EADS: Forgeard und Humbert treten ab
EADS gab in einer Pflichtmitteilung an die Börse bekannt, dass EADS-Co-Chef Noël Forgeard sowie der deutsche Airbus-Chef Gustav Humbert mit sofortiger Wirkung zurückgetreten sind. Besonders der Franzose war in den vergangenen Wochen massiv wegen umstrittener Aktienverkäufe und Schuldzuweisungen in der Airbus-Krise in die Kritik geraten.
Vertrauen zurück gewinnen
EADS will mit diesem Schritt das Vertrauen der Kunden, Anleger und Mitarbeiter zurück gewinnen. Ein grösserer Umbau des Konzerns, wie er zuletzt teils öffentlich diskutiert worden war, wird es laut der Mitteilung jedoch nicht geben. Bei der Muttergesellschaft bleibt das deutsch-französische Führungsduo erhalten. Nachfolger von Forgeard (59) wird der bisherige Chef der französischen Staatsbahngesellschaft SCNF, Louis Gallois (62). Der deutsche Tom Enders behält sein Amt als EADS-Co-Chef.
Streiff ersetzt Humbert
Dagegen wird die Tochtergesellschaft Airbus nun in neue Hände gelegt: Nach ebenfalls nur einem Jahr im Amt muss der Deutsche Gustav Humbert (56) seinen Posten abgeben und dem Franzosen Manager Christian Streiff (51) überlassen. Streiff war bis Mitte 2005 Generaldirektor bei der Saint-Goubain-Gruppe.
Hiobsbotschaft am 13. Juni
Am 13. Juni hatte EADS erstmals öffentlich Produktionsprobleme beim mit Spannung erwarteten grössten Passagierflugzeug der Welt eingeräumt. Die Besteller der bisher 159 neuen Riesen-Jets wurden über die «Veränderung des Produktionsprogramms» benachrichtigt. Rund sechs Monate vor dem Ersteinsatz des A380 hat Airbus den Auslieferungszeitplan für sein Grossflugzeug mit 555 Passagieren um ein gutes halbes Jahr verschoben. Angesichts dieser bereits zweiten Verzögerung bei Airbus hatten mehrere Fluggesellschaften Entschädigungen gefordert oder sogar Abbestellungen in Erwägung gezogen.
Statt wie ursprünglich geplant 20 bis 25 Exemplare könnten im nächsten Jahr «maximal neun» A380 an die Kunden gehen, liess Airbus Mitte Juni mitteilen. Im Jahr darauf werden demnach fünf bis neun Flugzeuge weniger ausgeliefert als bisher geplant, 2009 etwa fünf Flugzeuge. Wegen dieser heftigen Gewinnwarnung verlor der Kurs die EADS-Aktie fast ein Drittel ihres Wertes und erholte sich bis heute kaum.
Kritik auch am geplanten A350
Vor Bekanntwerden der Produktionsprobleme beim A380 hatte Forgeard Aktienoptionen mit 3,7 Millionen Euro Gewinn gezogen. Er bekräftigte zwar, er habe die Aktien bereits im März verkauft, aber erst im Mai von den A380-Problemen erfahren. Doch die französische Börsenaufsicht ermittelt wegen Insiderverdachts. Der frühere Airbus-Chef Forgeard und sein Nachfolger Humbert sahen sich nicht nur wegen der Produktionsprobleme wachsender Kritik ausgesetzt, sondern auch grosser Unzufriedenheit auf Seiten der Kundschaft hinsichtlich des geplanten A350. Das für das Jahr 2010 angekündigte Modell stiess bei wichtigen Kunden auf Kritik und fand zuletzt weniger Zuspruch als das Konkurrenz-Modell 787 Dreamliner des US-Rivalen Boeing. Bis Mitte Juli sollte über Veränderungen bei dem Flieger entschieden werden, Branchenbeobachter halten es weiterhin für möglich, dass Airbus die Planungen ganz einstellt.
DaimlerChrysler grösster Aktionär
D aimlerChrysler ist auf deutscher Seite bei EADS Grossaktionär mit noch rund 22,5 Prozent, auf französischer Seite wird ein Anteil des privaten Medienkonzerns Lagardère von 7,5 Prozent mit einem 15-prozentigen Anteil des Staates gebündelt, die spanische Staatsholding SEPI hielt zuletzt knapp 5,5 Prozent, der Rest liegt bei angelsächsischen Fonds und anderen privaten Anlegern. EADS hat 2005 mit Airbus-Flugzeugen, Rüstungsgütern und der Raumfahrt einen Umsatz von 34,2 Milliarden Euro erzielt und beschäftigt 113.000 Mitarbeiter. Airbus steuerte mit 22,1 Milliarden Euro den Löwenanteil zum Umsatz bei. Der Reingewinn betrug im Vorjahr knapp 1,7 Milliarden Euro. (awp/mc/pg)