Der europäische Leitindex lag damit 1,12 Prozent über dem Vortagesschluss. Finspreads erwartet den FTSE 100 0,92 Prozent höher bei 5.793 Punkten. Europa habe sich schon am Vortag deutlich erholt und auf die Zinssenkung reagiert, betonten Händler. Sie rechnen mit einer Beruhigung.
Aus Sicht von Börsianern könnten sich nach den moderaten US-Verlusten die europäischen Märkte weiter stabilisieren. Die Zinssenkung der US-Notenbank habe Schlimmeres verhindert, sagte Robert Halver von der Bank Vontobel: «Aber wir sind noch nicht durch.» Die US-Notenbank habe lediglich wichtige Massnahmen für den «Heilungsprozess» eingeleitet. Auch der selbstständige Aktienhändler Carsten Jansing sieht Chancen für eine Erholung an den weltweiten Aktienmärkten. Allerdings werteten einige Börsianer die Reaktion an den asiatischen Börsen als «etwas enttäuschend».
Technologiewerte stehen laut Händlern im Fokus: Der grösste europäische Chiphersteller STMicroelectronics hat im vierten Quartal zwar wegen laufenden Restrukturierung weniger Gewinn ausgewiesen. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) habe aber mit 0,27 US-Dollar um ein Cent über der Analystenprognose gelegen, sagten Händler. Der Umsatz erhöhte sich wie erwartet um 6,9 Prozent auf 2,74 Milliarden Dollar.
Auch nachbörslich in den USA veröffentlichten Zahlen sorgten in dem Sektor für Bewegung. Der US-Halbleiterhersteller Texas Instruments (TI) hat im vierten Quartal mehr verdient als von Experten erwartet. Die Aktien gewannen nachbörslich 4,19 Prozent auf 30,19 Dollar. Apple-Titel gerieten dagegen nachbörslich mit 11,38 Prozent auf 137,93 Dollar unter Druck. Der US-amerikanische Computerhersteller habe zwar in seinem zweiten Geschäftsquartal die Erwartungen der Analysten übertroffen, allerdings mit dem Ausblick enttäuscht.
EADS stehen auch im Fokus. Russland will seinen fünfprozentigen Anteil am europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern in sein geplantes eigenes Flugzeug-Konglomerat einbringen. «Dieses Aktienpaket wollen wir später ohne Verluste gegen ein Aktienpaket an der United Aircraft Corporation (UAC) eintauschen», sagte Wladimir Dmitrijew, der Chef der russischen Bank für Entwicklung und Aussenwirtschaft, im Interview mit der «Welt». In die Bank hatte der Staat seinen EADS-Anteil verlagert.
Minenwerte wie vor allem BHP Billiton und Rio Tinto bleiben in London im Blick. Das weltweit grösste Bergbauunternehmen dürfte Analysten zufolge für das erste Halbjahr einen Rekordgewinn berichten, nachdem der aktuelle Produktionsbericht sehr gut ausgefallen sei.
In Zürich sollten laut Händlern Titel der Swiss Re im Auge behalten werden. Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist mit einen Anteil von gut drei Prozent als Grossaktionär bei dem weltgrössten Rückversicherer eingestiegen. Zudem wurde mit Berkshire Hathaway ein Rückversicherungsvertrag abgeschlossen. Das durch diesen Vertrag freigesetzte Kapital soll für den Rückkauf von Aktien verwendet werden.
Die vom Luxusgüterkonzern Compagnie Financiere Richemont vorgelegten Umsatzzahlen für das dritte Quartal des Fiskaljahres 2007/2008 blieben laut Händlern hinter den Markterwartungen zurück. Aussagen zum weiteren Jahresverlauf sind der Pressemitteilung keine zu entnehmen, was am Markt ebenfalls für Enttäuschung sorge. (awp/mc/ab)