Deutschland: DIW erhöht Wachstumsprognose 2010 massiv

Im Juni hatte das DIW noch ein Wachstum von 1,9 Prozent prognostiziert. Zugleich erhöhte das DIW seine Wachstumserwartung für 2011 von 1,7 Prozent auf nunmehr 2,0 Prozent. «Die deutsche Wirtschaft hat sich überraschend gut von der Krise erholt», hiess es in er Mitteilung. Das DIW geht davon aus, dass sich der Wachstumskurs auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird, «wenngleich in weniger rasantem Tempo als im ersten Halbjahr».


Wachstum vor allem exportgestützt
Nach Einschätzung der DIW-Experten wird das Wachstum im laufenden Jahr vor allem von den Exporten getragen. «Besonders in Schwellenländern wie China hat Deutschland Marktanteile hinzugewonnen, hiess es. Vor allem die grösseren Betriebe hätten hiervon profitieren können. Die Produktion in der Exportwirtschaft dürfte schon bald ein ähnliches Niveau wie vor der Krise erreichen.


Privater Konsum zieht wieder an
Allerdings habe auch der private Konsum zum deutschen Wirtschaftswachstum beigetragen. Die privaten Haushalte haben laut Einschätzung des DIW im zweiten Quartal 2010 erstmals seit einem Jahr wieder mehr konsumiert, rund 0,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Auch in den nächsten Quartalen werde kräftig konsumiert, hiess es. Die Konjunkturexperten des DIW Berlin führen dies auf die stabilen Preise und auf die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zurück. «Im Schnitt werden im nächsten Jahr rund 40,4 Millionen Menschen arbeiten – so viele wie noch nie im vereinigten Deutschland», sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. 


Industrie erwartet 2011 «vernünftiges Wachstum»
Die deutsche Industrie erwartet im kommenden Jahr ein etwas geringeres Wirtschaftswachstum als 2010. Es sei für 2011 zwar kein Konjunkturplus von weit mehr als 3 Prozent zu erwarten, aber ein «vernünftiges Wachstum», sagte der Präsident des Industrieverbandes BDI, Hans-Peter Keitel, in Berlin. In diesem Jahr werde die deutsche Wirtschaft um deutlich mehr als drei Prozent zulegen. Weniger als drei Millionen Arbeitslose seien möglich. Der Euro-Kurs bereite ihm keine Sorgen, sagte Keitel: «Ich halte den Wechselkurs für undramatisch.» Am Dienstag lag der Eurokurs im frühen Handel bei 1,3460 Dollar. Ein Dollar kostete damit 0,7429 Euro. 


DIHK-Präsident Driftmann fordert neues Wachstumspaket
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, hat die Bundesregierung vor dem Hintergrund der günstigen Wirtschaftsentwicklung aufgerufen, die anstehenden Reformen zügig umzusetzen. «Die Politik sollte jetzt den Rückenwind der raschen konjunkturellen Erholung für eine mutige Reform politisch nutzen», sagte Driftmann am Dienstag Handelsblatt Online. «Neben der Haushaltskonsolidierung muss die Regierung nun wichtige Elemente des Koalitionsvertrages zügig abarbeiten.»


Fachkräftesicherung als zentrale Herausforderung
Dazu zählt nach Driftmanns Vorstellung insbesondere ein einfacheres und wettbewerbsfähigeres Steuersystem. Angesichts des demografischen Wandels werde zudem die Fachkräftesicherung eine zentrale Herausforderung sein. «Aus- und Weiterbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zuwanderung und Arbeitsmarktpolitik müssen deshalb im Fokus stehen», sagte der DIHK-Präsident. Zudem müsse es nach den guten ersten Schritten beim Bürokratieabbau nun darum gehen, die Unternehmen umfassend von unnötigen Lasten zu befreien. «Mit einem solchen Wachstumspaket stärkt die Regierung auch das Vertrauen der Bürger und Unternehmen in ihre Handlungsfähigkeit», sagte Driftmann. (awp/mc/ps/12)

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