«Die Alpenwelt braucht neue Konzepte»
Die Meer- und Alpenwelt brauche neue touristische Konzepte, die auch alternative Entwicklungen und Nutzungen dieser Regionen mit einbeziehen, so Opaschowski im Pressetext-Interview, welches wir an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung wiedergeben:
pressetext: Was sind aus Ihrer Sicht die Zukunftstrends im internationalen Tourismus?
Horst W. Opaschowski: Der Tourismus wird sich in den nächsten Jahrzehnten einigen Herausforderungen stellen müssen. Diese heissen Klimawandel, Strukturwandel, demographischer Wandel und Anspruchswandel. Die Meer- und Alpenwelt braucht neue touristische Konzepte, die auch alternative Entwicklungen und Nutzungen dieser Regionen mit einbeziehen. Reiseveranstalter müssen sich auf «preisbewusste Reiselust» einstellen. Für den Zukunftsmarkt der jungen Senioren sind Qualität und Serviceangebote rund um die Uhr von Bedeutung. Weiterhin liegt die Zukunft des Tourismus in «Baukasten-Angeboten» – diese lösen «Reiseangebote von der Stange» zunehmend ab.
Welche speziellen Herausforderungen warten diesbezüglich auf Österreich, Deutschland und die Schweiz?
Jede Urlaubsregion muss ihre Infrastruktur überdenken und analysieren, ob sie den veränderten Bedürfnissen der Reisenden entsprechen kann. Hier spielen Qualitätsmerkmale wie Gastfreundschaft, Gemütlichkeit, schöne Landschaft, gesundes Klima, Sicherheit, Sauberkeit bis hin zu «keine Sprachprobleme» eine besonders wichtige Rolle. Diese Faktoren sind für die «DACH»-Urlauber relevanter als materielle Angebote.
«Nachhaltiger Tourismus rechnet sich und zahlt sich aus.»
Horst W. Opaschowski. Zukunftsforscher
Für welche Art von Regionen/Destinationen sieht es künftig gut aus, welche werden hart zu kämpfen haben?
Es werden diejenigen Regionen zu kämpfen haben, die sich den Qualitätstourismus nicht zu Herzen nehmen.
Einige der Schlagwörter sind «sanfter Tourismus» bzw. «nachhaltiger Tourismus». Was ist darunter aus Ihrer Sicht korrekterweise zu verstehen?
Nachhaltiger Tourismus muss dafür sorgen, dass die Umwelt nicht durch touristische Infrastruktur unwiderruflich zerstört wird. Nachhaltiger Tourismus soll die ökologischen und sozialen Folgen des Massentourismus verhindern helfen – beispielsweise durch Energie- und Wassereinsparung, Kapazitätsbeschränkungen, autofreie Ferienorte, Lenkung der Touristenströme sowie Attraktivierung des «Urlaubs der kurzen Wege».
Viele Regionen/Destinationen heften sich nachhaltigen Tourismus auf die eigenen Fahnen. Zu Recht oder ist das nur optische Kosmetik?
Das kommt ganz auf das jeweilige Angebot an. Wenn eine Region spezielle Massnahmen zur Umweltschonung unternimmt oder ein Hotel nachweisbar den CO2-Ausstoss reduziert und regionalen Produkten und Baustoffen den Vorrang gibt, sind das sicherlich sehr sinnvolle Massnahmen.
Inwiefern sind Wirtschaftsfaktor Tourismus und Nachhaltiger Tourismus in Einklang zu bringen?
Die Alternative lautet nicht «Wirtschaftlichkeit oder Nachhaltigkeit», sondern «Wirtschaftlichkeit durch Nachhaltigkeit». Nachhaltiger Tourismus rechnet sich und zahlt sich aus.
Ein Sprichwort lautet «Jede Krise ist auch eine neue Chance». Wie sieht dieses Sprichwort in Bezug auf den Tourismus aus?
Vom grenzenlosen und unkontrollierten Massentourismus muss Abschied genommen werden. Die aktuelle Krise zwingt Urlauber wie auch Veranstalter zum Umdenken und Umlenken. Das ist die Chance für den Tourismus von morgen. (pte/mc/ps)