Dies zeigt die Studie E-Commerce-Report 2009, die vom Online-Zahlungs-Abwickler Datatrans in Auftrag gegeben wurde und von der Fachhochschule Nordostschweiz erstellt worden ist. Seit 2006 schossen die Erlöse gar um 122 nach oben.
Grosse Branchenunterschiede
Die Unterschiede in den Branchen sind allerdings gross: Am stabilsten entwickelt sich der Online-Verkauf für Lebensmittel, wie Professor Ralf Wölfle an der Präsentation der Studie am Freitag in Zürich sagte. Am aggressivsten buhlen die Informations- und die Unterhaltungstechnikbranche um Kunden vor dem Bildschirm. Besonders weit ist E-Commerce beim Verkauf von Veranstaltungstickets. Mode und Modeaccessiores hingegen sind «träge», wie Wölfle sagte: «Das liegt unter anderem daran, das beim Kleider-Shoppen das Einkaufserlebnis im Geschäft immer noch dazugehört.»
E-Commerce-Report künftig jährlich im 2. Quartal
Der E-Commerce-Report wurde dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt und soll künftig jeweils im zweiten Quartal veröffentlicht werden. Umfrage-Teilnehmer sind die grössten Schweizer E-Commerce-Anbieter, unter ihnen CityDisc, Digitech, Fleurop, Kuoni und M-Travel Switzerland, Le.Shop.ch sowie die Fluglinie Swiss und die SBB.
Wirtschaftskrise noch nicht spürbar
Die Wirtschaftskrise sei beim Internet-Handel noch nicht angekommen, hält die Studie fest. Im Januar und Februar, als Vertreter der 19 aufgeführten Unternehmen interviewt wurden, waren die Folgen der Rezession beim E-Commerce in allen Fällen ausser einem noch nicht spürbar. Die Mehrheit geht auch nicht davon aus, dass ihr Geschäft gleich wie der traditionelle Verkaufszweig leiden wird. Gründe sind unter anderem, weil E-Commerce-Nutzer sowieso stärker auf den Preis achten, weil die Kostenstrukturen für E-Commerce günstiger sind und weil mit Werbung die Umsatzentwicklung besser beeinflussbar ist als im althergebrachten Verkauf im Laden.
Verschiedene Erfolgsfaktoren
Den Erfolg von E-Commerce führen die Anbieter auf verschiedene Faktoren zurück: Die Einkaufsgewohnheiten der Kunden sind besser erfassbar und der Verkaufsvorgang ist fast unbegrenzt automatisierbar. Zudem ist es leicht, den Kunden online zum Kauf weiterer Produkte zu verführen.
Kaum Spontan-Käufe
Wölfle ordnet das Phänomen E-Commerce auch in traditionellere Formen des Fernbestellens sein: «Der Versandhandel mit Katalog wird langsam ersetzt durch einen internet-basierten Versandhandel.» Wer häufig online einkaufe, freue sich zudem darüber, dass er auf dem Netz mit anderen Kunden über die Produkte auch diskutieren kann. Grenzen des E-Commerce entstehen indessen nicht nur dort, wo der Kunde immer noch das persönliche Gespräch und die Beratung durch eine Verkaufsperson sucht. Wie Vertreter mehrerer E-Commerce-Anbieter betonten, würden online auch kaum Spontankäufe getätigt.
Kein Ersatz für die Weindegustation, aber…
Dazu kommt, dass das Netz zum Beispiel einen Wochenmarkt, eine Weindegustation, ein exklusives Modegeschäft oder eine Buchhandlung nicht ersetzen kann. Wohl aber informieren sich Kunden im Netz: «Sie kaufen kaum ein Auto per Mausklick und lassen es sich liefern, aber sie suchen sich das Modell und die Austattung online aus», sagte ein E-Commerce-Geschäftsführer. (awp/mc/pg/27)