Engpassfinanzierung der Nationalbank von Banken kaum beansprucht

Zudem sei die so genannte Engpassfinanzierungs-Fazilität nur in bescheidenem Ausmass in Anspruch genommen worden, heisst es in dem am Dienstag publizierten Rechenschaftsbericht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an die Bundesversammlung: «Im Jahresdurchschnitt lag die Beanspruchung bei weniger als 10 Mio CHF.»


Auch 2006 hatten die Geldinstitute durchschnittlich weniger als 10 Mio CHF abgerufen. Insgesamt belief sich im vergangenen Jahr der Umsatz der Engpassfinanzierungsfazilität auf 1,82 Mrd CHF nach 1,72 Mrd CHF im 2006.


Limiten auf Antrag der Banken erhöht
Allerdings wurden die Limiten auf Antrag der Banken von insgesamt 12,1 Mrd auf 33,7 Mrd CHF erhöht. Damit hätten die Banken ihre Vorsorge zur Absicherung von Liquiditätsrisiken erheblich verbessert, schreibt die SNB. Ende vergangenen Jahres hielten 72 Banken eine Limite im Rahmen der Engpassfinanzierungsfazilität.


Sonderzins von 2 %  über dem Satz für Repo-Übernachtgeschäfte
Der Notgroschen ist nicht billig: Für die Beanspruchung der Engpassfinanzierungsfazilität verlangt die SNB einen Sonderzins von 2 Prozentpunkten über dem Satz für Repo-Übernachtgeschäfte. Der Zinsaufschlag soll die Banken davon abhalten, die Fazilität als dauerhafte Refinanzierungsquelle zu nutzen. Die Summe aller Repogeschäfte betrug im vergangenen Jahr 1’072 Mrd CHF. Das ist geringfügig mehr als im Vorjahr (1’069 Mrd CHF). Rund 90% davon waren Geschäfte mit Laufzeiten von einer Woche.


Liquidität gehortet
Die Abschreiber und Verluste der Banken durch die US-Schrotthypotheken hatten zu einem massiven Vertrauensverlust unter den Geldhäusern und Unsicherheiten über die Liquiditätslage geführt. Als Folge davon begannen die Banken Liquidität zu horten und sich gegenseitig kaum noch Kredite zu gewähren. Dadurch brach der Markt für unbesicherte Bank-zu-Bank-Darlehen ein und jener für Devisenswaps trocknete phasenweise aus. Die SNB reagierte auf die Anspannungen am Geldmarkt und führte als erste Zentralbank am 9. August 2007 zusätzliche Liquidität zu.


Auch in den folgenden Monaten stellte die SNB dem Bankensystem punktuell grosszügig Mittel zur Verfügung. Überschüssige Liquidität habe die SNB jeweils konsequent abgeschöpft: «Die Massnahmen zur Beruhigung des Geldmarktes führten dazu, dass der geldpolitische Restriktionsgrad auf dem angestrebten Niveau gehalten werden konnte.»


Schwieriges zweites Halbjahr 2007
Die SNB befand sich ab dem zweiten Halbjahr in einer schwierigen Lage: Einerseits wollte sie vermeiden, dass wegen der guten Wirtschaft die Inflation ins Kraut schiesst und die Preisstabilität mittelfristig beeinträchtigt. Andererseits wollte sie verhindern, dass Turbulenzen an den Finanzmärkten zu einer Liquiditätsverknappung führten. Die Währungshüter standen vor der Herausforderung, die Geldpolitik genügend zu lockern, um das Wachstum und die Stabilität der Schweizer Wirtschaft nicht durch die Spannungen am Interbankenmarkt zu gefährden, ohne die Preisstabilität aus den Augen zu verlieren.


So erhöhte die SNB im vergangenen Jahr dreimal in Folge die Zinsen. Bei der letzten geldpolitischen Beurteilung im Dezember liess sie allerdings angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten das Libor-Zinsband unverändert zwischen 2,25 bis 3,25%. (awp/mc/pg)

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