Ursprünglich ein «Zahlenmensch», verbindet Dietmar Neuner heute Wirtschaftlichkeit und Emotionen zur erfolgreichen Führung des zur Liebherr Gruppe gehörenden Interalpen Hotels Tyrol. Was er gerne ändern würde und welchen Einfluss die EU auf den Tourismus seiner Heimat hatte, erzählt er im Moneycab Interview.
Von Helmuth Fuchs
Herr Neuner, woher kommen Sie und was hat Sie ins Interalpen Hotel verschlagen?
Ich komme aus der Umgebung, aus Leutasch, einer Ortschaft, die nur wenige Kilometer vom Interalpen Hotel entfernt liegt. Ich habe die klassische Ausbildung einer Hotelfachschule gemacht und war dann nach einem kurzen Intermezzo ausserhalb des Hotelfachs wieder an der Réception aufgenommen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich auch ein besonderes Flair für Zahlen habe. So bin ich über das Controlling schon in der Vorphase der Eröffnung in den kaufmännischen Bereich des Interalpen Hotels gekommen. Kurze Zeit später und nach entsprechender Weiterbildung wurde ich mit der Leitung des gesamten kaufmännischen Bereiches betraut, welche ich über 16 Jahre ausübte. Zuvor hatten wir eine Führung aus dem Leiter Gastronomie, dem Maître de Service, dem Küchenchef und dem Leiter des kaufmännischen Bereiches. Vor etwa 3 ½ Jahren wurde mir die Gesamtleitung des Interalpen-Hotels angeboten, wozu ich mich von meinem Hintergrund befähigt fühlte und die ich seither mit Freude wahrnehme.
«Ich glaube, dass es unter dem Strich eine gute Entscheidung war, dass man sich der EU angeschlossen hat.» Dietmar Neuner, Hoteldirektor Interalpen Hotel Tyrol
Nach zwanzig Jahren im selben Haus, reizt Sie da nochmals eine neue Aufgabe in einer anderen Umgebung?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, man hat da doch eine gewisse Verantwortung, wenn man seit der ersten Stunde dabei ist. Ausserdem habe ich meine Wurzeln in der Umgebung, meine Familie ist hier. Ich habe also kein Bedürfnis, mich irgendwie neu zu orientieren. Zudem haben wir es hier wunderschön. Jede Jahreszeit ist hier traumhaft. Rundherum nur die unmittelbare Natur und eine absolute Ruhe.
Wie sieht die Auslastung zu den verschiedenen Jahreszeiten aus, haben Sie den Fokus auf eine bestimmte Saison?
Wir haben während des ganzen Jahres Gäste bei uns, die manchmal mehrmals pro Jahr kommen oder in einigen Fällen sogar monatelang bleiben. Unser Hotel in den Alpen bietet zu jeder Jahreszeit durch seine Lage ein unmittelbares Naturerlebnis.
Mit einem so mächtigen Geldgeber im Rücken ist es nach Meinung einiger Ihrer Kollegen einfach, Luxus und aussergewöhnliche Leistungen zu bieten. Wie werden Sie gemessen und welche finanziellen Ziele müssen Sie erreichen?
Wir sind ein sehr wirtschaftlich- und ertragsorientiertes Unternehmen. Jedes Unternehmen der Firmengruppe ist auf sich gestellt und muss wirtschaftlich erfolgreich sein. Es also sehr schön, einem finanzstarken Konzern anzugehören, aber wir müssen selbst ein positives Ergebnis erwirtschaften. Bei Investitionen haben wir natürlich den Vorteil, dass wir diese mit Mitteln aus der Gruppe vornehmen können und ein geringes Risiko haben. Diese Mittel müssen aber ebenfalls wieder verdient werden. Dazu gibt es kurz- und langfristige Konzepte. Unser Hotel ist also weder die private Herberge von Kunden der Liebherr Gruppe, noch ein raffiniertes Steuer-Abschreibungsmodell, wie es anfänglich in der Bevölkerung gemutmasst wurde. Das Interalpen Hotel wird nach rein wirtschaftlichen Grundsätzen geführt und muss sich im Markt erfolgreich behaupten.
Das Interalpen Hotel bietet auch nach 20 Jahren noch einen sehr hohen Standard an Raum- und Wohlgefühl. Welche nächsten Um- und Ausbauschritte sind geplant?
