EMS: Autoindustrie birgt «Riesenpotenzial für Zusatzgeschäfte»

«Hier sehen wir ein Riesenpotenzial für Zusatzgeschäfte». Die Autoindustrie werde in den aufstrebenden Märkten weiter stark wachsen, glaubt Martullo.


Zukäufe nicht ausgeschlossen
Sie sieht in der Krise auch Möglichkeiten, den Marktanteil durch Zukäufe auszubauen: «Wenn sich günstige Gelegenheiten bieten, einen Konkurrenten zu übernehmen oder an günstige Produktionsanlagen zu kommen, ja. Durchaus möglich, dass wir in nächster Zeit einen Abschluss machen». Grössere Übernahmen böten sich im Kunststoffbereich an, allerdings gebe es da wenig Gelegenheiten. «Einzigartige Produkte zu finden, die unsere Gewinnanforderungen erfüllen, ist nicht so einfach. Wir entwickeln unsere Produkte selbst. Und der Massenmarkt interessiert uns nicht.»


«Wir können international mithalten»
Zur eigenen kritischen Grösse sagt Martullo: «Die Frage müssen wir uns immer stellen. Ich sage klar: Ja. Wir können international mithalten.» Die überschaubare Grösse ermögliche Ems, besser und schneller auf den Kunden einzugehen. Durch den Fokus auf Innovation sei man nicht gezwungen, überall Produktionsstandorte zu betreiben. Mehr als die Hälfte der Produkte stelle EMS in Domat-Ems her. «Weil sie hohe Margen abwerfen, können wir es uns leisten, sie zu exportieren.»


Hoffen auf rasche Erholung am Automarkt
Die Autobranche hat laut der EMS-Chefin den unteren Wendepunkt erreicht: «Die Situation hat sich beruhigt, die Branche hat den konjunkturellen Tiefpunkt durchschritten.» Sie erwarte auch nach Auslaufen der staatlichen Konjunkturförderprogramme «keinen weiteren grossen Absatzrückgang». Und sobald die Konjunktur anziehe, werde es im Automarkt rasch aufwärtsgehen. Viele Ersatzkäufe seien in den letzten Monaten nicht getätigt worden und würden dann ausgelöst.


Neueinstellungen statt Kurzarbeit
Die übrigen Märkte entwickelten sich «ähnlich», wobei hier der Einbruch nicht ganz so stark ausgefallen sei wie in der Autoindustrie. «Seit April beobachten wir eine kontinuierliche Verbesserung auf tiefem Niveau», so Martullo. Die Volumen lägen in der Industrie 20 bis 40% unter den Niveaus von vor der Krise. «Wir sind für alle Entwicklungsszenarien bereit. Wir haben keine Kurzarbeit mehr und stellen bereits wieder Personal ein.» Eine hohe operative Marge ist Martullo «wichtig», wobei das grösste Risiko derzeit die Entwicklung der Rohstoffpreise sei. Man baue in die Kundenverträge für das kommende Jahr deshalb «wenn möglich eine Rohstoffklausel» ein. «Auf jeden Fall» könnten die Aktionäre aber auch für dieses Jahr mit einer Dividende rechnen.


Gut gefüllte Kasse
«Wir halten an unserer Politik fest und führen all die Mittel an die Aktionäre zurück, die wir für das operative Geschäft nicht benötigen», so die Ems-Chefin. Das Geschäft erwirtschafte einen hohen Cashflow, und EMS verfüge über viel Cash. «Sobald die Konjunkturlage stabiler ist, kann ich mir vorstellen, noch einmal Aktien zurückzukaufen oder eine ausserordentliche Dividende auszuschütten», sagte sie. (awp/mc/ps/32)

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