Eduardo Chatwick, Vina Errazuriz: Wir haben für Chile ein Image gemacht

von Tanja Hess

Chile macht einen riesigen Schritt in die Landgewinnung. Gibt noch viel Land, welches sich eignet, Premium Wein zu produzieren?
Die Maipo Region ist schon ziemlich gepflanzt. In dieser traditionellen Weinregion, wo wir angefangen haben den besten Wein zu kultivieren, wird es langsam eng. Doch es gibt vergleichbare Täler und Regionen wie das Aconcagua Valley oder auch das Colchagua Valley. Diese Täler sind riesig. Kultiviert ist erst gerade die Hälfte der Flächen.


Jetzt, da das Joint Venture mit Robert Mondavi beendet ist, planen Sie eine Neuausrichtung. Welches sind die weiteren Strategien im Bereich der Investitionen?
Unser Flagschiff ist Sena. Diesen Wein wollen wir so optimieren, dass er «100% Estate based» ist. In Frankreich würde man sagen «einen Chateau» machen. Ebenso sind wir auf dem Weg den Wein biodynamisch zu ziehen. Einher mit diesen Veränderungen geht eine Verdeutlichung des für uns typischen Terroirs, welches wiederum unser Markenzeichen ist.


Auf lange Zeit hinaus geht es uns darum, die Strategie weiter zu fahren, die wir schon begonnen haben. Wir verbessern die Qualität des chilenischen Weines einerseits und damit verbunden geht es darum, dass wir das Image des chilenischen Weines verbessern.


Chile macht auf den reisenden Europäer einen Eindruck, welcher sich vielleicht mit dem Begriff «Eldorado» (Paradies auf Erden) beschreiben lässt.
In der Tat, Chile wird oft als önologisches Paradies beschrieben. Dies basiert auf den Fakten des Klimas. Aber auch die Erde und damit verbunden, die fast gänzliche Absenz von Krankheiten schaffen optimale Verbindungen. Wir sind also gesegnet mit diesen einmaligen Konditionen und können damit eine einmalige Qualität der Trauben erreichen. Somit ist unser Job, dass wir aus der besten Ware besten Wein erzeugen.


Welches sind dann die täglichen Probleme?
Lassen Sie uns einen Blick in die Vergangenheit machen. Chile kann erst heute von sich sagen, dass es eine stabile Demokratie hat. Ebenso darf man heute sagen, dass die Finanzsituation des Landes solid ist. Unsere Währung, der chilenische Peso ist damit ein Schlüssel der Wirtschaft. Seine Stärke gegenüber dem U$ Dollar ist ein Problem. Deshalb sind unsere Exporte im Preisbereich weniger Wettbewerbsfähig. $$PAGE$$


Estate Don Maxililiano
Palmen und Kakteen durchziehen die Weinplantagen.

Wie viel Geld muss man in die Hand nehmen, wenn man in Chile Wein produzieren will?
Dies hängt natürlich vom Boden ab. Im Groben kann man vielleicht folgende Zahlen nenen: Gutes Weinland kostet U$ 30.000 und U$ 20.000 braucht man für die Bereitstellung des Landes und die Bepflanzung.


Die Liste der Auszeichnungen von Errazuriz ist lang. Welches ist das Geheimnis?
Das Geheimnis ist das «Terroir». Dies ist die wichtigste Voraussetzung. Natürlich ist das Land der Schlüsselfaktor. Dazu gehört aber auch eine wirklich absolut intensive Beobachtung und Forschung. Welche Sorte soll auf welchem Boden gezüchtet werden und welche Frucht wird wann und wie geerntet. Wir verfügen aber auch über ein Team von versierten «Weinmakers», die jede Herausforderung annehmen und die guten Früchte in besten Wein verwandeln.


Sie sind ein direkter Nachkomme einer grossen Dynastie des Weins in Chile. Wann haben Sie den Plan gefasst, Chile auf die Welkrate des Premiumweins zu setzen?
Wir begannen in den achziger Jahren mit einem intensiven Import. Aber den grossen Entscheid machten wir in den neunziger Jahren. Es war der Entscheid Sena zu machen. Zusammen mit Robert Mondavi haben wir diesen Wein lanciert.



Warum setzt Errazuriz auf Premium Wein?
Unser Land ist gar nicht so gross. Mit 110.000 Hektaren sind wir vergleichbar mit dem Bordeaux. Wir verfügen nicht über die Flächen, wie sie Australien oder die USA haben. Es liegt also nahe, aus dem wenigen guten Land, wenigen aber umso besseren Wein zu machen.$$PAGE$$


Don Maximiano Estate and Winery, Aconcagua Valley
Don Maximiano Estate and Winery, Aconcagua Valley

Was ist ein idealer Wein?
Für mich ist die Balance das Allerwichtigste. Gefolgt wird sie von «Feinheit», welche aber Einzigartigkeit als Voraussetzung hat.


In welcher Richtung sucht Errazuriz nach der Identität des Weins?
Heute haben wir ausschliesslich chilenische Fachkräfte zur Weinherstellung, ausgebildet sind diese Leute in Bordeaux und in der neuen Weinwelt. Es geht uns darum, dass wir den Wein grundlegend verstehen und die besten Techniken anwenden können.


Welchen Wein empfehlen Sie uns, wenn wir einen entspannten Abend in den Bergen, vielleicht in einem Luxushotel geniessen möchten?
Da passt unser «La Cumbre Shiraz». Er ist reich und rund.


Welchen Wein werden wir in Zukunft trinken?
Sicher werden wir bessere Qualität trinken, dies bezieht sich auf alle Sorten.


Pflanzen Sie schon heute, was ich in 15 Jahren trinken werde?
Ich denke dies werden die beiden Linien von Vinedo Chadwick und Sena sein.


Als letztes haben Sie einen Wunsch frei!
In meinem Leben als Weinproduzent liegt es mir daran, dass wir das Image des chilenischen Weins verbessern können. Ich wünsche mir dabei, dass der Wein aus unserem Lande dereinst zu den besten Weinen gehören wird.

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