Drastischer Sparkurs bei Conti zeigt Wirkung
Der hoch verschuldete Konzern steckt derzeit in schwierigen Verhandlungen mit Grossaktionär Schaeffler über die Zukunft der beiden Unternehmen. Am 30. Juli kommt der Conti-Aufsichtsrat zu einer möglicherweise entscheidenden Sitzung zusammen. Im ersten Quartal hatte Conti beim EBIT noch einen Verlust von 165 Millionen Euro verbucht. Der früher erfolgsverwöhnte Konzern hatte wegen der schweren Branchenkrise das grösste Kostensenkungspaket seiner Geschichte aufgelegt und Werke dicht gemacht. Die Zahl der Beschäftigten sank seit September 2008 weltweit um 16.000 auf derzeit rund 133.000.
«Kein Grund zur Entwarnung»
An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen. Die Conti-Aktie stieg am Montagmorgen um fast 8 Prozent auf rund 26 Euro, allerdings auch bedingt um Spekulationen über einen Einstieg kuwaitischer Investoren. Vorstandschef Karl-Thomas Neumann sagte, Conti habe trotz des äusserst schwierigen Marktumfelds und der «derzeitigen Lähmung durch die unklare Zukunft» seine operativen Ziele erreicht. Es gebe aber keinen Grund zur Entwarnung.
Rote Zahlen im Halbjahr
Trotz der Fortschritte im zweiten Quartal schrieb Conti im ersten Halbjahr aufgrund eines drastischen Umsatzeinbruchs insgesamt rote Zahlen. Das EBIT lag bei minus 126,2 Millionen Euro, nach plus 912,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten um fast ein Drittel auf rund 9 Milliarden Euro. Der detaillierte Quartalsbericht wird am 30. Juli veröffentlicht. Zahlen etwa zum Nettoergebnis nannte Conti zunächst nicht. Im Poker mit Schaeffler über die künftigen Strukturen will Conti-Chef Neumann dem Aufsichtsrat am 30. Juli verschiedene Zukunftsszenarien präsentieren. «Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass in der kommenden Aufsichtsratssitzung eindeutige Weichenstellungen für die Zukunft der Continental getroffen werden.»
Conti und Schaeffler verhandeln
Als eine Option gilt, dass Conti das operative Geschäft von Schaeffler übernimmt, wie es im Konzernumfeld heisst. Eine weitere Option ist, dass Conti eigenständig bleibt. In diesem Fall gilt eine Kapitalerhöhung als möglich. Das Familienunternehmen Schaeffler aus Herzogenaurach dagegen verhandelt Medienberichten zufolge mit seinen Gläubigerbanken über eine neue Finanzierung und spielt damit auf Zeit. Dies wird in Hannover mit zunehmender Verärgerung gesehen. Conti drängt auf eine Lösung. Neumann sagte am Montag, die wichtigste Aufgabe sei es, den Konzern mit einem angemessenen Finanzrahmen mittel- und langfristig abzusichern. Er verwies erneut auf fällig werdende Finanzverbindlichkeiten. Im August 2009 wird ein Kredit von 800 Millionen Euro fällig, im August 2010 ein Kredit von 3,5 Milliarden Euro. Conti hatte sich wegen des milliardenschweren Kaufs der früheren Siemens-Tochter VDO hoch verschuldet.
«Wiwo»: Kuwaitis wollen einsteigen
Conti und Schaeffler drückt eine Schuldenlast von jeweils mehr als zehn Milliarden Euro. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien und hat weitere 40 Prozent bei Banken geparkt. Durch die Übernahme der weitaus grösseren Conti war das Familienunternehmen in eine finanzielle Schieflage geraten. Unterdessen ist Conti im Gespräch mit möglichen Investoren über einen Einstieg bei dem Autozulieferer. Nach einem Bericht der «WirtschaftsWoche» haben kuwaitische Investoren Kontakt mit Neumann aufgenommen. Mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) sollen sich die Investoren bereits in Hannover getroffen haben, um die politische Machbarkeit eines Einstiegs bei Conti zu beleuchten. Wulff spielt auch im Übernahme-Poker zwischen Porsche und VW eine wesentliche Rolle. (awp/mc/ps/09)