Auf die Frage, ob es auch sein könnte, die Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A350 XWB nicht zu starten, sagte Enders der «Financial Times Deutschland» (Donnerstagausgabe): «Das kann ich nicht ausschliessen. Angesichts der schwierigen Situation, in der wir uns jetzt befinden und der Tragweite der A350-Entscheidung kann es keinen Automatismus geben.»
Noch keine Entscheidung gefällt
Enders deutete an, dass der Gesamtkonzern gefährdet wäre, wenn es beim A350 ähnliche Probleme gäbe wie beim A380. Daher müsse die Entscheidung für das neue Projekt mit Entwicklungskosten von schätzungsweise gut 8 Milliarden Dollar sorgfältig geprüft werden. Es sei noch keine Entscheidung gefallen. Das im Sommer vorgelegte A350-Konzept sei jetzt überzeugend und die Reaktion der Fluggesellschaften positiv. «Aber natürlich müssen wir für einen Programmstart Konzept und Ressourcen in Einklang bringen.»
Die Krise bietet Chancen
Zum A380 sagte Enders, «der A380-Zeitplan war von Anfang an ambitioniert und aus heutiger Sicht vielleicht auch unrealistisch.» Die Krise biete auch Chancen. EADS und Airbus könnten jetzt Tabuthemen angehen. Hierzu gehöre die politisch gewachsene Standortstruktur und Doppelkapazitäten. «Es wird tiefe Einschnitte geben, Airbus braucht die Veränderung.»
Wettbewerbsfähigkeit der Airbus A320-Familie nicht in Gefahr
Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS sieht trotz der aktuellen Probleme bei der Tochter Airbus beim A380 die Wettbewerbsfähigkeit des wichtigsten Flugzeugtyps des Unternehmens nicht in Gefahr. «Die A320-Familie verkauft sich in der Tat sehr gut; das ist heute unser Brot- und-Butter-Geschäft. Irgendwann muss dieses Segment erneuert werden. Wir haben hier aber keinen Druck, vorzupreschen», sagte EADS-Co-Chef Thomas Enders der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). «Richtig ist, dass wir bei all unseren Planungen darauf achten, dass unsere Reaktionsfähigkeit im Single-Aisle-Bereich nicht kompromittiert wird, sollte Boeing eines Tages seine 737-Familie erneuern.» (awp/mc/ab)