DIFC-Chefökonom Nasser Saïdi: Aufstrebende Märkte bemerkenswert robust

von Gérard Al-Fil


Die Gefahr, dass eine bevorstehende Rezession in den USA und in Europa in vollem Umfang auf die aufstrebenden Volkswirtschaften überschwappe sei heute weniger gross, als bei der der letzten Rezession. Die Märkte in Mittelost, Osteuropa, Fernost, Latainamerika und Afrika koppelten sich zunehmend von den westlichen Regionen ab. Diese Ansicht vertritt der Chefvolkswirt der DIFC Authority, Dr. Nasser Saïdi auf dem GCC Investment Summit in Dubai.


Vertauschte Risikoaufschläge
«Die anhaltende Risikoaversion in den etablierten Märkten treibt das Kapital in die Emerging Markets», sagt Saïdi. Dort sei der Risikoaufschlag (Spread) für Staats- und Unternehmensanleihen mit rund dreihundert Basispunkten derzeit wesentlich kleiner als der Spread von etwa fünfhundert Basispunkten bei Schuldnerpapieren mit Investment Grade aus den USA und Europa. Bis zum vierten Quartal 2005 sei der Risikoaufschlag bei den Emerging Market Economies (EMEs) noch höher gewesen als der Spread in den westlichen Regionen. Auch in punkto Aktienrendite hätten die EMEs die Nase vorn. Während das Marktbarometer MSCI Emerging Markets seit Anfang 2008 bis zum 27. Juni um 7.63% stieg, fiel der MSCI USA im gleichen Zeitraum um 6.8%. Aufgrund ihres Rohstoffreichtums und ihrer Transformation zu Industriestaaten erwartet Saïdi, dass die EMEs bis 2010 um sechs Prozent stärker wachsen würden, als die «advanced economies». «Die Relation «Investitionen zum Bruttoinslandsprodukt» liegt bei asiatischen EMEs mit vierzig Prozent doppelt so hoch wie in Nordamerika, Europa, Australien und Japan», so Saïdi.


Analyse mit «Bias pro EME»
Kritisch zu Saïdi’s Standpunkt anzumerken wäre, dass der Libanese als Chief Economist des Leitungsgremiums der Banken-Free Zone DIFC in Dubai auch «Partei» ist. Seine Sicht verfolgt freilich den Zweck, Zweifel am weiterhin robusten Wachstum der Golfemirate auszuräumen. Gerade das Abflachen der Konjunktur in den westlichen Märkten treibt immer mehr Banken in Wachstumregion. Und zu ihnen zählen die arabischen Golfstaaten momentan mehr als jede andere Region. Doch kämpfen sie auch  mit einer rekordhohen Inflation und mit Arbeitskräftemangel, und sie sind erneut der Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen (Stichwort: Israel/Iran) «vor ihrer Haustür» ausgesetzt.

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