Devisen-Analyse: Thailand – Schwebezustand beendet, Baht profitiert von Neuwahlen
Von Volker Zenk, FXdirekt Bank AG
Die Nachricht gab dem thailändischen Baht unmittelbaren Auftrieb, der zuvor unter dem Schwebezustand erheblich gelitten hatte, in den das «Land der Freien» nach dem Rücktritt des unter Korruptionsverdacht geratenen Premiers Thaksin Shinawatra eingetreten war.
38 Milliarden US-Dollar blockiert
Das seit der annullierten Wahl vom 2. April bestehende politische Vakuum sollte nun bald der Vergangenheit angehören. Dessen negative Folgen für die thailändische Wirtschaft waren enorm: Ausländische Firmen fuhren ihre Investitionstätigkeit drastisch zurück und legten geplante Projekte auf Eis. In Ermangelung einer handlungsfähigen Regierung wurden zahlreiche thailändische Infrastrukturprojekte ausgesetzt. Insgesamt 38 Milliarden USD, die unter anderem für Strassen- und Wohnungsbau vorgesehen waren, sind durch die Regierungskrise noch immer blockiert.
Notenbank belässt Leitzins auf 5,00 Prozent
Der thailändische Finanzminister Thanong Bidaya gab selbst zu, dass die politischen Turbulenzen das Wirtschaftswachstum des Landes bis ins Jahr 2007 behindern dürften. Die Folgen der Polit-Posse, so Bidaya, könnten Thailand in diesem Jahr einen Prozentpunkt beim BIP-Wachstum kosten. Auch die thailändische Notenbank (BoT) erwartet ein Nachlassen der Wirtschaftsleistung ab dem zweiten Quartal 2006 und hat deshalb den Leitzins zuletzt unverändert bei 5,00% belassen, obwohl die Inflationsrisiken infolge des hohen Ölpreises unübersehbar sind. Ein geringeres BIP-Wachstum impliziere jedoch, dass auch der Preisdruck nachlasse, sagte die BoT in ihrem jüngsten Statement. Seit mit der Bekanntgabe des Wahltermins der Schwebezustand beendet ist, hat sich die Stimmung in der thailändischen Wirtschaft deutlich verbessert. Die BoT erwartet nun für 2007 einen klaren Wiederanstieg der ausländischen Investitionstätigkeit und prognostiziert besonders hohe Investitionen im verarbeitenden Gewerbe. Auch die nach der Verabschiedung eines gültigen Haushaltsbudgets wieder deutlich ansteigenden Regierungsausgaben im Infrastrukturbereich sollten der thailändischen Ökonomie neuen Schwung verleihen, hieß es weiter.
Devisenkurs reflektiert Hoffnung auf Ende der Durststrecke
Die Erwartung, dass die zwischenzeitliche Durststrecke von Thailands Wirtschaft bald überwunden ist, beginnt sich auch am Devisenmarkt niederzuschlagen. Gerade erst ist der Kurs des thailändischen Baht auf ein neues Jahreshoch gegenüber dem US-Dollar geklettert. USD/THB rutschte unter die lange als solide Unterstützung dienende 38er-Marke und markierte einen Tiefststand bei 37,30. Als mittelfristiges Kursziel auf dem Weg nach unten dient dem Währungspaar, das zugleich durch die spürbar gesunkene US-Zinsfantasie Abwärtspotenzial besitzt, die 35er-Marke. Fazit: Wer aktuell Positionen im thailändischen Baht aufbaut, könnte in einigen Monaten eine reiche Ernte einfahren.