Deutschland: Wirtschaftskrise sorgt für Rekord-Einbruch bei Exporten
Kalender- und saisonbereinigt seien die Ausfuhren im Vergleich zum Vormonat um 10,6 Prozent eingebrochen, hiess es weiter. Laut einer Sprecherin des Statistischen Bundesamtes handelte es sich dabei um den stärksten Rückgang seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991.
«Dramatisch schlechte Daten»
In ersten Reaktionen sprechen Experten der Commerzbank von «dramatisch schlechten Daten» für die deutsche Exportwirtschaft. Seit der Wiedervereinigung seien die deutschen Exporte nicht derart stark kollabiert, hiess es weiter. Die Daten dürfte im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Position der Mitglieder stärken, die bei der Zinsentscheidung in der kommenden Woche eine weitere deutliche Senkung der Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte fordern.
Importe ebenfalls rückläufig
Neben den Ausfuhren sind im November auch die deutschen Importe gesunken, teilte das Statistische Bundesamt weiter mit. Die Einfuhren hätten sich demnach im Jahresvergleich um 0,9 Prozent verringert. Kalender- und saisonbereinigt verzeichneten die Statistiker einen Rückgang im Monatsvergleich von 5,6 Prozent.
Handelsbilanz-Überschuss von 9,7 Milliarden Euro
Unter dem Strich habe die deutsche Wirtschaft im November einen Überschuss von 9,7 Milliarden Euro in der Handelsbilanz erwirtschaftet, hiess es weiter. Im Oktober lag der Überschuss den Angaben zufolge aber noch bei 16,4 Milliarden Euro.
Industrieaufträge brechen erneut ein
Die Wirtschaftskrise schlägt immer stärker auf die deutsche Wirtschaft durch. Die Aufträge in der deutschen Industrie brachen im November preis- und saisonbereinigt um 6,0 Prozent zum Vormonat ein, teilte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mit. Volkswirte hatten nach dem Einbruch im Vormonat mit einem deutlich geringeren Rückgang um 1,6 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Auftragseingänge um revidiert 6,3 Prozent zurückgegangen, nachdem in der Erstschätzung ein Minus von 6,1 Prozent ermittelt worden war. Im Jahresvergleich brachen die Aufträge im November um 27,2 Prozent ein. Damit setzt sich die nur im August vorübergehend unterbrochene Negativserie bei den Auftragseingängen fort.
Krise schlägt durch
«Die Industrieproduktion wird angesichts der Auftragsentwicklung in den kommenden Monaten weiter deutlich zurückgehen», kommentierte das Ministerium die Zahlen. Der starke Rückgang der Bestelltätigkeit setze sich fort. Dabei nehme die Nachfrage in der Tendenz auf breiter Front sowohl aus dem In- und Ausland, als auch bei den Produzenten von Vorleistungs- und Investitionsgütern ab. Ohne überduchschnittlich viele Grossaufträge im November wäre der Auftragsrückgang im noch deutlicher ausgefallen.
Nachfrageeinbruch in allen Industriezweigen
Die Nachfrage brach im November im Inland mit minus 7,6 Prozent stärker ein, als die aus dem Ausland, die um 4,4 Prozent fiel. Alle Industriegruppen waren betroffen. Am stärksten war der Rückgang bei den Produzenten von Vorleistungen, hier stürzte die Nachfrage um 9,5 Prozent ab. Bei den Produzenten von Investitionsgütern sank das Auftragsvolumen um 4,2 Prozent und bei den Konsumgüterproduzenten um 1,3 Prozent. Auf Jahressicht stürzten die Auslandsaufträge um 26,4 Prozent, während die Inlandsaufträge um 17,9 Prozent absackten. (awp/mc/ps/17)