Deutschland: Wirtschaftsforscher heben Prognose für 2011 an

Auch für das laufende Jahr erhöhten die Forscher laut einer Mitteilung vom Montag ihre Prognose: Statt 3,4 rechnet RWI-Konjunkturexperte Roland Döhrn nun mit 3,7 Prozent. Das BIP ist die wichtigste Messlatte für die Wirtschaftskraft eines Landes. Es ergibt sich aus der Summe aller Waren und Dienstleistungen, die im Inland produziert wurden. Das RWI geht davon aus, dass durch den Abbau der Kurzarbeit und neue Arbeitsplätze die privaten Konsumausgaben 2011 steigen. Auch die niedrigen Zinsen wirkten stimulierend.


Risiko Staatsschuldenkrise
Gleichzeitig werde sich die Anhebung der Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Arbeitslosenversicherung dämpfend auf die Konjunktur auswirken. Hinzu komme das Sparpaket, aufgrund dessen die steuerliche Belastung steige, einige Sozialleistungen gestrichen würden und der Staatsverbrauch nur verhalten zunehmen werde. Die Expansion werde sich gegenüber 2010 verlangsamen. Risiken sieht das Institut bei der Staatsschuldenkrise in Europa. «Hier besteht die Gefahr, dass weitere Länder ausser Griechenland und Irland sich am Kapitalmarkt nicht mehr refinanzieren können und unter den Rettungsschirm der EU müssen», so Döhrn. Ausserdem verweist das RWI auf die noch nicht überwundene Immobilienkrise in den USA.


2011: Noch 7 Prozent Arbeitslose erwartet
Die Arbeitslosigkeit werde 2011 in Deutschland auf unter drei Millionen sinken. Die Arbeitslosenquote gehe um 0,7 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent zurück. Auch die Lage der öffentlichen Haushalte werde sich weiter verbessern. «Die Staatseinnahmen steigen aufgrund des anhaltenden Konjunkturaufschwungs weiterhin kräftig.» Zudem wirkten die Massnahmen zur Haushaltskonsolidierung. Die Experten erwarten einen Rückgang des Haushaltsdefizits auf 2,5 Prozent. (2010: 3,4 Prozent). Die Preise für Energie und Nahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten gestiegen. Für 2011 erwarten die Konjunkturforscher eine Inflationsrate von 1,6 Prozent nach 1,1 Prozent im laufenden Jahr.


Aufschwung gewinnt gemäss Bundesbank an Breite
Der Aufschwung in Deutschland gewinnt nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank an Breite. «Die Exporte werden zwar die Hauptantriebskraft des Aufschwungs bleiben, die aussenwirtschaftlichen Impulse strahlen aber verstärkt auf die Binnenwirtschaft aus», schreibt die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Nach dem «fulminanten Aufholprozess» in diesem Jahr werde sich der Aufschwung auch in den kommenden Jahren fortsetzen.


Bundesbank erwartet 2,0% Wachstum für 2011
Die Bundesbank erwartet im Jahr 2011 ein Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent und im Jahr 2012 von 1,5 Prozent. Im laufenden Jahr dürfte demnach das Wachstum bei 3,6 Prozent liegen. Die niedrigen Zinsen würden Ausrüstungs- und Bauinvestitionen begünstigen. Der private Konsum werde durch eine steigende Beschäftigung und höhere Löhne begünstigt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen dürfte nach Einschätzung der Bundesbank im Jahr 2012 unter die Marke von drei Millionen fallen. Die Arbeitslosenquote könnte damit von derzeit 7,5 Prozent auf 6,9 Prozent fallen.


Keine Inflationsgefahr
Preisstabilität bleibt nach Einschätzung der Bundesbank auch in den kommenden beiden Jahren gewährleistet. Im Durchschnitt könnte die Inflationsrate im Jahr 2011 bei 1,7 Prozent und im Jahr 2012 bei 1,6 Prozent liegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Preisstabilität in der Eurozone bei einer Inflationsrate knapp unter zwei Prozent als gewährleistet an. Die Bundesbank sieht jedoch auch Gefahren für ihre Prognose: Die «fragile Lage der öffentlichen Finanzen in einer Reihe von Industrieländern» sorge für anhaltende Unsicherheiten an den Finanzmärkten. (awp/mc/ps/13)

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