4,2% mehr Handy-Abonnements als Einwohner habe es im Oktober 2007 in der Schweiz gegeben, sagte Philipp Metzger, Leiter der Abteilung Telecomdienste im Bundesamt für Kommunikation, am Mittwoch in Biel an der Jahresmedienkonferenz des Bundesamtes. Damit stieg die so genannte Marktdurchdringung von 86,7% im Jahr 2004 auf 104,2%. Nach wie vor ist das Handy in der Schweiz aber ein «Zweitgerät»: Nur etwa 7% der Besitzer gaben letztes Jahr in einer Umfrage an, keinen Festnetzanschluss mehr zu besitzen.
Höhere Marktdurchdringung in der EU
Im übrigen Europa sind Handys weitaus verbreiteter: Die durchschnittliche EU-Marktdurchdringung lag 2007 knapp 8 Prozentpunkte höher als in der Schweiz. Dem war nicht immer so: 2004 waren es noch rund 2 Prozentpunkte weniger als in der Schweiz gewesen. Inzwischen hat die EU jedoch kräftig aufgeholt. Einzelne Länder weisen gar schwindelerregend hohe Handyraten auf. In Italien, Luxemburg und den baltischen Staaten als Spitzenreiter gibt es zwischen 40 und 50% mehr Abonnements als Einwohner.
Kosten in der Schweiz massiv zu hoch
In der Schweiz ist der anhaltende Vormarsch der Handys jedoch nicht mit tieferen Tarifen einhergegangen. Die monatlichen Kosten für ein Handy-Abonnement mit mittlerem Nutzungsbedarf liegen im Durchschnitt 23 Franken über jenen in der EU. Auch die Gebühr für den Anruf auf ein anderes Mobilnetz ist in der Schweiz rund 5 CHF höher als in Europa. Erfreulich sei jedoch, dass diese Kosten parallel zu jenen in der EU gesunken seien, sagte Metzger.
«Stoische Treue zur Swisscom»
Typisch für den Schweizer Mobilfunk-Markt sei ausserdem die «stoische Treue der Konsumenten» zur Swisscom. Diese hatte im Oktober 2007 nach wie vor 60% Marktanteil inne. In der EU kommt die grösste Anbieterin im Durchschnitt auf rund 40%. Sehr wettbewerbsfähig sei die Schweiz dagegen in der Festnetz-Telefonie, sagte Metzger weiter. Mit Ausnahme der Preise für Ortsgespräche lägen die Tarife etwa im Bereich des europäischen Durchschnitts oder darunter. Äusserst günstig sind Auslandgespräche. Nur der ursprüngliche Monopolist in Zypern kann noch tiefere Preise bieten.
Festnetz: Alternativen gefragt
Der Wettbewerb im Bereich der Festnetztelefonie ist in der Schweiz entsprechend gross: Erstmals stieg 2007 der Anteil jener Abonnenten, die für den direkten Zugang zum Festnetz einen alternativen Anbieter nutzen, mit 13,9% über den entsprechenden Wert in der EU. Weit verbreitet sind in der Schweiz Breitband-Anschlüsse fürs Internet: 2007 verfügte 30,5% der Bevölkerung über einen solchen. Lediglich in Schweden, Finnland, Dänemark und den Niederlanden waren es noch mehr.
Breitband bleibt Swisscom-Domäne
Breitband ist eine Domäne der Swisscom: Die Kabelnetzbetreiber und die Marktneulinge verloren seit 2005 5 respektive 8% Marktanteile. Er gehe jedoch davon aus, dass die Entbündelung der letzten Meile den Wettbewerb wieder beleben werde, sagte Metzger. Bei der Entbündelung habe die Schweiz einen grossen Rückstand auf viele europäische Länder. Bis zum 1. Januar 2008 seien 700 Leitungen in der Schweiz entbündelt worden. In Österreich seien es – auch wegen des früher in Kraft getretenen EU-Rechts – bereits deren 273’531 gewesen. (awp/mc/ps/27)