E-Voting: Weltpremiere bei estischen Regionalwahlen
Ein vehementer Kritiker des neuen Online-Wahlsystems war der Estnische Staatspräsident Arnold Rüütel. Er hatte sich dagegen gewehrt, das entsprechende Wahlgesetz zu unterschreiben. Der Präsident stiess sich vor allem an der Option der Stimmänderung, die für die E-Voter im Gegensatz zu den restlichen Wählern bis zur Schliessung der Wahllokale möglich sein sollte.
Möglichkeit der Stimmänderung nicht umgesetzt
Diese Möglichkeit wurde allerdings, laut Angaben der estnischen Botschaft in Berlin, letztlich nicht umgesetzt. «Die Stimmung im Land ist eigentlich ganz positiv gegenüber dem neuen E-Voting. Seitdem die Änderung der Stimmabgabe zurückgenommen wurde, sind alle ganz zufrieden mit dem neuen System», sagt Pille Toompere, Verantwortliche für Pressearbeit der Estnischen Botschaft in Berlin im Gespräch mit pressetext.
Systemtest mit Hackern
Das elektronische Wahlprocedere wurde der klassischen Umschlagmethode nachempfunden. Jeder E-Voter erstellt einen inneren und einen äusseren Umschlag. Der innere bezeichnet die verschlüsselte Stimmabgabe, der äussere ist eine digitale Signatur. Die elektronischen Stimmen werden separat ausgezählt und später zum Rest hinzugefügt. Um die Sicherheit der Internetwahl zu garantieren, wurden in Tallin Probeläufe durchgeführt, für die Hacker eingestellt wurden, um das System zu testen. Der Server für das E-Voting steht unter polizeilicher Aufsicht und der Computer, an dem die Stimmen ausgezählt werden, darf nicht ans Internet angeschlossen werden.
21 Prozent wollen die Online Wahl nutzen
21 Prozent der estnischen Bevölkerung wollen laut Umfragen die Online-Wahl nutzen. Zudem sehen Experten einen Trend zu höherer Wahlbeteiligung aufgrund des neuen E-Votings. «Es kann sein, dass vor allem junge Leute es ganz toll finden, von zuhause aus per Mausklick zu wählen und sich dadurch mehr Menschen als sonst an der Wahl beteiligen», so Toompere. Um zu verhindern, dass jemand doppelt wählt, wird das E-Voting bereits von 10. bis 12. Oktober durchgeführt. Jeder Internetwähler muss sich mit seiner ID-Karte (aktueller estnischer Ausweis) online registrieren. Danach werden die Daten an die klassischen Wahllokale ausgegeben, um am 16. Oktober dann überprüfen zu können, wer seine Stimme bereits im Netz abgeben hat.
(pte/mc/hfu)