EU-Ausblick: Etwas schwächer – Vorgaben belasten – EZB im Fokus
Experten erwarten mehrheitlich von der EZB am frühen Nachmittag eine Senkung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf dann 2,00 Prozent. Allerdings sei die Spannbreite der Schätzungen sehr hoch, kommentierte ein Börsianer. Am Nachmittag stehen zudem noch US-Konjunkturdaten wie der New York Empire State Index oder die Erzeugerpreise für Dezember auf der Agenda.
Der Dow Jones Industrial hatte belastet von schwachen Finanztiteln und trüben Konjunkturdaten sehr schwach geschlossen, und der Future auf den US-Leitindex stand am Morgen zudem um 0,32 Prozent unter seinem Niveau zum Handelsschluss an den europäischen Börsen am Mittwoch. In Tokio sackte der Nikkei-225-Index um fast fünf Prozent ab. Ein Rekordrückgang bei den heimischen Maschinenbauaufträgen und weiter düsteren Aussichten für die Weltwirtschaft hatten dort auf die Notierungen gedrückt, sagten Händler.
An der Börse in Amsterdam sollten die Papiere der ASML Holding beobachtet werden. Der niederländische Chipindustrie-Ausrüster hat im vierten Quartal einen Verlust erwirtschaftet und den Umsatzausblick für die ersten drei Monate 2009 gesenkt.
In London dürften ferner Papiere von Rio Tinto in Bewegung geraten. Die fallenden Kupfer- und Aluminiumpreise haben den Gewinn des Bergbaukonzerns in der zweiten Jahreshälfte belastet. Alleine der Preisverfall beim Kupfer drückte das operative Ergebnis um 360 Millionen Dollar nach unten. Zudem litt das Ergebnis der Aluminiumsparte im vierten Quartal durch notwendige Abschreibungen auf die Lagerbestände.
Santander-Aktien stehen indes an der Börse in Madrid weiter im Blick. Die Kanzlei Cremades & Calvo-Sotelo (C&CS) hat am Mittwochabend mitgeteilt, sie werde in den USA innerhalb von zwei Wochen eine Gemeinschaftsklage im Interesse der Anleger einreichen, deren Fonds durch die Tätigkeiten des mutmasslichen Milliarden-Betrügers Bernard L. Madoff Verluste erlitten hätten.
Auch auf Autowerte sollten die Anleger einen Blick werfen. In Mailand etwa könnten Fiat-Titel in Bewegung geraten. Einem italienischen Regierungsmitglied zufolge benötigt der Automobilhersteller «dringend» einen Partner. Der Fiat-Chef Sergio Marchionne will den Umbau des Autohauses rasch vorantreiben, sagten Händler. Am Mittwoch hatte der ehemalige Alfa-Marketingchef Sergio Cravero bereits die Führung dieser Flaggschiffmarke übernommen. Auch Papiere des Wettbewerbers Renault stehen im Fokus. Laut einem Bericht der Zeitung «Les Echos» soll der Autobauer im Gegenzug für staatliche Hilfen auf die diesjährige Dividende verzichten.
An den skandinavischen Börsen könnten schliesslich die Titel der Mobilfunkunternehmen Nokia und LM Ericsson unter Druck geraten. Der angeschlagene US-Handyhersteller Motorola streicht nach einem Quartalsverlust weitere 4.000 Arbeitsplätze. Negativ für die Stimmung in dem Sektor ist Börsianern zufolge auch, dass Apple-Chef Steve Jobs zur Behandlung seiner Krankheit eine mehrmonatige Auszeit von der Konzernspitze des Computerbauers nimmt. Dessen Aktien gaben im nachbörslichen US-Handel um zehn Prozent nach. (awp/mc/ps/10)