlüssen bleibe der Konsum schwach. Als Grund dafür nennt die Bundesbank die hohe Inflationsrate, die in Deutschland über drei Prozent verharrt und den Verbrauchern die Kauflaune verdirbt. (awp/mc/ps/28)

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