«Der Jahresauftakt im Bestelleingang des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus fiel bescheiden aus», sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Das relativ erfreuliche Orderniveau vom Dezember habe nicht gehalten werden können. Im Dezember hatte der Verband das erste Auftragsplus seit 15 Monaten verzeichnet.
Schwache Inlandsnachfrage
Dennoch ist Wiechers zuversichtlich, dass es wieder besser wird. «Es geht mühsam, aber eben nicht schnell, von der Talsohle aus wieder nach oben.»Möglicherweise spiele auch eine Rolle, dass viele Firmen wegen der nach wie vor niedrigen Kapazitätsauslastung im Januar 2010 ungewöhnlich lange geschlossen waren. Für das Minus im Januar sorgte wieder einmal die schwache Inlandsnachfrage. Im Vergleich zum Vorjahresmonat schrumpfte sie um 17 Prozent. Das Plus von 6 Prozent bei den Auslandsaufträgen konnte das nicht ausgleichen. 2009 hatte die Branche in Deutschland mit Minus 38 Prozent den schlimmsten Einbruch der Auftragseingänge seit mehr als 50 Jahren erlitten.
Chemie nach Produktionseinbruch verhalten optimistisch
Nach dem stärksten Produktionseinbruch seit 35 Jahren zeigt sich die deutsche Chemieindustrie für 2010 weiter verhalten optimistisch. «In den kommenden Monaten wird die Nachfrage aus Asien, Südamerika und Osteuropa nach deutschen Chemikalien weiter anziehen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, am Mittwochabend in Frankfurt. Die Chemiemärkte seien weltweit auf Erholungskurs. Der Export stütze deshalb die Aufwärtsbewegung. «Dennoch werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen», mahnte er. Er erwartet eine Erholung «in kleinen Schritten». Die Prognosen für 2010 bestätigte er. Er verglich die Form der Erholung aber mit einem Wurzelzeichen, was auf eine nur sehr geringe Dynamik hindeutet.
Wachstum auf geringer Basis
Die Erholung der Chemieproduktion brauche Zeit, heisst es im jüngsten Quartalsbericht. Entscheidender Grund für das 2010 erwartete Wachstum sei die geringe Basis. Der Verband rechnet im laufenden Jahr weiter mit einem Produktionsanstieg um 5,0 Prozent. Damit wurde die Prognose vom Dezember bestätigt. Beim Umsatz rechnet Deutschlands viertgrösster Industriezweig mit einem Plus von 6,0 Prozent. Die Erzeugerpreise dürften sich um 1,0 Prozent erhöhen. Im laufenden Jahr dürfte die Dynamik aber allmählich nachlassen. Der Aufwärtstrend bleibe aber intakt. Grössere Zuwächse seien kurzfristig aber nicht mehr zu erwarten. Laut einer Umfrage bei Unternehmen liegen die Umsätze im In- und Ausland zum Jahresbeginn etwas höher als im vierten Quartal.
Unternehmen operieren weiter im «Krisenmodus»
Im vergangenen Jahr hatte die Krise zum stärksten Produktionsrückgang seit 1974 während der Ölkrise geführt. Der Umsatz brach um 13,5 (bisher 12,5) Prozent auf 152,7 Milliarden Euro ein und die Produktion sackte um gut zehn Prozent ab. Die Krise sei trotz der weiteren Erholung im vierten Quartal noch lange nicht überwunden. So habe sich die Kapazitätsauslastung zum Jahresende zwar auf knapp 78 (Tief rund 72) Prozent erhöht. Vom Normalniveau (82 bis 85 Prozent) sei die Branche aber noch einige Prozentpunkte entfernt. Die Unternehmen operierten weiter im «Krisenmodus». «Frühestens Anfang 2012 wird das Vorkrisenniveau bei der Produktion wieder erreicht», sagte VCI-Chefvolkswirt Henrik Meincke.
Umsatz im Q4 um 4,2 Prozent gesteigert
Der Gesamtumsatz erhöhte sich im vierten Quartal saisonbereinigt um 4,2 Prozent zum Vorquartal auf 36,5 Milliarden Euro. Im Jahresvergleich ergab sich ein leichter Rückgang um 0,3 Prozent. Die Geschäfte liefen im Ausland weiter besser als im Inland. Die Produktion erhöhte sich im vierten Quartal binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent und zum Vorquartal um 5,3 Prozent. Die Krise hatte die Branche bereits im vierten Quartal 2008 mit voller Wucht erfasst. Die Erzeugerpreise kletterten im Schlussquartal um 0,7 Prozent zum Vorquartal. (awp/mc/ps/12)