Die Anforderungen der Reorganisationsansätze, die in Form von Szenarien durchgespielt wurden, konnten in vollem Umfang in Greenax umgesetzt werden.
Schwerpunkt Wandlungsfähigkeit von ERP-Systemen
Das CER setzt einen Forschungsschwerpunkt bei der Analyse der Wandlungsfähigkeit von ERP-Systemen: «Unternehmen sehen sich in der heutigen Zeit auf dynamischen Märkten mit sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen konfrontiert. Die Fähigkeit der zugrunde liegenden Informationssystemarchitekturen, auf sich ständig ändernde Bedingungen flexibel zu reagieren und den Wandel proaktiv zu fördern, stellt einen zentralen Wettbewerbsvorteil für die sie einsetzenden Unternehmen dar. Anbieter von ERP-Systemen sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, ihre Systeme wandlungsfähig zu gestalten und so den Anforderungen eines turbulenten Umfeldes gerecht zu werden.»
Das neue, auf den Handel spezialisierte ERP-System Greenax, eine gemeinsame Java-Entwicklung von Bison, Sursee und SoftM, München, wurde vom CER hinsichtlich seiner Wandlungsfähigkeit analysiert. Die Analyse wurde am 19. und 20.10.2006 von Mitarbeitern des CER unter Leitung von Professor Gronau durchgeführt. Dabei stand eine komplette Installation des Systems Greenax zur Verfügung, so dass die Umsetzung einzelner Fragen und Anforderungen direkt vor Ort während der Analyse demonstriert werden konnte.
Die Wandlungsfähigkeit von Greenax wurde auf zwei Ebenen ermittelt:
1. Technische Wandlungsfähigkeit
Grundlage der technischen Wandlungsfähigkeit bildet ein Architekturmodell für wandlungsfähige ERP-Systeme, das die herkömmliche Drei-Schichten-Architektur von Informationssystemen (Präsentations-, Applikations- und Datenschicht) um eine Kontroll-, eine Infrastruktur- und eine Adaptionsschicht erweitert. Neben dem Architekturmodell setzt sich die technische Wandlungsfähigkeit aus der Bewertung spezifischer Kriterien auf jeder Schicht zusammen.
Diese Kriterien sind Skalierbarkeit (Eigenschaft eines Systems, bidirektionale kapazitätsmässige Anpassungen zu ermöglichen), Modularität (Aufbau des Systems aus Modulen oder Komponenten), Interoperabilität (Ausführen von Operationen oder Funktionen über Systemgrenzen hinweg), Selbstorganisation (Fähigkeit zu Selbstdiagnose, Selbstmanagement, Selbstregulation etc.), Selbstähnlichkeit (Eigenschaft, durch Zusammenlegen oder Aufteilen im wesentlichen immer wieder gleiche Muster auf einer anderen Grössenskala zu erhalten) und Wissen (Möglichkeit des Anwenders oder Entwicklers, Informationen über den Systemzustand, die Entwicklungen oder Veränderungen ableiten zu können).
2. Geschäftsspezifische Wandlungsfähigkeit
Da es bei der Wandlungsfähigkeit um die Reaktionen des Systems auf geänderte Anforderungen in den Geschäftsprozessen geht, können nicht nur die technischen Eigenschaften untersucht werden. Es ist vielmehr nötig, auch die Reaktionsfähigkeit des Systems zu untersuchen. Das Vorgehensmodell folgt dabei der Auffassung, dass jede unternehmensspezifische Veränderung einem Reorganisationsansatz bzw. einer Mischform aus diesen zugeordnet werden kann. Vom CER wurden verschiedene Szenarien übermittelt, die mit Hilfe des Systems umgesetzt werden sollten. Da Greenax auf den Handel zugeschnitten ist, bewegten sich auch die Szenarien in diesem Bereich.
