Deutschland: Arbeitslosenzahl steigt auf 3’489’000

Vor einem Jahr hatte sie bei 8,7 Prozent gelegen. Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagte, der konjunkturelle Abschwung habe nun auch den Arbeitsmarkt erreicht. Die drei wichtigsten Indikatoren hätten sich negativ entwickelt. «Die Arbeitslosigkeit stieg, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm erstmals ab, und die Arbeitskräftenachfrage sinkt mittlerweile kräftig», sagte Weise.


Boom bei Kurzarbeit
Einen Boom verzeichnete die Bundesagentur bei der Kurzarbeit. Im Dezember 2008 haben die Firmen den Angaben zufolge für 404.000 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragt. 295.000 Anträge seien mit Auftragsflauten begründet worden. Im Vergleich zum November bedeutet dies einen Anstieg um 240.000. Gegenüber Dezember 2007 hat sich die Zahl der Anträge sogar in etwa vervierfacht.


Abschwung am Arbeitsmarkt nicht zu verhindern
Die zunehmende Kurzarbeit kann nach Einschätzung der Commerzbank den Abschwung am Arbeitsmarkt aber nicht verhindern. Allenfalls könne der Anstieg der Arbeitslosigkeit zeitweise gebremst werden, betonte das Bankhaus. Spätestens ab dem 2. Halbjahr 2009 sei eine spürbare Zunahme der Erwerbslosigkeit nicht mehr zu verhindern. Zwar dürfte sich dann die gesamtwirtschaftliche Produktion bereits stabilisieren. Da der Arbeitsmarkt der tatsächlichen Entwicklung aber hinterherlaufe, werde der aktuell scharfe Produktionseinbruch im späteren Verlauf dieses Jahres zu Entlassungen in grossem Ausmass führen.


Zahl der Erwerbstätigen leicht gestiegen
Die Zahl der Erwerbstätigen lag zuletzt (im Dezember 2008) mit 40,58 Millionen noch um 254.000 über dem Vorjahreswert. Bereinigt um Witterungseinflüsse nahm sie im Dezember um rund 10.000 zu. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im November des vergangenen Jahres mit 27,91 Millionen noch um 442.000 über dem Vorjahreswert. Die Zahl der offenen Stellen ging im Januar um 18.000 auf 485.000 zurück. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand nach Angaben der BA um 43.000 abgenommen.


Saisonbereinigte Arbeitslosenzahl
Die Konjunkturflaute wird auch an den saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen deutlich. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl in Deutschland stieg im Januar um 56.000 auf 3,267 Millionen. Experten hatten mit einem Anstieg um 30.000 Personen gerechnet. Im Westen nahm sie um 44.000 zu, im Osten um 12.000.


«Schwierige Zeiten»
«Dem Arbeitsmarkt stehen ohne Frage schwierige Zeiten bevor», sagte Ökonom Andreas Scheuerle von der DekaBank. Der Arbeitsmarkt hinke der wirtschaftlichen Entwicklung hinterher. Deshalb sei noch bis in das Frühjahr oder den Sommer 2010 hinein ein Anstieg der bereinigten Arbeitslosenzahl auf 3,85 Millionen zu erwarten. Dies setze aber voraus, dass sich die Wirtschaft 2009 stabilisiere und 2010 auf «Schleichfahrt» übergehe. Gemessen an der Stärke des Abschwungs falle der Anstieg der Arbeitslosigkeit aber noch vergleichsweise moderat aus. Gründe seien eine höhere Arbeitszeitflexibilität sowie die Bereitschaft der Unternehmen, die Stammbelegschaft so lange wie möglich zu halten. (awp/mc/ps/12) 

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