Dubai sagt Müllberg den Kampf an

von Gérard Al-Fil

Es weht ein neuer Wind in Dubai. In den grossen Supermärkten der französischen Kette Carrefour werden an den Kassen Stofftragetaschen verkauft. Die kleinen, kostenlosen Plastiktüten werden nicht mehr bedruckt, bald sollen sie ganz verschwinden. An den Bushalte- und Tankstellen finden sich Behälter fur die getrennte Müllsammlung und garagengrosse Recycling-Center fur Altdosen und Plastikflaschen.


Es ist unübersehbar: das einst sorglose Dubai ist vom Umweltvirus infiziert. Und doch stehen das Golf-Emirat und seine 1,7 Mio Einwohner vor einer Herkulesaufgabe.


Noch viel zu tun
Denn ein Pfandflaschensystem oder eine Mülltrennung in den Privathaushalten, also Dinge, die im Schweizer Alltag so selbstverständlich sind wie Bahnfahren, sucht man in Dubai vergeblich. «8000 Tonnen Müll pro Tag sind viel und teuer», sagt Hussein Lootha, General Director der Dubai Municipality, der Stadtverwaltung im Golf-Emirat, gegenüber Moneycab. Denn: «Jede Tonne Abfall kostet uns rund 100 Dollar für den Abtransport und die Lagerung bzw. Verwertung». 100 Dollar pro Tonne: das sind zum heutigen Wechselkurs 106 Franken pro Tone, macht 309,52 Mio. Franken pro Jahr. Bis 2015 rechnen Lootah?s Stadtplaner mit einem Kehrichtvolumen von 13,000 Tonnen pro Tag ? denn bis dahin dürfte die Einwohnerzahl in der Golfmetropole längst 2,5 Mio Menschen überschritten haben.


Und noch eine Zahl: «Pro LKW können wir 10 Tonnen abtransportieren. Das bedeutet wir müssen jeden Tag 800 Trucks duch die Stadt schicken, um den Müll einzusammeln.» Schon jetzt sind die zwei Halden zum Zerbersten gefüllt, zum Recycling steht nur eine einzige Fabrik zur Verfügung.


«Von Skandinavien lernen»
Das ist Grund für Lootah, von anderen Ländern zu lernen. «In Skandinavien wird der Müll gewogen und daraufhin ein Entsorgungsgebühr berechnet. Das ist ein geeigneter Anreiz, um das Müllvolumen zu reduzieren», findet Lootah. «Aber diese Länder haben ihre Bevölkerung über Jahre darauf vorbereitet», weiss Lootah. «Wir können das Rad im Müll- und Recyclingbereich nicht von heute auf morgen neu erfinden. Deshalb laden wir laden alle Unternehmen ein, die in punkto Abfallwirtschaft mit guten Ideen aufwarten, uns ihre Konzepte vorzustellen. Mit dem Projekt «Waste-to-Energy» soll bald aus Altresten Strom erzeugt werden, berichtet Lootah.


Ein weiteren Lichtblick in puncto Ökologie gibt es schon ab diesem Mittwoch: am 9. September 2009 um 9 Uhr früh startet die Dubai Metro, neben den Personenbussen eine weitere Alternative zum Auto. Bei Lootah und seinem Team knistern jetzt schon 10,000 Volt: werden Dubais Autofahrer «umsteigen»?
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