Espace Media führt «Der Bund» weiter und plant Einsparungen

Dies haben die Verwaltungsräte von Tamedia und Espace Media beschlossen, wie die Tamedia in einer Medienmitteilung schreibt. Der Tages-Anzeiger organisiert gleichzeitig seine Redaktion neu. Newsnetz, News und Tages-Anzeiger arbeiten zudem in Zukunft enger zusammen. Diese Neuerungen führen zu einem Abbau von 57 Stellen. Insgesamt umfassen die Redaktionen des Medienverbundes Tages-Anzeiger in Zukunft 235 Vollzeitstellen.


«Der Bund» mit dem «Tages-Anzeiger»
Ab Herbst 2009 wird die traditionsreiche Tageszeitung «Der Bund» eng mit dem «Tages-Anzeiger» zusammenarbeiten. Ziel der Zusammenarbeit zwischen Bund und «Tages-Anzeiger» ist es, der anspruchsvollen Leserschaft der beiden Titel einen gemeinsam erarbeiteten Mantel mit einer ausgebauten Berichterstattung über nationale und internationale Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft anzubieten. Das Berner Modell mit zwei publizistisch unabhängigen Tageszeitungen in einem Verlag wird damit fortgesetzt.


Zusammenarbeit soll Bund und Tages-Anzeiger stärken
Die Zusammenarbeit zwischen Bund und «Tages-Anzeiger» soll beide Titel stärken, so die Tamedia. «Der Bund» wird die gemeinsame Bundeshausredaktion in Bern verantworten und dem Tages-Anzeiger ausgewählte Wirtschafts-, Kultur- und Spezialseiten zur Verfügung stellen. Im Gegenzug bezieht «Der Bund» überregionale Inhalte vom Tages-Anzeiger. Geplant sind vier Zeitungsbünde in einer neuen Gestaltung. Der erste Bund umfasst die In- und Auslandberichterstattung, der zweite Bund Wirtschaftsthemen sowie den neu gemeinsam mit dem «Tages-Anzeiger» erstellten Sportteil. Die Stadt und der Kanton Bern stehen im Mittelpunkt des dritten Bundes. Die bisherige Wochenendbeilage «Der kleine Bund» erscheint neu täglich als vierter Zeitungsbund und widmet sich unter anderem den Themen Kultur, Gesellschaft und Wissen. Chefredaktor des Bund bleibt der 56-jährige Artur K. Vogel, der die Tageszeitung bereits seit 2007 führt und massgeblich an der Erarbeitung des neuen Konzepts beteiligt war.


Modell auf Bewährung – höhere Abogebühren
Espace Media wagt mit der Weiterführung des Berner Zeitungsmodells eine Strategie, die sich in den nächsten Jahren bewähren muss, wie die Tamedia weiter schreibt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Tages-Anzeiger sollen die bisherigen Verluste reduziert und mittelfristig ausgeglichene Ergebnisse erreicht werden. Um die wirtschaftlichen Perspektiven des Bund weiter zu verbessern, wird die Abonnementsgebühr mittelfristig erhöht. Gleichzeitig wird Espace Media Verhandlungen zur künftigen Unterstützung des Bund mit denjenigen Institutionen und Unternehmen aufnehmen, deren Vertreter sich im Komitee «Rettet den Bund» für den Erhalt der Tageszeitung eingesetzt haben.


19 Stellen werden abgebaut
Die Redaktion des Bund wird neu 35 statt wie bisher 54 Vollzeitstellen umfassen. Insgesamt werden 19 Vollzeitstellen abgebaut. Ein Teil des Stellenabbaus soll über ordentliche und frühzeitige Pensionierungen realisiert werden. Die vom Abbau betroffenen festangestellten und freien Mitarbeitenden des Bund sowie weiterer Bereiche von Espace Media sollen mit einem angemessenen Sozialplan unterstützt werden. Verhandlungen mit der Personalkommission des Bund, Vertretern der Mitarbeitenden der anderen Bereiche von Espace Media sowie den Gewerkschaften werden in den nächsten Tagen aufgenommen und sollen rasch abgeschlossen werden.


Differenzierung zwischen «Berner Zeitung» und «Der Bund»
Um die Chancen des publizistischen Wettbewerbs in Bern auszuschöpfen, will sich die Berner Zeitung noch konsequenter als führende Regionalzeitung positionieren. Eine neue Community-Redaktion wird den Kontakt zu den Leserinnen und Lesern weiter verbessern. Geplant ist zudem eine stärkere Regionalisierung der Newsplattform bernerzeitung.ch innerhalb des Newsnetz. Die Zusammenarbeit mit Thuner Tagblatt und Berner Oberländer wird fortgesetzt und die Berner Zeitung auch weiterhin mit unterschiedlichen Regionalausgaben erscheinen.


Umsatzsteigerungs- und Kostensenkungsmassnahmen bei Espace Media
Angesichts des starken Einbruchs der Werbeausgaben in den ersten drei Monaten rechnet Espace Media für das laufende Jahr mit einem deutlich negativen Ergebnis. Mit der Verstärkung des Verkaufs um zusätzliche 7 Vollzeitstellen soll das Potential des Werbemarktes besser ausgeschöpft werden. Die Rückkehr zu einer gattungsbezogenen Verkaufsorganisation soll gleichzeitig die Marktpräsenz der Medien von Espace Media weiter erhöhen. Die Führungsstruktur wird verschlankt und eine klassische Verlagsorganisation eingeführt.