Wenn man sich die Idee, das Konzept des Firmengründers anschaut, ist dies nach wie vor ungemein visionär. Dr. Hans Liebherr hatte eine Vorstellung von Grösse, die auch nach 20 Jahren immer noch einzigartig ist. Der Grossteil der Zimmer sind 68m2 und grösser. Jetzt muss man gewisse Anpassungen vornehmen. Wir haben neu jetzt einen Wintergarten erstellt mit einer Schauküche, damit wir den kulinarischen Bereich noch besser ausbauen können. Herr Zangerl und Herr Linder wurden schon zuvor beide mit 16 Punkten von GaultMillau ausgezeichnet. Auch der Wintergarten im mediterranen Stil hat wieder Ausmasse, wie man sie sonst kaum noch findet. Zusammen mit dem Wellness Bereich positionieren wir uns ganz bewusst zum Thema Wohlbefinden und Gesundheit. Die kommenden Jahre werden sich verstärkt auf eine vielschichtige Behandlung des Themas «Gesundheit» ausrichten. Dazu werden auch die künftigen Investitionen verwendet. Der Gast soll sich Sorge tragen, bevor er krank wird, er soll die Gesundheit stärken und erhalten. Dazu benötigt er innere Ruhe, Erholung, gesundes Essen und eine umfassende Betreuung. Dies wollen wir ihm bieten. Sofort bei der Ankunft soll er sich befreien von allen Sorgen.
Vor der Investition waren wir sehr stark auf Seminarteilnehmer und Kongresse ausgerichtet. Heute haben wir das völlig umgestellt und der Individualgast steht im Mittelpunkt. Nur noch 23% Gruppenveranstaltungen sind (früher 75%) und wir lassen bewusst nicht mehr Veranstaltungen in diesem Segment zu.
«Felix Austria» trifft auf die Umgebung von Innsbruck und Seefeld besonders zu. Worüber können Sie sich täglich am meisten freuen und was würden Sie gerne ändern, wenn Sie könnten?
An der Umgebung würde ich gar nichts ändern, die ist einfach fantastisch. Mitten auf einer Bergkuppel auf 1350 Metern über Meer haben wir ein ideales Klima. Der Sommer ist nicht zu heiss, im Winter befinden wir uns über der Nebelgrenze. Die längsten Schönwetterperioden haben wir im Winter. Es gibt nichts zu ändern, es ist perfekt wie es ist.
Sie haben eine Zimmer-Auslastungsrate über das Jahr gesehen von nicht ganz 60 Prozent. Wie wollen Sie diese Rate steigern und welche Messgrössen sind für Sie sonst noch wichtig?
Hier haben wir klar noch ein Steigerungspotential. Wir setzen vor allem auf Mund zu Mund Propaganda und haben hier speziell aus der Schweiz, woher schon 15 Prozent unserer Gäste kommen, auch sehr gute Rückmeldungen. Unser Preis-/ Leistungsverhältnis ist vor allem für die Schweizer Gäste offensichtlich sehr attraktiv. Daneben werben wir in Printmedien und besuchen persönlich die wichtigsten Messeveranstaltungen und Golfevents. Geografisch konzentrieren wir uns auf ein Einzugsgebiet im Umkreis von etwa 600 Kilometern. Wir sprechen anspruchsvolle Gäste an, die Erholung und sportliche Aktivität kombinieren. In diesem Sinne ist die Zufriedenheit der Gäste und deren Empfehlung sehr wichtig für uns.
In der Schweiz ist die Tourismusförderung ein politisch hoch brisantes Thema. Die Bundesgelder fliessen nur zögerlich. Österreich und vor allem das Tirol scheinen hier ein sehr viel positiveres Verhältnis zum Tourismus zu haben. Wie und mit welchen Mitteln wird hier der Tourismus gefördert und wo bekommen auch Sie direkte Unterstützung?
Ich muss wirklich sagen, dass der Tourismus in Österreich und im Land Tirol einen sehr hohen Stellenwert hat. Dies aus dem Bewusstsein der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus. Indirekt lebt fast jeder Berufszweig hier vom Tourismus. Ich fühle mich sehr wohl mit den Aktivitäten von Tirol Tourismus. Wegen unserer speziellen Position und unserer Ausrichtung muss ich mich bei den Vertriebsaktivitäten auf mich selbst stützen und kann weniger von den örtlichen Verbänden profitieren. Wir bearbeiten unsere Zielmärkte selbst und haben aus dem örtlichen Umfeld auch nur sehr wenige Gäste. Für Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien haben wir Verkaufsmitarbeiter, die sich speziell um diese Märkte kümmern. Unsere Konkurrenten sind auch nicht die örtliche Hotellerie, sondern die Top-Destinationen im Alpenraum. Sehr bewusst konzentrieren wir uns auf unsere Stärken und kommunizieren diese selbst bei unseren möglichen Kunden.
