Deutscher Einzelhandel mit Umsatzeinbruch – HDE aber optimistisch
Der vom Statistischen Bundesamt berichtete Umsatzrückgang um 4,8 Prozent gegenüber dem September des Vorjahres sei zu einem guten Teil auf die sehr hohen Basiswerte aus den letzten Wochen vor der Finanzkrise zurückzuführen. «Die Krise war damals noch nicht in den Köpfen angekommen», sagte der HDE-Vertreter. Mitte September 2008 Jahres hatte die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Finanzkrise ins Rollen gebracht.
Verbraucher stärken die schrumpfende Wirtschaft
Der HDE wie auch die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnen weiterhin mit einem Umsatzrückgang im Einzelhandel von 2 Prozent für das Gesamtjahr. Damit stabilisieren die Verbraucher mit ihren Anschaffungen die weitaus stärker schrumpfende Wirtschaft. «Die Menschen haben ihren Konsum nur leicht eingeschränkt. Wir sind jetzt gespannt auf das vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft», sagte Pellengahr.
Stärkster Einbruch seit Februar
Der September-Rückgang war das fünfte Minus in diesem Jahr und zugleich der stärkste Einbruch seit Februar. Preisbereinigt fiel das Minus mit 3,9 Prozent ein wenig kleiner aus. Gegenüber dem Vormonat August gingen die Umsätze um 0,5 Prozent zurück. Es traf nahezu alle Branchen mit Ausnahme des Handels mit Medikamenten und Kosmetika. Das Ergebnis wurde aus Daten von sieben Bundesländern berechnet, in denen rund 76 Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel getätigt werden. Der Autohandel ist in den Angaben nicht enthalten.
Härter traf es den Grosshandel mit seinen vielfältigen Funktionen auch für die Industrie. Hier gingen die Umsätze im dritten Quartal um 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Preisbereinigt waren es 8,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls mitteilte. Einzige Ausnahme bildete der Grosshandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und Tieren.
Gesunkene Reallöhne
Den neuerlichen Rückgang des Einzelhandelsumsatzes führte der Volkswirt Alexander Koch von der Bankengruppe UniCredit auf gesunkene Reallöhne zurück. In Kurzarbeit müssten die Arbeitnehmer geringere Einkommen akzeptieren. Zudem hätten die Firmen freiwillige Zulagen gestrichen. Langfristig seien negative Auswirkungen auf den Handel zu erwarten, wenn die Arbeitslosigkeit trotz des einsetzenden Aufschwungs steige. «Die Krise ist für uns noch nicht vorbei», sagte auch Pellengahr. (awp/mc/pg/12)