DEZA-seco-Tagung: Privatkapital soll «Banken für Arme» finanzieren

«Hundert Franken können genügen, um eine Existenzgründung zu ermöglichen», sagte Volkswirtschaftsminister Joseph Deiss am Freitag an der Jahrestagung der Schweizer Entwicklungshilfe. Er erwähnte dabei Rashida Begum aus Bangladesh, die mit ein paar Dutzend Franken aus der Schweiz eine Baumschule gegründet habe.


Eines der effizientesten Mittel

Für Deiss ist der Mikrokredit eines der «effizientesten Mittel, um die Armut zu reduzieren». Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) suchen nun nach Mitteln, um die Finanzierung der Mikrofinanz-Institute langfristig zu sichern.

Wir müssen Privatkapital mobilisieren

Wir müssen dafür «Privatkapital mobilisieren», sagte Oscar Knapp von der seco-Geschäftsleitung Heute «ist das Risiko noch zu gross, als dass es die Privatwirtschaft alleine tragen würde», erklärte Knapp gegenüber Medienvertretern. «Kleinkredite sind teuer und nicht besonders rentabel», präzisierte Makarimi Adéchoubou, der Direktor des UNO-Fonds für Kapitalentwicklung in Westafrika.

Mikrofinanz: Könnte wichtiger Bestandteil der privaten Kapitalwirtschaft werden

Das seco spielt einstweilen die Rolle eines Mittelmannes: Es stellt privaten Instituten Geld zur Verfügung, damit diese Mikrofinanz-Initiativen (MFI) unterstützen können. Das sei keine «Spende», sondern eine «Investition», sagte Knapp. Wenn die MFI funktionieren, ziehe sich das seco zurück. Bestimmte Mikrofinanz-Fonds übertreffen mit ihren Einkünften bereits heute die Erwartungen der Beobachter. Dies zeigt laut Knapp, dass die Mikrofinanz dereinst «ein wichtiger Bestandteil der privaten Kapitalwirtschaft» werden kann.

Auch die Ärmsten sollen Kredite erhalten

Ziel ist es einen Finanzsektor zu schaffen, der allen offen steht, sagte Adéchoubou. Auch die Ärmsten sollen Kredite erhalten, Ersparnisse anlegen und Gelder überweisen können. Um dieses Ziel zu erreichen, seien 50 Milliarden Dollar (63 Milliarden Franken) nötig. Nur die Privatwirtschaft könne so viel Geld bereitstellen. Heute haben in den Entwicklungsländern nur zehn Prozent der Bevölkerung Zugang zu Finanzdienstleistungen. In Europa sind es 90 Prozent.

Kleinkrediten von durchschnittlich 300 Dollar

Die «Kommerzialisierung» der Mikrofinanz-Institute soll es auch erlauben die Kreditzinsen zu senken – gegenwärtig liegen sie noch bei 50 bis 90 Prozent. «Die Zinsen werden sinken, wenn die privaten Akteur beginnen, sich für Mikrokredite zu interessieren», sagte Adéchoubou. Mikrofinanz-Institute, die «Banken der Armen», bieten in Entwicklungsländern Zugang zu Kleinkrediten von durchschnittlich 300 Dollar (370 Franken). Die DEZA finanziert mit jährlich 20 Millionen Franken MFI in 20 Ländern. (awp/mc/ab)
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