Deutschland: Konjunktur hat sich weiter stabilisiert

Im zweiten Quartal 2009 war die deutsche Wirtschaft mit 0,3 Prozent zum Vorquartal erstmals seit dem ersten Quartal 2008 wieder gewachsen. Rückschläge sind laut Bundesbank aber nicht ausgeschlossen, da vom Finanzsektor weitere Konjunkturrisiken ausgingen.


Vertrauen kehrt allmählich zurück
Die derzeitige Aufwärtsbewegung von einem niedrigen Niveau beruhe vor allem auf einer allmählichen Rückkehr des Vertrauens nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers, schreibt die Bundesbank. Zudem entfalteten die in Industrie- und Schwellenländern aufgelegten Konjunkturprogramme sowie die expansive Geldpolitik langsam ihre Wirkung. Den deutschen Unternehmen helfe, dass sich mit der einsetzenden globalen Erholung der Wirtschaftsaktivität auch das Exportgeschäft belebe, schreibt die Bundesbank. Die Nachfrageimpulse aus dem Ausland könnten zudem dem Auslaufen der Konjunkturimpluse aus der Umweltprämie für Altautos entgegenwirken.


IW Köln: Deutsche Wirtschaft erholt sich 2010 um 1,5%
Die deutsche Wirtschaft kommt nach dem starken Einbruch 2009 aus Expertensicht allmählich wieder zu Kräften. Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,5 Prozent zulegen, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) am Montag in Berlin mitteilte. Für 2009 bestätigten die Forscher ihre Erwartung vom Frühjahr, wonach die Wirtschaftsleistung um 4,5 Prozent schrumpfen werde. Die treibende Kraft der Erholung sei der Export, der im nächsten Jahr um fünf Prozent zunehmen dürfte. Bei der Zahl der Arbeitslosen zeichne sich 2010 eine Zunahme um 700.000 auf mehr als 4,2 Millionen Erwerbslose ab.


Aufwärtsbewegung setzt sich fort
Die Aufwärtsbewegung aus dem zweiten Quartal 2009 setze sich in den kommenden Monaten ohne deutliche Beschleunigung fort, sagte IW- Direktor Michael Hüther. Die Investitionen der Unternehmen stabilisierten sich, allerdings auf dem Krisenniveau. Insgesamt habe sich entgegen manch drastischer Negativerwartung bestätigt, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung stets auch aus sich selbst heraus wende. Die Genesung laufe dabei über die Industrie. Am Bau rechnen die Forscher für 2010 mit einem Plus von zwei Prozent bei den Investitionen, das von staatlichen Konjunkturmitteln getragen werde.


Privatkonsum zieht wieder an
Der private Konsum dürfte der Prognose zufolge in diesem Jahr um 1,5 Prozent zunehmen, im nächsten Jahr allerdings um knapp 0,5 Prozent nachgeben. Bei der Staatsverschuldung rechnet das IW für dieses Jahr mit einem Defizit von 3,5 Prozent des BIP und für 2010 von 5,5 Prozent. Zu Diskussionen über eine deutliche Erhöhung der Mehrwertsteuer sagte Hüther, dies könne nur fordern, wer die Konjunktur abwürgen wolle.


Bundesbank sieht keine Kreditklemme
Derweil sieht die Deutsche Bundesbank keine Kreditklemme in Deutschland. «Insgesamt ergibt die Betrachtung einer breiten Palette von Indikatoren gegenwärtig keine stichhaltigen Hinweise auf eine bereits bestehende Kreditklemme in Deutschland», schreibt die Bundesbank weiter in ihrem Monatsbericht. Die Abschwächung der Kreditvergabe lasse sich gut mit der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung erklären. Seit Sommer 2008 habe sich die Kreditvergabe der Banken deutlich abgeschwächt. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass das Kreditangebot zu Beginn des sich abzeichnenden Erholung hinter dem Bedarf zurückbleibe und so den Aufschwung erschweren könnte. Die Bundesbank erwartet jedoch nicht dass es so weit kommt: «Aus heutiger Sicht stellt eine solche Entwicklung zwar ein Risiko dar, nicht aber das wahrscheinlichste Szenario.»


Banken: Keine nachhaltige Verbesserung der Ertragslage
Bei den Geschäftsbanken sieht die Bundesbank trotz der sich in der ersten Jahreshälfte abzeichnenden Erholung keine nachhaltige Verbesserung der Ertragslage im Jahr 2009. Vor allem zunehmende Belastungen aus den Kreditgeschäft dürften die Erträge drücken. Im Jahr 2008 sei die Ertragslage durch die Finanzkrise dominiert worden. Der Jahresüberschuss vor Steuern sei im Vergleich zum Vorjahr um 45,5 Milliarden Euro eingebrochen, sodass ein Fehlbetrag von 25,0 Milliarden ausgewiesen werden musste.


Gross- und Landesbanken besonders betroffen
Besonders betroffen von der negativen Entwicklung waren laut Bundesbank Gross- und Landesbanken. Im Gegensatz dazu hätten Sparkassen, Kreditgenossenschaften und die Regionalbanken auch 2008 ein zwar vermindertes aber immer noch positives Ergebnis erzielt. Insbesondere im Eigenhandel seien bei den Banken drastische Verluste ausgewiesen worden. Hinzu sei ein erneut erheblich gestiegener Bewertungsaufwand sowie ungewöhnlich hohe Belastungen aus dem Finanzanlagengeschäft gekommen. (awp/mc/ps/18) 

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