EU-Ausblick: Kaum verändert – Banken geben den Ton an

Der britische FTSE 100 dürfte zum Handelsstart um bis zu 22 Zähler zulegen. Die Vorgaben sind uneinheitlich: Der Dow Jones hatte am Freitag leicht zugelegt, nachdem die Arbeitsmarktdaten nicht so schlimm ausgefallen waren. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones gewann seit dem europäischen Börsenschluss am vergangenen Freitag 0,85 Prozent. In Japan schlossen die Börsen dagegen schwach. Der Nikkei-225-Index ging auf dem tiefsten Stand seit 26 Jahren aus dem Handel.


«Die späte Erholung der Wall Street sowie der gestiegene Ölpreis sollte den Ölwerten und damit den europäischen Märkten insgesamt auf die Sprünge helfen», sagte Matt Buckland, Händler bei CMC Markets in London. «Die hohe Volatilität, die wir bereits in der vergangenen Woche gesehen haben, dürfte es allerdings schwer machen, bei Händlern grosses Vertrauen in eine Erholung hervorzurufen. Der Deal der Lloyds Banking Group könnte dem gesamten Sektor eine neue Richtung geben.»


Der britische Staat übernimmt die Mehrheit an der neuen Bankengruppe Lloyds Banking Group. Die Regierung werde ihren Anteil von 43 auf 65 Prozent aufstocken, teilte das Finanzministerium am Samstag in London mit. Zusammen mit nicht stimmberechtigten Aktien steigt der Anteil sogar auf 77 Prozent. Im Gegenzug sichert der Staat faule Papiere im Wert von 260 Milliarden Pfund (290,5 Mrd Euro) ab. Damit verpflichtet sich die Lloyds Banking Group, über die kommenden zwei Jahre wieder Kredite an Privatleute und Unternehmen im Wert von mindestens 28 Milliarden Pfund bereitzustellen. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Nachricht weitere britische Bankenwerte wie etwa Barclays ins Rampenlicht rücken wird. Händler erwarteten einen schwächeren Start für die Lloyds-Aktien.


Belgien will unterdessen 75 Prozent seiner Anteile am Finanzkonzern Fortis an die französische Grossbank BNP Paribas verkaufen. Darauf einigten sich die Beteiligten in der Nacht zum Samstag. Die restlichen 25 Prozent sollen im Besitz des Staates bleiben, erklärten Vertreter von Regierung und Banken in Brüssel.


Beim Rückversicherer Swiss Re und der Credit Suisse kommt es an der Spitze des Verwaltungsrats zu verschiedenen Änderungen. Swiss Re-Verwaltungsratspräsident Peter Forstmoser tritt zurück und wird von Vizepräsident Walter Kielholz abgelöst, wie die Swiss Re am Montag mitteilte. Die Ablösung wird per 1. Mai 2009 in Kraft treten. Die Papiere tendierten vorbörslich fester. Die Credit Suisse ist unterdessen gut ins neue Jahr gestartet. Unterdessen tritt der Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz von seinem Amt zurück.


Der designierte Verwaltungsratspräsident der UBS, Kaspar Villiger, will die Bank ohne weitere Staatshilfe auf Kurs bringen. «Gerade als ehemaliger Finanzminister und als Liberaler wäre für mich ein solcher Gang besonders unangenehm», sagte Villiger der Schweizer «SonntagsZeitung». Er hoffe, dass es nicht so weit komme.


Jenseits des Finanzsektors sollten Anleger ein Auge auf die Aktien von Roche behalten. Verwaltungsratspräsident Franz Humer misst der geplanten Vollübernahme der US-Tochter Genentech strategische und operative Tragweite bei. «Wenn es uns gelingt, Genentech vollständig zu integrieren, verstärken wir unsere Position in den USA von Grund auf», sagte Humer im Interview mit der «Sonntagszeitung» (SoZ). (awp/mc/ps/08) 

Schreibe einen Kommentar