Damit wächst der Druck auf den Konzern, weil nun auch aktive Manager mit Justizverfahren rechnen müssen. Forgeard, der frühere Chef von Airbus und ehemalige Co-Chef von EADS, wurde nach 35 Stunden Verhör im Polizeigewahrsam am Freitag gegen 02.00 Uhr morgens von zwei Untersuchungsrichtern auf freien Fuss gesetzt. Nach Informationen des Nachrichtensenders France-24 muss er eine Kaution von einer Million Euro hinterlegen.
Vorwurf des Insidervergehens
Die Untersuchungsrichter hielten den Vorwurf des Insidervergehens aufrecht, weil Forgeard 2005 und 2006 vor Bekanntgabe der Probleme mit den Airbus-Programmen A380 und A350 Aktien des Mutterkonzerns EADS in Millionenhöhe abgestossen hatte. Sie liessen aber den weiter gehenden Vorwurf der Falschinformation des Marktes fallen. Forgeards Anwalt Jean-Alain Michel erklärte, der ehemalige «Mr. Airbus» weise alle Vorwürfe zurück und die Unschuldsvermutung bleibe bestehen. Forgeard habe erklärt, dass nach seiner Kenntnis auch kein anderer EADS-Manager ein Insiderdelikt begangen habe. Auf die Straftat stehen bis zu zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe des Zehnfachen des Gewinns aus Insidergeschäften, für Forgeard also bis zu 43 Millionen Euro.
Aktienkurs um gut 27 Prozent eingebrochen
Die Ermittler meinen, Forgeard habe beim Verkauf seiner Aktien im November 2005 und im März 2006 wissen müssen, dass die Probleme bei den Airbus-Programmen A380 und A350 zu einem Kursrückgang führen mussten. Nach Bekanntgabe der Probleme Mitte Juni 2006 brach der Aktienkurs um gut 27 Prozent ein; seitdem hat er sich nicht erholt.
Weitere Manager im Visier
Die Pariser Börsenaufsicht hat bei ihren parallelen Ermittlungen in der Affäre auch die EADS-Grossaktionäre Daimler und Lagardère sowie 16 weitere Manager im Visier. Darunter sind der jetzige Airbus-Chef Thomas Enders, sein Vize Fabrice Bregier und Konzern-Finanzchef Hans-Peter Ring. Branchenexperten befürchten, dass die EADS-Führung destabilisiert werden könnte, wenn die Justiz auch Verfahren gegen aktuelle Topmanager einleitet und diese unter Rücktrittsdruck geraten. Der Konzern steckt mitten in einer tiefen Strukturkrise. In den Chefetagen wird auf ein deutsch-französisches Gleichgewicht geachtet und der Konzern muss sich derzeit Vorwürfen erwehren, die Deutschen würden die Franzosen über den Tisch ziehen und beim Stellenabbau benachteiligen. (awp/mc/gh)