EADS zu Tanker-Gebot von Pentagon ermutigt

Derzeit läuft die Abgabefrist bis zum 10. Mai. Nach Ansicht von EADS-Chef Louis Gallois ist die Zeitspanne zu kurz, um im Alleingang ein Gebot einzureichen oder noch einen Partner dafür zu finden. Das von deutschen und französischen Anteilseignern dominierte Unternehmen EADS und sein US-Partner Northrop Grumman hatten Anfang des Monats ihren Rückzug aus dem Bieterwettbewerb über 179 Tankflugzeuge für das US-Militär im Wert von 35 Milliarden Dollar verkündet.


Auftrag bereits zugesprochen erhalten
Beide Konzerne begründeten dies mit unfairen Wettbewerbsbedingungen und beklagten, dass die Ausschreibung voll auf den Konkurrenten Boeing zugeschrieben worden sei. Das europäisch-amerikanische Konsortium hatte den Auftrag zunächst eigentlich gewonnen. Boeing hatte dann aber wegen Fehlern beim Vergabeverfahren gerichtlich eine Neuausschreibung erzwungen.


EADS diskutiert über neue Bewerbung
EADS diskutiert nun über die Möglichkeit, sich erneut gegen Boeing um den Jahrhundertauftrag zu bemühen. «Wir haben keine Chance, aber wir sollten sie nutzen», sagte ein Konzerninsider der Deutschen Presse- Agentur dpa am Freitag in Paris. Zuvor hatte das US- Verteidigungsministerium eine Verlängerung der Ausschreibungsfrist in Aussicht gestellt, um EADS eine neue Bewerbung zur ermöglichen. Der Auftrag hat einen Paketwert von 35 Milliarden Dollar und wäre der Auftakt für Folgeaufträge.


«Sehr neue Entwicklung»
EADS und Airbus gaben keinen Kommentar dazu ab. «Das ist eine sehr neue Entwicklung», sagte ein Airbus-Sprecher lediglich. EADS-Chef Louis Gallois hatte am Donnerstag in New York erklärt, die Abgabefrist bis zum 10. Mai sei zu kurz, um im Alleingang ein Gebot einzureichen oder noch einen Partner dafür zu finden. EADS hatte als Tandempartner von Northrop Grumman ein Angebot vorgelegt, doch der US-Rüstungskonzern hatte vorzeitig das Handtuch geworfen, weil die Ausschreibungsbedingungen ganz auf Boeing zugeschrieben seien. EADS hatte Northrop Grummans Argumentation dabei voll unterstützt.


Ausschreibungsbedingungen unverändert
«An den Ausschreibungsbedingungen hat sich jetzt nichts geändert», hiess es aus Airbus-Kreisen. «Deshalb ist bei uns auch nicht das grosse Jubeln ausgebrochen. Aber wir wollen auch nichts von vornherein ausschlagen. Wir müssen jetzt darüber diskutieren.» Eine neue Bewerbung würde 1400 Seiten Dokumentation nach spezifischem US- Bewerbungsrecht bedeuten, deren Formulierung Zeit braucht.


Ernsthaftes Interesse des Pentagons?
In Fachkreisen wird auch diskutiert, wie ernst das Interesse des Pentagons an einem neuen EADS-Angebot tatsächlich ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatten gemeinsam die USA vor «protektionistischen Versuchungen» gewarnt und die Prüfung von Konsequenzen angekündigt. Es könne sich um eine rein politische Geste Washingtons handeln, heisst es. (awp/mc/ps/01)

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