Deutschland: Gesamtproduktion zieht spürbar an

Allerdings wurde der Vormonatswert nach unten revidiert: Anstatt eines Produktionsrückgangs um 0,9 Prozent meldet das Ministerium nun ein Minus von 1,1 Prozent. «Die aktuellen Ergebnisse sind durch einen Ferientage-Effekt leicht überzeichnet», relativiert das Wirtschaftsministerium die August-Daten. Gleichwohl sei für das gesamte dritte Quartal mit einer «spürbaren» Erhöhung der Industrieproduktion zu rechnen. Impulse kämen nun auch aus dem Baugewerbe, in dem die konjunkturellen Massnahmen zunehmend Wirkung zeigten.


Bauproduktion legt kräftig zu
Die aktuellen Zahlen belegen dies: So zog die Bauproduktion im August kräftig um 4,2 Prozent an. Auch der wichtige Industriesektor weitete seine Produktion spürbar um 2,0 Prozent aus, während die Energieerzeugung das Gesamtergebnis mit einem Minus von 2,6 Prozent dämpfte. Innerhalb der industriellen Hauptgruppen legte die Produktion von Vorleistungsgütern mit plus 3,4 Prozent am deutlichsten zu, gefolgt von den Investitionsgütern (plus 1,5 Prozent). Die Produktion von Konsumgütern stagnierte indes (plus 0,1 Prozent).


Produktion bleibt im Jahresvergleich rückläufig
Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Juli/August gegenüber Mai/Juni) legte die Gesamtproduktion jedoch nur leicht um 0,2 Prozent zu. Im Jahresvergleich war die Produktion weiter rückläufig. Sie sank im August um 16,8 Prozent, nach minus 17,0 Prozent im Vormonat. Im Zweimonatsvergleich (Juli/August) ging die Produktion um 16,9 Prozent zurück. 


HWWI: Wirtschaft kommt nur langsam aus der Krise
Die deutsche Wirtschaft erholt sich nur langsam von der schweren Konjunkturkrise. Nach einer am Donnerstag vorgelegten Analyse des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) wird die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr um ein Prozent zunehmen, nach einem Rückgang um fünf Prozent in diesem Jahr. In den Jahren danach erwarten die Hamburger Forscher eine Rückkehr zu Wachstumsraten um die zwei Prozent. Damit hätte die deutsche Wirtschaft frühestens 2012 wieder das Niveau von 2008 erreicht. «Die Talsohle ist durchschritten, aber der Weg aus der Krise ist mühsam», sagte HWWI-Forscher Michael Bräuninger.


Hoffen auf Export-Impulse
Im nächsten Jahr soll vor allem der Export Impulse bringen. Bei einem Wachstum des Welthandels um vier Prozent legen die deutschen Ausfuhren nach der HWWI-Prognose um 5,8 Prozent zu. Aus dem Inland ist dagegen nicht viel zu erwarten; nach dem Auslaufen der Abwrackprämie wird der private Konsum zurückgehen und die Investitionen ziehen auch kaum an, weil die Unternehmen ihre Kapazitäten nicht auslasten können. Lediglich die staatlichen Konjunkturprogramme bringen leichtes Wachstum auf dem Bausektor.


2010: Über 4 Millionen Arbeitslose erwartet
Die Zahl der Arbeitslosen werde im Frühjahr auf mehr als vier Millionen steigen. «Der Arbeitsmarkt ist unsere grösste Sorge», sagte Bräuninger. Auch die staatlichen Schulden werden weiter wachsen. Für einen Ausstieg aus der staatlichen Konjunkturförderung sei es aber noch zu früh. Raum für Steuersenkungen sieht das HWWI nicht, wohl aber für einen Umbau des Steuersystems. Entlastungen bei der Einkommenssteuer könnten durch höhere Verbrauchssteuern ausgeglichen werden. (awp/mc/ps/17) 

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