EGL veröffentlicht Gewinnwarnung und baut Stellen ab
Andererseits würden wesentliche Belastungen sowie die unterproportionale Entwicklung der Marge im Handelsgeschäft im dritten Quartal (per Ende Juni) die Bilanz trüben, teilte EGL am Mittwoch mit. Bereits im ersten Halbjahr kamen auf EGL höhere Kosten zu. Vor allem Belastungen aus dem nicht möglichen Verkauf des Kraftwerkprojekts Energy Plus sowie die Mehrausgaben für die Strombeschaffung aufgrund des Ausfalls von Block 3 des französischen Kernkraftwerks Bugey lasteten auf der Erfolgsrechnung. Seinerzeit rechnete EGL aber noch damit, dass der Reingewinn im Gesamtjahr 2009/10 in etwa die Hälfte des Vorjahres (186,7 Mio CHF) erreichen dürfte.
Lage weiter verschlechtert
Nun haben Währungseffekte und das schwache Handelsgeschäft am Standort Dietikon die Lage weiter verschlechtert. EGL wickle über 90% der Geschäfte im europäischen Raum ab, führte CEO Hans Schulz an einer Telefonkonferenz aus. Das Nettowährungsergebnis nach Fremdwährungsabsicherungen habe sich seit dem Halbjahresergebnis um 38 Mio CHF auf -65 Mio CHF verschlechtert. Den negativen Einfluss des Handels bezifferte er mit rund 50 Mio CHF. Zur enttäuschenden Geschäftsentwicklung in Dietikon sagte Schulz, Short-Positionen hätten sich im ersten Halbjahr positiv entwickelt, seien im dritten Quartal aber verlustträchtig gewesen.
Q3-Bruttomarge im Handel leicht positiv
Die Handelstätigkeiten der übrigen Hubs hätten sich gut entwickelt. Die Bruttomarge im Handel sei im dritten Quartal leicht positiv gewesen, habe aber in der Summe die Fixkosten nicht decken können. Bis auf weiteres wird der Handelshub in Dietikon, für Zentral- und Osteuropa zuständig, von Divisionsleiter Domenico De Luca geführt. Dies solange, bis der Bereich wieder in ruhigeres Fahrwasser gerate und nachhaltige Erträge erziele, so Schulz. Auch habe sich EGL von 15 Personen, im wesentlichen Händler, getrennt.
Restrukturierung verstärkt
EGL will bereits 2009 eingeleitete Massnahmen weiter verstärken. So werden Investitionen in laufende und künftige Projekte im Umfang angepasst und wo nötig zeitlich verschoben. Bis Ende 2010 sollen Grösse, Strukturen und Prozesse im Handel und den Backoffice-Funktionen angepasst werden. Zudem fallen insgesamt rund 50 Vollzeitstellen bis Ende 2010 weg. Der Stellenabbau finde hauptsächlich in der Schweiz statt und sei bereits eingeleitet, erklärte EGL. Er erfolge über das Nichtersetzen von natürlichen Abgängen, Frühpensionierungen und Entlassungen. Zudem werden Aktivitäten ausgelagert, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Die Einsparungen durch den Personalabbau bezifferte CEO Schulz auf 10 Mio CHF, zudem will EGL «einige Millionen» weniger für externe Beratung ausgeben. Die Massnahmen sollen per Ende 2010 abgeschlossen werden und im neuen Geschäftsjahr 2010/11 greifen.
Geschäftsmodell intakt
EGL hält aber am bisherigen Geschäftsmodell grundsätzlich fest. Die Handelsaktivitäten werden demnach weiterhin dezentral von verschiedenen Niederlassungen aus organisiert. Künftig soll der Fokus in Dietikon auf dem Asset-Backed-Trading, also dem Einsatz der Kraftwerksleistung gegen den Markt, auf dem Eigenhandel sowie auf dem Origination-Geschäft liegen, welches über die Tochtergesellschaften gestärkt werden soll. Dort entwickelt das Unternehmen für Kunden in ganz Europa strukturierte Produkte und Dienstleistungen. Mit Blick auf die weitere Entwicklung heisst es, die europäischen Energiemärkte zeigten für die nächsten Monate weiterhin keine klaren Signale bezüglich der Preisentwicklung. Somit blieben Prognosen zum Handelserfolg schwierig. Auch sei weiterhin von einem volatilen Eurokurs und unsicheren Finanzmarktentwicklungen auszugehen. Das Asset-Backed-Trading dürfte sich analog zu den Marktbedingungen entwickeln. Im Gashandel geht EGL auch 2010/11 von einem verhaltenen Geschäftsverlauf aus.
Analysten: «Hiobsbotschaft»
Analysten sprechen teils von einer «Hiobsbotschaft». Als Stütze diene aber die hohe Beteiligung der Axpo von 91% am Unternehmen. An der Börse verlieren die Titel in einem freundlichen Gesamtmarkt kurz vor Mittag 1,9% auf 750 CHF, nach einem deutlicheren Taucher im bisherigen Verlauf. (awp/mc/ps/03)