Bis zum Mittag legten bereits tausende Metaller die Arbeit nieder, um der Forderung nach acht Prozent mehr Einkommen Nachdruck zu verleihen. Allein bei Ford im saarländischen Saarlouis und elf weiteren Unternehmen legten am Morgen 4500 Mitarbeiter befristet ihre Arbeit nieder. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beteiligten sich Metaller nach dem Ende der Friedenspflicht an den Warnstreiks.
IG Metall lehnt bisherige Offerten ab
Die IG Metall will bis zu diesem Freitag Druck auf die Arbeitgeber ausüben, um ein höheres Angebot zu erreichen. Sie lehnt die bisherige Offerte von 2,1 Prozent mehr Einkommen für 2009 und eine Einmalzahlung von 0,8 Prozent des Jahreseinkommens für die Monate November und Dezember ab. Es sei eine «Provokation», dass den 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche nicht einmal der Ausgleich der Inflation angeboten werde.
«Einmalzahlungen brächten nichts»
«Die Leute brauchen schlicht Geld, um sich das, was sie produzieren – Autos etc. – auch leisten zu können», bekräftigte IG Metall-Chef Berthold Huber am Montag im ZDF-Morgenmagazin die Ablehnung des Angebots. Besonders die Einmalzahlungen brächten nichts. «Einmalzahlungen, wenn sie aufgebraucht sind, sind weg. Was wir wollen, sind Strukturerhöhungen», sagte Huber. Vorstandsmitglied Helga Schwitzer betonte, dass die Acht-Prozent-Forderung trotz globaler Finanzkrise realistisch sei. «Wir haben eine Finanzkrise, aber wir haben keine Krise, die dazu führen würde, dass die Einkommen nicht bezahlt werden können», sagte die Gewerkschafterin dem Sender «Bayern 2» des Bayerischen Rundfunks.
Bei Ford und Gillette geht nichts mehr
Beim Autobauer Ford in Saarlouis und beim Rasierklingenhersteller Gillette in Berlin war die Produktion nach Gewerkschaftsangaben am Montag vorübergehend lahmgelegt. Im Daimler-Werk Wörth in Rheinland- Pfalz werden der Gewerkschaft zufolge durch den sechstündigen Produktionsstopp rund 190 Lastwagen weniger produziert. In dem Bundesland legten insgesamt rund 5000 Metaller die Arbeit nieder. In Düsseldorf versammelten sich laut Gewerkschaft 2200 Beschäftigte vor den Toren des Transporter-Werkes von Daimler.
Weitere Arbeitsniederlegungen angekündigt
In Bayern legten in der Nacht Mitarbeiter von BSH Bosch und Siemens Hausgeräte in Dillingen sowie Beschäftigte des Automobil- Zulieferers Valeo in Wemding bei Ingolstadt vorübergehend ihre Arbeit nieder. Beim Autozulieferer Helag im baden-württembergischen Nagold traten 200 Mitarbeiter ihre Frühschicht nicht zur regulären Zeit an. In Waiblingen bei Stuttgart beteiligten sich zwei Dutzend Beschäftigte des Sägenherstellers Stihl an den Aktionen. In Thüringen nahmen 300 Mitarbeiter des Siemens Generatorenwerks in Erfurt an den Warnstreiks teil. Für Dienstag hat die IG Metall in Norddeutschland zu massiven Arbeitsniederlegungen aufgerufen. An Demonstrationszügen und Kundgebungen sollen sich zehntausende Beschäftigte aus rund 150 Betrieben beteiligen, die Hauptveranstaltung findet in Hamburg statt.
Frist bis Mitte November
Gelingt bis Mitte November kein Durchbruch, kann die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert erklären und ihre Mitglieder zur Urabstimmung über einen unbefristeten Arbeitskampf aufrufen. Der letzte Streik fand 2002 in Baden-Württemberg und in Berlin-Brandenburg statt. Die Streikkasse der IG Metall ist nach Ansicht eines Experten gut gefüllt. Wie die «Bild»-Zeitung (Montag) unter Berufung auf Branchenkreise meldet, verfügt die Gewerkschaft über Rückstellungen von rund zwei Milliarden Euro.
Kannegiesser warnt vor Streiks
Unterdessen hat Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser vor Streiks gewarnt. «Ein Streik, der wie vor 150 Jahren darauf ausgelegt ist, dem Betrieb Schaden zuzufügen, trifft letztlich alle, mit zeitlicher Verzögerung auch die Beschäftigten», sagte Kannegiesser der «Welt am Sonntag». In einer so vernetzten Branche wie der Metallindustrie habe sich der klassische Arbeitskampf überholt. (awp/mc/ps/13)