Wie Sie erwähnten kommen Ihre Gäste vor allem aus den umliegenden Ländern. Nun sind dies alles Länder, die selbst ja auch bekannte Tourismusdestinationen in den Alpen haben. Was suchen die Gäste im Interalpen Hotel, was ist das Besondere an diesem Ort?
Das ist im Wesentlichen das Flair im Interalpen Hotel. Die Geborgenheit, die sich hier als natürliches Erlebnis einstellt. Der Gast kann hier ankommen und abschalten. Das schätzen die Gäste sehr. Dann natürlich die Natur, die einmalige Umgebung, die Ruhe.
Wenn Sie Ihr Traumhotel ganz neu definieren könnten, wie sähe das aus und wo stünde es?
Hier, genau so, wie es konzeptioniert ist! Die Grösse, die Lage, die zu Grunde liegende Vision, Alles stimmt genau so wie es ist. Das Produkt ist einzigartig. Der ursprüngliche Gedanke «von allem etwas mehr» ist überall sichtbar und wird auch von der neuen Generation, Frau Isolde und Willi Liebherr getragen.
In der Schweiz wird das Thema Europäische Union (EU) kontrovers und sehr emotional diskutiert. Österreich hat den Schritt nach Europa gewagt. Welche Auswirkungen hatte dieser Entscheid auf den Tourismus im Tirol und was würden Sie tun, wenn Sie für die Schweizer den Entscheid über einen Beitritt zur EU fällen müssten?
Ich glaube, dass es unter dem Strich eine gute Entscheidung war, dass man sich der EU angeschlossen hat. Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Grenzübergang für Personen und Waren vereinfacht worden. Auch parallel dazu die Einführung des Euros hat sich positiv ausgewirkt. Es macht die ganze Währungsdiskussion überflüssig. Der Gast hat eine höhere Transparenz, was auch dazu führt, dass wir eine ehrliche und gute Leistung anbieten müssen, damit der Gast zu uns kommt. Der Anschluss an die EU ist für mich als Hotel-Verantwortlicher aus sehr subjektiver Sicht nach wie vor ein guter Entschied gewesen und daher sehr empfehlenswert.
Im Interalpen Hotel verwöhnen Sie anspruchsvolle Gäste aus zahlreichen Nationen. Woher rekrutieren Sie Ihre Mitarbeiter und auf welche Qualifikationen legen Sie besonderen Wert?
Durch den Anschluss an die EU ist es auch leichter geworden, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den umliegenden Ländern zu rekrutieren. Die Mehrheit, über 65 Prozent, unseres Personals kommt aus Österreich, etwa 25 Prozent kommen aus Deutschland, dann noch aus Italien und weiteren EU-Staaten. Durch die Wertschätzung der österreichischen Fachleute ist es teilweise auch nicht ganz einfach, für alle Positionen einheimische Mitarbeiter zu finden, was an sich ja ein gutes Zeichen ist.
Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
In erster Linie möglichst lange gesund belieben, gepaart mit dem entsprechenden Familienglück. Als zweites wünsche ich mir, weiterhin einer Beschäftigung nachgehen zu können, die einen täglich fordert und zufrieden stellt.
Moneycab Interviews Interalpen Hotel Tyrol: Der Moneycab Testbericht
Was aussieht wie ein aus dem Weltall verirrtes unbekanntes Flugobjekt auf einer sonnigen Waldlichtung in der Nähe von Seefeld, ist eine Welt des alpinen Luxus. Der Anspruch, «von allem etwas mehr» zu bieten wird vom Interalpen Hotel Tyrol und der ganzen Umgebung mehr als erfüllt. weiter…
Dietmar Neuner
Meine berufliche Laufbahn hat ganz klassisch begonnen. Nach dem Besuch der Grund- und Mittelschule besuchte ich die Hotelfachschule Villa Blanka in Innsbruck.
Anschließend folgten ein paar Lehrjahre in unterschiedlichen Bereichen und Betrieben und ein mehrjähriges Mitwirken im elterlichen Betrieb. Nicht ganz glücklich mit der beruflichen Perspektive begann ich in der Pre-Openingphase im Interalpen-Hotel Tyrol im kaufmännischen Bereich als Controller.
Kurze Zeit später und nach entsprechender Weiterbildung, wurde ich mit der Leitung des gesamten kaufmännischen Bereiches betraut, welchem ich über 15 Jahre vorstand. Vor ca. 3 ½ Jahren wurde mir die Gesamtleitung des Interalpen-Hotels angeboten. Diese Aufgabe nahme ich gern an und führe seither das Hotel mit grosser Freude.