Mit Blick auf die strukturelle Verlagerung der Werbeinvestitionen, die sich durch das schwierige wirtschaftliche Umfeld beschleunigen dürfte, plant das Unternehmen zudem verschiedene Kostensenkungsmassnahmen. Die Grossauflage des Solothurner Tagblatts wird eingestellt. Der Anteil der Schnupperabonnemente sowie der Gratisauflage an der Gesamtauflage der Berner Zeitung wird schrittweise reduziert. Weitere Massnahmen sind die Anpassung des Innendienstes an die rückläufige Anzahl Rubrikeninserate sowie die teilweise Integration des Stellenmarktes von «Berner Zeitung» und Bund in das Hauptblatt. Die Kostensenkungsmassnahmen sowie die Neuaufstellung der Verlagsorganisation von Espace Media führen zum Abbau von 3 Vollzeitstellen, davon 2 in der Redaktion der «Berner Zeitung BZ».


Tages-Anzeiger mit neuer Organisation der Tageszeitungs-Redaktion
Der Tages-Anzeiger organisiert seine Redaktion neu und baut insgesamt 50 Vollzeitstellen in der Redaktion ab. Ein Teil des Stellenabbaus soll über frühzeitige Pensionierungen realisiert werden. Ebenfalls an die tieferen Werbeerträge angepasst werden die Honorarbudgets. Der Abbau, der alle Ressorts betrifft, ist Teil eines umfassenden Neukonzeptes, das durch die Einführung einer Vier-Bund-Zeitung auch Einsparungen im Druck und in der Distribution vorsieht. Alle regionalen Informationen werden in einem Zeitungsbund zusammengeführt und die Regionalisierung des Tages-Anzeigers damit gestärkt. Der Auftritt der grössten abonnierten Tageszeitung der Schweiz soll mit einer neuen Gestaltung ab Herbst 2009 hochwertiger und die Leserführung stark verbessert werden. Der «Tages-Anzeiger reagiert mit diesen Massnahmen auf die strukturelle Verlagerung der Werbeausgaben sowie den Einbruch der Werbeeinnahmen in den letzten Monaten. Durch die Zusammenarbeit mit dem Bund, der überregionale Inhalte vom «Tages-Anzeiger» beziehen wird, kann der Umfang des Stellenabbaus leicht reduziert werden.


Stellenabbau im Zeitungsdruck beim «Tages-Anzeiger»
Das neue Konzept mit vier Zeitungsbünden führt im Zeitungsdruck zu einem Abbau von weiteren 7 Vollzeitstellen, der weitgehend über Frühpensionierungen realisiert werden kann. Die betroffenen festangestellten und freien Mitarbeitenden des «Tages-Anzeigers» und des Druckzentrums sollen mit einem angemessenen Sozialplan unterstützt werden. Gespräche mit der Personalkommission des Tages-Anzeigers sind bereits im Gange. Die Verhandlungen sollen in den nächsten Tagen unter Beizug der Betriebskommission des Druckzentrums sowie der Gewerkschaften fortgeführt und rasch abgeschlossen werden.


Möglichkeiten eines umfassenden Medienverbundes ausschöpfen
Gemeinsam mit der Newsplattform tagesanzeiger.ch und der Pendlerzeitung News Tages-Anzeiger will der «Tages-Anzeiger» die Möglichkeiten eines umfassenden Medienverbundes in Zukunft gezielter ausschöpfen. Die Redaktionen des Newsnetz und der Pendlerzeitung News ziehen deshalb im August 2009 in einen gemeinsamen Newsroom, der direkt mit dem Redaktionsschiff des Tages-Anzeigers verbunden wird. Im Verlauf des zweiten Halbjahres 2009 werden die weiterhin eigenständigen Redaktionen von Newsnetz und News ihre Zusammenarbeit schrittweise ausbauen. Geplant ist die Übernahme von Inhalten des Newsnetz in die Pendlerzeitung News sowie eine enge Zusammenarbeit der beiden Redaktionen mit dem Tages-Anzeiger im Bereich der Grundversorgung mit Nachrichtenmeldungen. Die Zusammenarbeit führt bis Ende 2009 schrittweise zu einem leichten Abbau der Redaktion, der voraussichtlich ohne Kündigungen realisiert werden kann.


Redaktionen mit 235 Vollzeitstellen
Die gemeinsame Bearbeitung von Nachrichtenmeldungen soll es allen drei Redaktionen ermöglichen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Insgesamt werden die Redaktionen des Medienverbundes Tages-Anzeiger mit der Tageszeitung Tages-Anzeiger, dem Newsnetz sowie der Pendlerzeitung News in Zukunft rund 235 Vollzeitstellen umfassen. Mit 177 Vollzeitstellen wird der Tages-Anzeiger auch weiterhin über die grösste Regionalzeitungsredaktion der Schweiz verfügen.


Entscheide unter Vorbehalt der Mitwirkungsrechte
Sämtliche Entscheidungen stehen unter dem Vorbehalt der gesetzlichen Mitwirkungsrechte der betroffenen Mitarbeitenden von Espace Media und Tamedia. (Tamedia/mc/pg)

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