Wie es in der Online-Ausgabe der «Financial Times Deutschland» (FTD) am Donnerstagabend heisst, soll es noch zu wenig konkrete Ergebnisse aus dem Sanierungsprogramm Power8 geben, mit dem Airbus seine Kosten deutlich senken will. Auch stehe entgegen der ursprünglichen Planung die Entscheidung über das neue Langstreckenflugzeug A350 doch nicht an. Nach Angaben von Branchenbeobachtern soll dieser schwierige Beschluss bis Monatsende fallen und war schon vorher von der Tagesordnung genommen worden.
Spekulationen: Zustimmung von Zusagen bei Kostensenkung abhängig
In französischen Medien gab es zuletzt Spekulationen, wonach insbesondere die deutsche Seite im EADS-Konzern mit dem Grossaktionär DaimlerChrysler ihre Zustimmung zu dem Milliardenprojekt von Zusagen bei der Kostensenkung abhängig macht. Ein EADS-Sprecher lehnte jeden Kommentar zu den Angaben ab.
A350-Finanzierung risikoreich
Mit dem A350-Langstreckenflugzeug, das mit Entwicklungskosten von schätzung sweise 10 bis 12 Milliarden Dollar verbunden ist, wollen die Europäer wieder Kunden gewinnen, die sonst das neue Boeing Modell 787 oder die 777 bestellen würden. Die A350-Finanzierung gilt angesichts der Probleme von Airbus mit dem Riesenmodell A380 als sehr risikoreich.
Verhandlungen zwischen Bundesregierung und DaimlerChrysler vor Abschluss
Die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und DaimlerChrysler um die Übernahme von EADS-Anteilen des Stuttgarter Autokonzerns stehen nach einem Bericht des «Handelsblatts» (Freitag) unmittelbar vor dem Abschluss. In wenigen Tagen wollen die von der Regierung eingeschalteten Finanzinstitute Commerzbank, Deutsche Bank, Goldman Sachs und KfW-Bankengruppe ein Modell ausgearbeitet haben, das eine indirekte Beteiligung von verschiedenen Investoren an den zum Verkauf stehenden 7,5 Prozent-Paket von DaimlerChrysler ermöglichen soll, heisst es. «Es geht nur noch um Kleinigkeiten», sagte ein Bankmanager dem «Handelsblatt».
Deutsch-französisches Kräftegleichgewicht bedeutend
Die Bundesregierung will den deutschen Einfluss beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS sicherstellen, bei dem auch der französische Staat und die Lagardère-Gruppe Grossaktionäre sind. Das deutsch-französische Kräftegleichgewicht im EADS-Konzern ist zur Bewältigung der Airbus-Krise von grosser Bedeutung. Bei den angestrebten Einsparungen und Strukturverbesserungen durch das milliardenschwere Sanierungsprogramm Power8 soll die Hauptlast nach Bestreben der beiden Länder nicht einseitig die deutschen oder französischen Werke treffen.
Hamburg weiterhin zu finanzieller Beteiligung bereit
Das grösste deutsche Airbus-Werk ist in Hamburg. Die Hansestadt ist weiter zu einer finanziellen Beteiligung an dem zum Verkauf stehenden DaimlerChrysler-Paket bereit. Hamburg habe dies auch signalisiert, sagte ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde am Donnerstag. «Es geht um eine reine Kapitalmarkttransaktion und keine industriepolitische Beteiligung», sagte ein Bankenmanager dem «Handelsblatt» zum Konzept für den betreffenden DaimlerChrysler-Anteil. Ein Knackpunkt sei weiterhin, wie das Konzept steuerlich neutral für Daimler gestaltet werden könne.
Ermittlungen wegen Insiderdelikten beim Handel mit EADS-Aktien
Pariser Staatsanwälte ermitteln unterdessen wegen des Verdachts auf Insiderdelikte und Irreführung der Märkte beim Handel mit EADS- Aktien. Die Ermittlungen richten sich «gegen Unbekannt»; ins Visier dürften aber auch die EADS-Grossaktionäre DaimlerChrysler und die Lagardère geraten, die vor dem Absturz der Aktie im Juni wegen der Lieferverzögerungen beim neuen Riesen-Airbus A380 jeweils bereits 7,5 Prozent EADS-Anteile mit hohem Gewinn verkauft hatten. Entsprechende Informationen der Zeitung «l`Est Républicain» wurden am Donnerstag aus französischen Justizkreisen bestätigt.
Kleinaktionäre hatten nach A380-Krise geklagt
EADS-Kleinaktionäre hatten geklagt, nachdem die EADS-Aktie wegen der A380-Verzögerungen Mitte Juni um mehr als 23 Prozent abgestürzt war. Auf dem Höhepunkt des Aktienkurses hatten Lagardère und DaimlerChrysler zuvor bereits Kasse gemacht. Auch der frühere EADS- Co-Chef Noël Forgeard und andere Manager hatten vor dem Sturz EADS-Aktien mit Millionengewinn verkauft. Forgeard trat wegen der Airbus- Krise zurück. Der Verband der Kleinaktionäre APPAC wirft der EADS-Führung vor, die Öffentlichkeit monatelang über Verzögerungen beim Bau des Super-Airbus A380 getäuscht zu haben. Der Konzern hätte nicht schon im März Prüfungen der A380-Fertigung eingeleitet, wenn er damals noch kein Problem gesehen hätte. (awp/mc/ar)