So wurde für die Fähigkeit zur Subsystembildung die Aufgabe gestellt, Filialen mit regionalen und überregionalen Waren zu beliefern, wobei die überregionalen zentral bestellt werden und sämtliche Entscheidungen über die regionalen Produkte in der Hand der Filiale liegen. Die Autonomie der Filiale steht hierbei im Vordergrund. Der prozessorientierte Reorganisationsansatz wird durch das Szenario der Lieferantenauswahl in Echtzeit umgesetzt.
Kontinuierliche Reorganisation
Die Kernidee ist, unabhängig von den Lieferanten zu sein und bei jeder Bestellung den besten (ermittelt durch Lieferzeit und Kosten) Lieferanten am Markt zu ermitteln. Die kontinuierliche Reorganisation wird durch das dynamische Anpassen von Konditionen an IST-Daten beschrieben. Dabei sollen die Konditionen für einen Kunden auf Grund seines bisherigen Zahlungsverhaltens ermittelt werden, das sich bei jeder Bestellung ändern kann. Den Vorschlag für eine Rabattierung soll das System automatisch generieren. Der Reorganisationsansatz der Auflösung von Unternehmensgrenzen wird mit dem Szenario der Ergänzung der Produktpaletten von zwei unabhängigen Unternehmen abgefragt. Dabei behalten beide Unternehmen ihre Autonomie, beschaffen allerdings bestimmte Produkte gemeinsam.
«Das System war in der Lage, alle gestellten Anforderungen zu erfüllen. Die Umsetzung der vier Reorganisationsansätze, die in Form von Szenarien durchgespielt wurden, konnte in vollem Umfang in Greenax realisiert werden», heisst es in der Studie. Die Bewertung: » Leistungsstarkes und hochgradig anpassbares System»
Das CER ermittelte für Greenax das folgende Ergebnis: «In der gesamten Analyse der Wandlungsfähigkeit schneidet Greenax mit 87% ab und ist damit in die Kategorie ?Excellence? einzuordnen.» Die Bewertung «Excellence» steht für eine gleichermassen hohe Ausprägung beider Dimensionen und repräsentiert den Idealbereich, in dem ERP-Systeme für Unternehmen angesiedelt sind, deren Prozesse sehr dynamisch verlaufen. «Insgesamt ist das ERP-System Greenax ein leistungsstarkes und hochgradig anpassbares System, dessen Nutzer auch künftig alle Änderungen in ihren Geschäftsabläufen im System abbilden können», so das Fazit. (Bison Group/mc)
Bison Holding AG
Mit Niederlassungen in der Schweiz und in Deutschland sowie rund 40 starken Partnern gehört die Bison Holding und deren Gesellschaften zu den führenden Schweizer IT-Firmen. Im Zentrum des Angebots stehen die Entwicklung und Einführung betriebswirtschaftlicher Gesamtlösungen für Handel, Dienstleistung und Industrie. Mit dem Business Software Framework Bison Solution bietet Bison eine innovative Entwicklungsumgebung für modernste Softwaregenerationen auf Basis der Service Oriented Architecture (SOA). Bison Solution umfasst Technologie-Plattform, Funktionsbaukasten und Entwicklungsumgebung und stellt anderen Entwicklungshäusern betriebswirtschaftlicher Software wie auch Grossunternehmen, die individuelle Softwarelösungen selbst entwickeln, die technologische Basis für die Zukunft zur Verfügung. Das Unternehmen wurde für Bison Solution als Preisträgerin des Swiss Technology Award ausgezeichnet und gewann den Sonderpreis für das beste Projekt in der Kategorie «Informationen managen». Seit Februar 2006 bietet Bison in Kooperation mit der Firma SoftM AG, München, Greenax auf dem europäischen Markt an, eine Business Software für den Handel, die auf dem Business Software Framework Bison Solution basiert. Die Bison hat ihren Hauptsitz in Sursee/Luzern und beschäftigt rund 320 Mitarbeitende. 2005 erzielte die Gruppe einen Umsatz von rund CHF 56 Millionen.