EADS-Auftrag für Tankflugzeuge in Gefahr – Boeing-Einspruch siegt
Der bei der Vergabe unterlegene US-Wettbewerber Boeing siegte am Mittwoch mit seinem Protest vor dem US-Rechnungshof. Die Kontrollbehörde unterstützt den Einspruch Boeings und empfiehlt der Luftwaffe, das Verfahren für den Auftrag im Wert von fast 40 Milliarden Dollar erneut zu starten. Der traditionell heftige Streit der beiden Rivalen mit stets auch politischen Dimensionen geht damit in eine neue Runde. Ende Februar hatte die US-Luftwaffe den Zuschlag für die Lieferung von 179 neuen Tankflugzeugen überraschend nicht dem bisherigen Lieferanten Boeing erteilt. Der Gesamtwert des Pentagon-Auftrages summiert sich auch durch Serviceleistungen über die volle Betriebsdauer auf über 100 Milliarden Dollar (65 Mrd Euro).
Fehler bei Auftragsvergabe
Bei der Auftragsvergabe an EADS und den US-Partner Northrop Grumman seien einige deutliche Fehler erfolgt, urteilte der Rechnungshof GAO (Government Accountability Office) in Washington. Die Entscheidung ist zwar nicht absolut bindend. Die Luftwaffe steht nun aber unter extrem hohem öffentlichen Erwartungsdruck, die Vergabe neu aufzurollen. Die Luftwaffe solle überarbeitete Angebote einholen und neu entscheiden, forderte die Behörde. Der Rechnungshof hatte bereits bei früheren Prüfungen in einigen Fällen Neuausschreibungen bewirkt.
Gallois bleibt optimistsich
EADS-Chef Louis Gallois äusserte sich gleichwohl optimistisch. «Trotz unserer Enttäuschung müssen wir feststellen, dass die Ankündigung des Rechnungshofes nur den Auswahlprozess bewertet und nicht den Wert unseres Angebots», sagte Gallois am Abend der Deutschen Presse-Agentur dpa in Paris. «Wir unterstützen unseren Partner Northrop Grumman und bleiben überzeugt, dass der KC45 die beste Maschine ist, die besonderen Anforderungen der Einsätze der US- Luftwaffe zu erfüllen.» Das habe das Flugzeug bei den vergangenen vier Ausschreibungen bewiesen. Unter anderem in Saudi-Arabien und Grossbritannien hatte EADS gegen Boeing Ausschreibungen gewonnen.
Freude in Seattle
Boeing begrüsste die GAO-Entscheidung in einer Stellungnahme. Der Konzern erwarte nun zuversichtlich die nächsten Schritte in der Zusammenarbeit mit der Air Force. Ein Sprecher der US-Luftwaffe sagte, die Air Force werde die Empfehlungen prüfen.
Traditionell poltische Dimensionen
EADS hatte den ursprünglichen Zuschlag als Durchbruch auf dem bislang weitgehend für heimische Konzerne reservierten US-Rüstungsmarkt gefeiert. Der Streit der beiden Wettbewerber EADS und Boeing etwa auch um unerlaubte Subventionen hat traditionell auch grosse politische Dimensionen. Mitten im Vorwahlkampf und angesichts der Krise der US-Konjunktur hatte die Auftragsvergabe an Airbus in den USA zum Teil heftige politische Reaktionen ausgelöst. US-Militärs hatten bei ihrer Entscheidung Ende Februar betont, die Airbus- Flugzeuge von EADS hätten den Vorzug erhalten, weil sie besser geeignet seien: Sie seien grösser als die von Boeing angebotenen Modelle und könnten mehr Treibstoff und Passagiere transportieren, zudem hätten sie mehr Lazarettplätze.
Fertigung in Alabama vorgesehen
EADS will das neue Tankflugzeug nach den bisherigen Plänen als militärische Variante des Airbus A330 bauen. Die Maschinen sollen im geplanten neuen Werk am Airbus-Standort Mobile im US-Bundesstaat Alabama gefertigt werden. So sollten auch neue Arbeitsplätze in den USA entstehen. Boeings Angebot basiert auf einer Variante der 767- Reihe des Konzerns. (awp/mc/ps)