EADS stürzt in die roten Zahlen


Wegen des dicken Auftragsbuchs brummt das laufende Geschäft weiter, wie der Konzern am Montag in München mitteilte. Bei ihrer wichtigsten Tochter Airbus rechnet die EADS-Führung in diesem Jahr weiterhin mit 300 neuen Flugzeug-Bestellungen. Mit insgesamt 490 Auslieferungen soll Airbus sogar einen neuen Rekord aufstellen. Die EADS-Aktie reagierte am Morgen mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Zuletzt lag das Papier in Paris mit 2,01 Prozent im Plus bei 13,42 Euro. Während das Unternehmen nach Einschätzung von Händlern bei den meisten Kennziffern enttäuschte, fiel das bereinigte Ergebnis nach Ansicht der LBBW besser aus als erwartet.


Quartalsverlust von 87 Millionen Euro 
Im dritten Quartal verbuchte EADS unter dem Strich einen Verlust von 87 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem kleinen Gewinn gerechnet, nachdem das Unternehmen ein Jahr zuvor noch 679 Millionen Euro verdient hatte. Belastend wirkten sich neben der Luftfahrtkrise ungünstige Wechselkurse und Abschreibungen auf Vermögenswerte aus. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Wertminderungen, Abschreibungen und ausserordentlichen Posten – bei EADS als EBIT bezeichnet – brach im abgelaufenen Quartal um mehr als drei Viertel auf 201 Millionen Euro ein, nachdem er ein Jahr zuvor von einem Buchführungseffekt in die Höhe getrieben worden war. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand lag mit gut 378 Milliarden Euro Ende September sechs Prozent niedriger als Ende 2008. Die grösste Konzerntochter Airbus blieb mit einem EBIT von 4 Millionen Euro gerade noch in der Gewinnzone.


Sorgenkind A400M
Wie EADS im Gesamtjahr abschneidet, hängt nun vor allem von der Höhe der Sonderbelastungen beim A400M und dem A380 ab. Solche Einmaleffekte herausgerechnet, will EADS ein EBIT von zwei Milliarden Euro erzielen. Davon hat das Unternehmen in den ersten neun Monaten bereits 1,7 Milliarden Euro erreicht. Nach Abzug der Einmaleffekte blieben operativ jedoch nur knapp 1,1 Milliarden Euro in der Kasse. Unter dem Strich verdiente EADS 291 Millionen Euro – ein Jahr zuvor war es fast viermal so viel. Für den A400M, dessen Entwicklung gut drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurückliegt, zeigte die EADS-Führung eine Mischung aus Optimismus und Skepsis. Die Triebwerkstests auf dem fliegenden Prüfstand seien abgeschlossen, der Erstflug des Flugzeugs werde zum Jahreswechsel erwartet. Allerdings könnte der Militärtransporter den Konzern teuer zu stehen kommen. «Je nach Entwicklungsfortschritt und Verhandlungsausgang wird das A400M-Programm in den kommenden Perioden möglicherweise noch wesentliche Ergebnisbelastungen nach sich ziehen», heisst es in der Mitteilung.


Weitere Verluste eindämmen
Derzeit verhandelt EADS mit der europäischen Rüstungsbehörde Occar und den Käufernationen über eine neue Vertragsgrundlage. Dabei will der Konzern weitere Verluste möglichst eindämmen. Wie schwer der A400M das Unternehmen belastet, werde aber erst nach Abschluss der Verhandlungen feststehen, hiess es. Ausgehend von dem Fall, dass das Projekt fortgeführt wird, sieht das Management für die A400M-Rückstellungen «eine grosse Bandbreite möglicher Ergebnisse». Schon jetzt hat EADS 2,4 Milliarden Euro für das Projekt zurückgestellt. Sollten beide Seiten bis Jahresende keine Klärung erzielen, erwartet das Unternehmen auch 2010 noch Belastungen. Zu den Erstkunden des Fliegers gehört auch Deutschland. Südafrika hat seine A400M-Bestellung bereits zurückgezogen.


Verspätung auch beim A380
Ausserdem läuft die Produktion des Airbus A380 nicht rund. Der Produktionsplan für den grössten Passagierflieger der Welt werde jetzt überprüft, hiess es. Ein oder zwei Flieger, die Ende dieses Jahres ausgeliefert werden sollten, sollen nun erst Anfang 2010 den Kunden übergeben werden. Damit dürften im kommenden Jahr rund 20 Maschinen ausgeliefert werden, sagte Finanzvorstand Hans Peter Ring bei einer Telefonkonferenz.


500 Hoffnungsflieger A350 verkauft 
Derweil hat die EADS-Tochter Airbus mittlerweile mehr als 500 seiner neuen Langstrecken-Flugzeuge vom Typ A350 verkauft. Mit der Bestellung von zwölf Maschinen durch die Ethiopian Airlines stünden nun insgesamt 505 Stück in den Auftragsbüchern, teilte Airbus am Sonntag in Toulouse mit. Alleine die Flugzeuge, die an die Äthiopier gehen, kosten geschätzt knapp zwei Milliarden Euro. Airbus-Deutschland-Chef Gerald Weber sagte dem «Hamburger Abendblatt» (Montag-Ausgabe), die Bestellung inmitten der Wirtschaftskrise sei ein sehr positives Signal für Airbus und die gesamte Branche. Weber rechnet in den nächsten Tagen mit weiteren Bestellungen. Noch bis zum Mittwoch läuft die Luftfahrtschau in Dubai. Das gut gefüllte Auftragsbuch für den A350 wirke sich auf alle deutschen Standorte positiv aus, sagte er.


Schlag gegen Boeing
Die Bestellung dürfte den Erzrivalen Boeing hart treffen. Nicht nur, dass Ethiopian Airlines zum ersten Mal bei der EADS-Tochter Airbus gekauft hat. Der A350 entwickelt sich nach massiven Rückschläge zu Beginn des Projekts immer mehr zu einer Erfolgsgeschichte und zu einer ernsthaften Bedrohung für Boeings 787 Dreamliner. Für den liegen rund 840 Bestellungen vor. Airbus wie Boeing verwenden in den Maschinen neuartige, leichte Verbundstoffe anstelle von Aluminium. Das soll vor allem den Spritdurst senken. Die neuen Materialien gepaart mit neuen Fertigungsmethoden hatten aber auch von Beginn an zu Konstruktionsproblemen geführt. Der Dreamliner soll nach drei Jahren Verzögerung alsbald seinen Erstflug absolvieren, der A350 soll erst 2013 in die Luft gehen. (awp/mc/ps/05) 

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