Deutschland: Wütender Protest bei Hochtief
Der Minister gehe davon aus, dass Hochtief und der spanische ACS- Konzern vernünftige und faire Gespräche führen würden, sagte ein Sprecher von Brüderle in Berlin. Hochtief hatte beim Kampf gegen eine Übernahme auch auf Unterstützung der Bundesregierung gesetzt, damit «die deutsche Bauindustrie international wettbewerbsfähig bleibt». Der Betriebsrat betonte, man brauche die Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik.
Personenschutz
Nur unter dem Schutz von Sicherheitsleuten konnten sich die beiden Aufsichtsratsvertreter von ACS den Weg durch die aufgebrachte Menge zu einer Sitzung des Hochtief-Kontrollgremiums in Essen bahnen. Die Demonstranten befürchten eine Zerschlagung von Hochtief, sollte ACS seine Pläne umsetzen. Der spanische Grossaktionär des Baukonzerns hatte vor gut zwei Wochen überraschend angekündigt, seinen Hochtief- Anteil mit einem Übernahmeangebot an die Aktionäre auf über 30 Prozent zu erhöhen. Anschliessend soll dann mit Zukäufen an der Börse die Beteiligung auf über 50 Prozent aufgestockt werden. ACS bekräftigte dagegen erneut seine freundlichen Absichten bei Hochtief. Hochtief bleibe ein börsennotiertes Unternehmen mit Essen als Firmensitz, hiess es darin. Tarifverträge und die Mitbestimmung der Arbeitnehmer würden vorbehaltlos beachtet. Geplant sei eine Kooperation, die beiden Baukonzernen nütze.
Konzept vorgestellt
Die beiden ACS-Vertreter Ángel Garcia Altozano und Marcelino Fernández Verdes stellten vor den Mitgliedern des Hochtief- Kontrollgremiums ihr bereits vor gut zwei Wochen angekündigtes Übernahme-Konzept vor. An der eigentliche Sitzung nahmen die beiden dagegen nicht mehr teil. Damit habe man mögliche Interessenkonflikte vermeiden wollen, hiess es in einer Mitteilung von ACS. Der Hochtief-Konzernbetriebsratsvorsitzende Siegfried Müller warf dem spanischen Unternehmen vor, den deutschen Konkurrenten ausplündern zu wollen. «ACS will seine Bilanz aufbessern und Teile von Hochtief verkaufen. Das werden wir nicht zulassen», kündigte Müller an. Die Hochtief-Mitarbeiter trauten auch den Beteuerungen der Spanier nicht, dass es zu keinen Einschnitten kommen werde.
Jubel für Hochtief-Chef
Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter kündigte an, dass man die Sorgen der Belegschaft «sehr ernst» nehmen werde. Der Hochtief-Chef, der die Offerte vor der für Anfang November geplanten Vorlage des Angebots nicht offiziell bewerten darf, war zuvor von der Belegschaft mit stürmischem Beifall begrüsst worden. IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der auch im Hochtief-Aufsichtsrat sitzt, unterstrich das Interesse seiner Gewerkshaft am Erhalt der Hochtief-Arbeitsplätze. (awp/mc/ps/14)