EADS-Tochter Airbus 2008 mit Rekordproduktion vor Boeing
Dank des prall gefüllten Auftragsbuchs und der erfolgreichen Sanierung sei das Unternehmen «gut gerüstet». Ein grosses Sorgenkind bleibt aber der Militärtransporter A400M. Hier fordert Airbus von den Regierungen einen neuen Vertrag mit völlig neuen Bedingungen. Im vergangenen Jahr steigerte Airbus den Absatz um 30 auf 483 Flugzeuge. Damit wurde das Planziel von 470 übertroffen, obwohl die Fertigung im Herbst wegen der Krise gedeckelt wurde. Boeing lieferte dagegen wegen eines lähmenden Streiks statt geplanter 480 Maschinen nur 375 Flugzeuge aus. Auch beim Auftragseingang zog Airbus zudem mit netto 777 Bestellungen wieder an seinem US-Konkurrenten vorbei, der nur 662 Flugzeuge verkaufte.
300-400 Bestellungen für 2009 erwartet
Für dieses Jahr sagte Verkaufschef John Leahy nach einem «Blick in die Kristallkugel» brutto 300 bis 400 Bestellungen voraus. Damit würden wegen der Finanz- und Luftfahrtkrise erstmals seit 2003 weniger Aufträge hereinkommen als Flugzeuge abgeliefert werden. 2008 standen 900 Aufträgen 223 Abbestellungen gegenüber. Bei einem Rekord-Auftragspolster von 3.715 Flugzeugen legt Airbus 2009 die höchste Priorität auf der Absicherung der Auslieferungen. Dazu wird Kunden Finanzierungshilfe angeboten. Danach komme der Schutz der Kasse, sagte Enders.
Sparziel greifbar nahe
D as Sanierungsprogramm Power8 läuft laut Enders besser als geplant. «Das Glas ist mehr als halb voll.» Mit 1,3 Milliarden Euro rückt das Sparziel für 2010 von 2,1 Milliarden greifbar nahe. Der Abbau von 10.000 Verwaltungsstellen ist zu gut der Hälfte erreicht. Allerdings wurde beim Werksverkauf mit der Ausgründung von Aerolia in Frankreich und Premium Aerotec in Deutschland nur eine Zwischenlösung erreicht. «Power8 gibt uns derzeit genau das, was wir in der jetzigen Krise brauchen», sagte Enders. Das Zusatzprogramm Power8 plus soll 2012 weitere 650 Millionen Euro Einsparungen bringen. Im Ergebnis ist Airbus offenbar wieder profitabel. Analysten schätzen den Betriebsgewinn nach zwei Verlustjahren auf eine Milliarde Euro. Der Mutterkonzern EADS hat dank Airbus neun Milliarden Euro netto in der Kasse.
A400M mindestens drei Jähre später
Völlig neu aufstellen will Airbus die Entwicklung der A400M. Der Militärtransporter wird frühestens Ende 2012 mit drei Jahren Verspätung an die Kunden gehen. Das verursacht Milliardenkosten. Enders nannte Gerüchte aber «völligen Unsinn», dass Airbus das Programm aufgeben wolle. Er hoffe auf einen Jungfernflug in diesem Jahr. «Wir wollen das Programm. Doch wir wollen, dass es ein Erfolg wird», sagte er. Die A400M müsse «vom Zeitplan, der Organisation und finanziell auf eine völlig neue Schiene» gesetzt werden.
Dazu hat Airbus den Abnehmerstaaten eine Vertragsänderung vorgeschlagen. Der gültige Vertrag billigt den Kunden teure Sonderwünsche zu und sieht Strafen für Fristverletzungen vor. «Das ist ein Rezept für die Katastrophe, und es wäre unverantwortlich, auf dem selben Weg weiterzugehen», sagte Enders. «Wenn ich diesen Vertrag unseren US-Partnern zeigen würde, würden sie schreiend davonlaufen.» Deutschland als grösster A400M-Kunde pocht auf den Vertrag, Grossbritannien erwägt seinen Ausstieg aus dem Projekt.
Weniger A380
Probleme hat Airbus noch beim Übergang zur Serienfertigung des weltgrössten Verkehrsflugzeugs A380. Dieses Jahr dürfte die Fertigung nur auf 18 statt 21 Exemplare des A380 hochgefahren werden. Dank einer last-minute- Auslieferung zu Silvester hatte Airbus 2008 sein Ziel von zwölf Auslieferungen gerade erreicht. Bisher hat Airbus 198 A380 verkauft. Mit neun Bestellungen sicherte das Grossflugzeug 2008 dabei 75 Prozent des Marktes. 2009 will Airbus zehn A380 verkaufen. (awp/mc/pg/17)