EU-Ausblick: Fester erwartet – Zurückhaltung vor Fed-Entscheid
In Amerika wird die Notenbank Fed den Leitzins aller Voraussicht nach in der Nähe der Nulllinie belassen. Zudem rechnen Experten nicht mit wesentlich neuen Hinweisen auf die weitere Geldpolitik in den USA. Zum Börsenauftakt vermitteln die Vorgaben von den Börsen aus Übersee jedoch zunächst freundliche Impulse: So hatte der Dow Jones am Vorabend dank teilweise besser als erwarteter Zwischenberichte 0,72 Prozent gewonnen. Der Future auf den US-Leitindex lag zuletzt 1,44 Prozent über dem Niveau zu Börsenschluss in Europa. Ein Börsianer erklärte den deutlichen Anstieg insbesondere mit Medienberichten, denen zufolge die US-Regierung den Aufbau einer «Bad Bank» erwägt. In Japan gewann der Nikkei-225-Index am Morgen 0,56 Prozent.
Europaweit dürften nach Medienberichten über die bevorstehende Gründung einer US-Bad Bank einmal mehr die Banktitel in den Blick rücken. Händler verwiesen auf einen Bericht des Fernsehsenders «CNBC», wonach in den USA die Gründung einer «Bad Bank» zum Aufkauf problematischer Hypothekenpapiere unmittelbar bevorstehe. Eine Entscheidung könnte bereits nächste Woche fallen, hiess es. Dies ist einem Börsianer zufolge zwar nicht neu, dürfte sich aber trotzdem positiv auf die Stimmung des Sektors auswirken.
Unterdessen bietet die spanische Grossbank Banco Santander ihren durch den Madoff-Betrugsfall geschädigten Privatkunden laut einem Zeitungsbericht als erstes Institut eine Entschädigung an. Unter dem Druck einer Klage in den USA habe die Bank insgesamt 1,38 Milliarden Euro offeriert, berichtete das «Wall Street Journal» am Dienstag im Internet unter Berufung auf ein Schreiben der Bank. Santander gehört zu den bislang am schwersten getroffenen Opfern des grössten Betrugsfall der Finanzgeschichte. Der New Yorker Broker Bernard Madoff richtete mit einem Schneeball-System nach eigenen Angaben einen Schaden von rund 50 Milliarden Dollar an. Er steht derzeit gegen Kaution unter Hausarrest.
Nach Zahlen von Novartis rücken auch die Pharmatitel in den Mittelpunkt. Der Schweizer Pharmakonzern trotzt der Finanzkrise und peilt auch im laufenden Geschäftsjahr neue Rekordergebnisse an. Novartis will 2009 den Konzernumsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern. In der Pharmasparte wird mit einem mittleren bis hohen einstelligen Wachstum gerechnet.
Der grösste europäische Chiphersteller STMicroelectronics erlitt im vierten Quartal überraschend einen Verlust und enttäuschte die Markterwartungen. Der Umsatz lag hingegen in etwa im Rahmen der Prognosen. UBS senkte das Kursziel nach den Zahlen von 4,20 auf 3,70 Euro.
Der angeschlagene französisch-amerikanische Telekommunikationsausrüster Alcatel-Lucent nimmt zunächst Abstand von Übernahmen. Vor einer Heirat müsse erst das eigene Haus in Ordnung gebracht werden, sagte Unternehmenschef Ben Verwaayen der französischen Tageszeitung «Les Echos» (Mittwochausgabe). Dem Blatt zufolge rechnet Alcatel-Lucent im laufenden Jahr weiterhin mit einem Umsatzminus von 8 bis 12 Prozent. (awp/mc/ps/06)