Sie habe eine turbulente Woche hinter sich, sagte Leuthard am Dienstag. Am Wochenende habe sie mit ihrem Mann und ihrer Familie Rücksprache genommen und daraufhin beschlossen, ins Rennen um die Nachfolge von Joseph Deiss zu steigen. Der Druck auf ihre Person sei nach dem Deiss-Rücktritt enorm gewesen.
Bitte an die Medien
Leuthard bat die Medien eindringlich, ihre Privatsphäre und die ihres Umfeldes künftig besser zu respektieren. Einen Helikopter über ihrem Haus möchte sie nicht mehr sehen. Auch möchte sie ihren 81-jährigen Vater nicht mehr in Tränen aufgelöst antreffen. Man könne auf ihr als Person «herumhacken», nicht aber ihr Umfeld miteinbeziehen.
Schwierige Ausgangslage
Sie sei in einer schwierigen Ausgangslage gestanden. Der Entscheid zu kandidieren, sei nicht einfach gewesen, nicht zuletzt auch wegen der Partei und der Nachfolge im Parteipräsidium. Die CVP sei aber «tiptop» organisiert und weise viele gute Kräfte auf, welche diese Partei künftig leiten könnten. Als sie vor rund zwei Jahren das Parteipräsidium übernommen habe, habe sie nicht damit gerechnet, je in diese Lage zu kommen, sagte die Aargauer Nationalrätin und Anwältin weiter. Sie habe vorerst einfach innerhalb der Partei ihre Arbeit gemacht.
Hohe Erwartungen
Die Erwartungen an ihre Person seien während ihrer gesamten politischen Karriere immer sehr hoch gewesen. Mit der Partei im Rücken werde sie auch im Falle einer Wahl in den Bundesrat versuchen, diese Erwartungen zu erfüllen. Dies sei als einzige CVP- Vertreterin allerdings nicht einfach. Dass sie bei der Wahl in die Landesregierung möglicherweise das Verteidigungsdepartement übernehmen muss, stört Leuthard nicht. Sie wisse, dass sie jenes Departement übernehmen müsse, das übrig bleibe, sagte sie. «Die EURO 08 ist durchaus eine knackiges Thema», so die Bundesratskandidatin.
CVP-Fraktion mit Einerkandidatur
Die CVP-Fraktion wird der Bundesversammlung am 14. Juni eine Einerkandidatur unterbreiten. Dies sagte Fraktionschef Urs Schwaller. Die Möglichkeit eines Zweiervorschlages sei ebenfalls diskutiert worden, aber die Fraktion sei überzeugt, dass sie einen guten Vorschlag machen werde. Wichtig sei auch, dass die gesamte Fraktion hinter der Kandidatur stehe. Der Fraktionsvorstand wolle eine optimale Ausgangslage für die Bundesratswahlen schaffen, so Schwaller weiter. Doris Leuthard wird am kommenden Freitag von der CVP Aarau in Merenschwand zur Kandidatin gekürt. Die Frist für weitere Kandidaturen aus den Kantonen läuft bis zum 15. Mai. Die Fraktion berät am 19. und 20. Mai sowie endgültig am 6. Juni über ihren Vorschlag zu Handen der Bundesversammlung.
Fraktionsvorstand begrüsst Kanditatur
Der Fraktionsvorstand begrüsse die Kandidatur von Doris Leuthard, sagte Fraktionschef Schwaller. Sie vermöge zu begeistern und sei äusserst kompetent. Man habe eine starke Persönlichkeit für den Bundesrat gesucht. (awp/mc/gh)