EU-Ausblick: Gut behauptet erwartet
Der Londoner FTSE 100 dürfte den Handel ebenfalls mit leichten Gewinnen aufnehmen. In den USA hatten die wichtigsten Indizes nach zwei Handelstagen mit positiven Vorzeichen am Dienstag unter Gewinnmitnahmen gelitten und waren zudem von gesenkten Prognosen des Logistikkonzerns FedEx belastet worden. In Japan dagegen schloss die Börse ungeachtet schlechter Konjunktur- und Unternehmensdaten sehr fest und wurde dabei von Erwartungen an die Rettungspakete der Regierungen getrieben. «Später im Tagesverlauf könnten die Grosshandelsumsätze und Lagerbestände in den USA den Ton an den Märkten angeben», sagte ein Händler.
Unverändert stehen nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch europaweit die Autobauer im Rampenlicht. Die dringend benötigte Milliardenhilfe für die ums Überleben kämpfenden US-Autobranche ist mittlerweile in greifbare Nähe gerückt. Die Demokraten im US-Kongress und das Weisse Haus setzten am Dienstag Verhandlungen über eine Gesetzesvorlage für einen Rettungsplan fort, der 15 Milliarden Dollar (11,5 Mrd Euro) an Notkrediten vorsieht. Mit der Summe, an deren Verwendung allerdings scharfe Kontrollen geknüpft werden sollen, könnten die drei grossen Autobauer ihre Existenz zumindest bis ins nächste Jahr sichern, berichteten amerikanische Medien. Renault könnten zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nachdem der Vorstandschef Carlos Ghosn sagte, dass sich die Unternehmensgruppe nicht in Konsolidierungsgesprächen befinde.
Spannend könnte auch ein Blick auf die Finanzwerte sein: Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erwägt laut einem Pressebericht eine Rückkehr in sein Heimatland Schweiz, um Verwaltungsratspräsident der dortigen Grossbank UBS zu werden. Wie die Wochenzeitung «DIE ZEIT» berichtet, sucht die UBS schon seit Wochen nach einer neuen Führung. Und Kennern der Züricher Bankenszene zufolge wäre Ackermann als Kandidat auf Schweizer Seite eine Idealbesetzung, weil seine Qualitäten dort nahezu unumstritten seien. «Wir wollen keine Gerüchte kommentieren», lauten dem Bericht zufolge die offiziellen Stellungnahmen von Deutscher Bank und UBS.
Dass die deutsche Grosschemie wegen schwachen Absatzes reihenweise die Produktion herunterfährt, könnte auch die Branchenkollegen aus dem Ausland belasten. Sowohl Bayer als auch LANXESS wollen laut der «Financial Times Deutschland» die Produktion senken.
Auch EADS wird nach Einschätzung von Konzernchef Louis Gallois die Folgen der internationalen Finanzkrise zu spüren bekommen. «Ich muss sagen, dass ich nicht glaube, dass wir der Krise entkommen werden», sagte Gallois am Dienstag vor Investoren in London. «Es gibt aber keinen Grund zur Panik», hiess es weiter, da die Tochter Airbus bis 2011 mit Aufträgen «überbucht» sei. Ein weiterer Faktor, der die düsteren Wirtschaftsaussichten ausgleiche, sei auch der fallende Ölpreis.
In London will der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto mit einem harten Sparkurs gegen den Konjunkturabschwung ansteuern. Auf der Agenda stehen massive Stellenstreichungen, eine deutliche Reduzierung der Investitionen sowie mehr Verkäufe von Unternehmensteilen. Wie der Bergbaukonzern am Mittwoch in Sydney mitteilte, sollen 14.000 Jobs gestrichen werden. Die Investitionen für das kommende Jahr werden um 5 Milliarden auf 4 Milliarden zusammengestrichen. Mit diesen Massnahmen will das Unternehmen seine Schulden senken.
In der Schweiz dagegen liess der Telekomkonzern Swisscom verlauten, er sehe keinen direkten negativen Einfluss auf sein Geschäft durch die Finanzkrise. (awp/mc/ps/08)