Deutschland: Energie treibt Jahresteuerung auf 1,1 Prozent

2009 hatte die Wirtschaftskrise die Teuerungsrate auf 0,4 Prozent gedrückt – das war der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Das lag auch daran, dass Unternehmen und Verbraucher in der Krise Geld horteten, statt zu investieren. Nun zirkuliert das Geld wieder schneller. Doch auch die aufgrund vorläufiger Daten errechnete Jahresrate 2010 bleibt erheblich unter dem langjährigen Durchschnitt. Sie liegt zudem weit unter der Warnschwelle von 2,0 Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) Preisstabilität gewahrt sieht.


Kritische Marke bei 2,0 Prozent
Für Dezember 2010 ermittelten die Statistiker eine jährliche Inflationsrate von 1,7 Prozent – nach 1,5 Prozent im November. Von November auf Dezember zogen die Preise um 1,0 Prozent an. Im Jahr 2011 erwarten Volkswirte weiterhin Werte unter der kritischen Marke von 2,0 Prozent – unter anderem weil es an der Lohnfront noch ruhigbleiben dürfte. Allerdings könnte die Geldflut der Notenbanken zur Bekämpfung von Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise mittelfristig die Geldentwertung anheizen.


Preistreiber Energie und Lebensmittel
Mehrere Bundesländer meldeten am Mittwoch zum Teil deutliche Preissteigerungen für Energie, aber auch für Lebensmittel. In Hessen trieben Preiserhöhungen vor allem für Öl und Benzin die jährliche Inflationsrate im Dezember mit 1,5 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Nordrhein-Westfalen meldete mit 1,8 Prozent Inflation für Dezember den höchsten Wert in diesem Jahr. Dagegen ging der Wert in Bayern nach dem Höchststand im November zum Jahresende wieder etwas zurück: auf 1,6 Prozent.


HVPI legt im Dezember um 1,9 Prozent zu
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der für europäische Vergleichszwecke berechnet wird, stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Dezember auf Jahressicht um 1,9 Prozent und im Monatsvergleich um 1,2 Prozent. Im Gesamtjahr 2010 stieg der HVPI um 1,2 Prozent. Die endgültigen Ergebnisse für Dezember und das Gesamtjahr 2010 will die Behörde am 14. Januar veröffentlichen. 


Belebung des Arbeitsmarktes verkleinert Haushaltsloch
Die Belebung auf dem Arbeitsmarkt hat das Loch in den öffentlichen Haushalten deutlich verkleinert. Das Finanzierungsdefizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung summierte sich in den ersten drei Quartalen dieses Jahres auf 84,2 Milliarden Euro. Das waren 12,6 Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.


Sozialversicherungsdefizit stark gesunken
Massgeblich sei das geringere Defizit der gesetzlichen Sozialversicherung, das von 16,6 auf 3,9 Milliarden Euro sank. Ausserdem verkleinerte sich das Haushaltsloch der Länder von 24,3 Milliarden Euro in den ersten drei Quartalen 2009 auf jetzt 16,7 Milliarden Euro. Beim Bund stieg das Defizit dagegen in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 5,1 Milliarden Euro auf 54,4 Milliarden Euro. Bei den Kommunen wuchs es um 2,5 Milliarden Euro auf 9,2 Milliarden Euro.


Höhere Gebühren und Entgelte eingenommen
Nach den vorläufigen Ergebnissen der Statistiker gingen die öffentlichen Ausgaben insgesamt um 0,3 Prozent auf 837,2 Milliarden Euro zurück, die Einnahmen stiegen um 1,4 Prozent auf 753,1 Milliarden Euro. Die Differenz zum Gesamtdefizit ergibt sich aus haushaltstechnischen Verrechnungen. Zur Steigerung der Einnahmen trugen Steuern und ähnliche Abgaben mit einem leichten Plus von 0,6 Prozent auf 666,7 Milliarden Euro bei. Gebühren und Entgelte stiegen um 7,8 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro. Zusätzliche Milliarden spülte unter anderem die Frequenzversteigerung für den drahtlosen Netzzugang zu Telekommunikationsdiensten in die öffentlichen Kassen. (awp/mc/ps/19)

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