Humbert ist der dritte frühere Manager des Airbus-Mutterkonzerns EADS und der erste Deutsche, gegen den nach zweitägigem Zeugengewahrsam ein solches Verfahren eingeleitet wurde. Justizbeobachter sind der Ansicht, dass damit ähnliche Ermittlungen gegen aktive Manager wie Airbus-Chef Thomas Enders und EADS-Chef Louis Gallois vorbereitet werden sollen. Dies könnte die Arbeit des Flugtechnikkonzerns erheblich behindern.
Insiderwissen
Insgesamt stehen 17 heutige und frühere EADS-Manager sowie die Grossaktionäre Daimler und Lagardere unter Verdacht, EADS-Aktien mit hohem Gewinn abgestossen zu haben, bevor der Aktienkurs im Juni 2006 einbrach. Unter den Verdächtigten ist die Hälfte des derzeitigen Konzernmanagements. Die Verkäufe sollen von Insiderwissen über Probleme bei Airbus motiviert gewesen sein. Der Flugzeugbauer war damals mit der Fertigung des Grossflugzeugs A380 und mit den Entwicklungsprogrammen A350 und A400M in Verzug. Alle Verdächtigten bestreiten die Vorwürfe. 2005 und 2006 waren die Informationsströme im Konzern durch deutsch-französische Rivalitäten gestört.
Vorwürfe Forgeards
Das erste Ermittlungsverfahren hatte die Justiz gegen Humberts Vorgänger Noël Forgeard eingeleitet. Forgeard war zuletzt EADS-Co-Chef, als er gemeinsam mit Humbert Mitte 2006 aus dem Konzern ausschied. Seine Aussagen vor der Finanzpolizei erschienen auszugsweise in den Medien. Danach wirft Forgeard Humbert vor, ihn über die Produktionsprobleme bei Airbus «nicht auf dem Laufenden» gehalten zu haben. Forgeard erklärte danach, die Aussagen seien selektiv verzerrend wiedergegeben worden. (awp/mc/ps/14)