In Europa müsse über neue Eigenkapitalregeln für Banken nachgedacht werden, sagte der EU-Kommissar in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (Mittwochausgabe). Zudem würden sich die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen Ende der Woche in Ljubljana mit einem beschleunigten Gesetzgebungsverfahren befassen.
Krise noch nicht überstanden
Auch mehr als ein halbes Jahr nach dem Beginn der Krise an den Kapitalmärkten ist für den Währungskommissar das Schlimmste weiterhin nicht überstanden. «Wir haben noch keinen Überblick über das gesamte Ausmass der Verluste, es fehlt noch an Vertrauen in die Banken», sagte er weiter. Allerdings seien die europäischen Volkswirtschaften gegenwärtig besser gegen die Krise gewappnet als die Vereinigten Staaten. So habe sich die Wirtschaft in der Eurozone im ersten Quartal laut Almunia «gar nicht so schlecht entwickelt».
Absage an Zinssenkungen
Im Kampf gegen die Krise an den Finanzmärkten sprach sich Almunia aber entschieden gegen Steuersenkungen nach US-amerikanischem Vorbild aus. «Wir können nicht unterschiedliche Volkswirtschaften in unterschiedlichen Situationen mit den gleichen Rezepten behandeln», sagte er. Was gut für die US-Konjunktur sei, müsse nicht zwangsläufig auch der Wirtschaft im Euroraum helfen.
«Lebensmittelpreise galoppieren»
Mit grosser Sorge verfolgt der EU-Währungskommissar allerdings den Anstieg der Inflation in der Eurozone. «Die Daten sind beunruhigend» und die «Lebensmittelpreise galoppieren», sagte er. Damit steige die Gefahr, dass höhere Preise auch höhere Löhne nach sich ziehen und eine Lohn-Preis-Spirale ausgelöst werde. Almunia zeigte sich aber optimistisch, dass eine solche Spirale in der Eurozone vermieden werden könne. «Ich hoffe sogar, dass wir bis zum Jahresende wieder Inflationsraten haben, die näher bei zwei Prozent liegen und nicht wie derzeit bei 3,5 Prozent», sagte er. (awp/mc/ps)